Der Moment, der sich eingebrannt hat: Günter Zahn war Fackelläufer bei den Olympischen Spielen 1972. © dpa
München – Zu stolpern oder dass das Feuer beim Laufen ausgeht, wäre für ihn das Schlimmste gewesen, sagt Günter Zahn. Als Fackelläufer durfte er 1972 das olympische Feuer entfachen – vor 80 000 Zuschauern im Olympiastadion und einer Milliarde Menschen an den Fernseh-Bildschirmen. „Als ich oben angekommen bin, war der Blick ins Stadion unglaublich. Das Bild hat sich eingebrannt“, sagt er. Nun ist Zahn froh, dass die erste Hürde für München genommen wurde und die Mehrheit beim Bürgerentscheid für eine Olympia-Bewerbung gestimmt hat.
Bereits eine Woche vor der Eröffnungsfeier im August zog der damals 18-Jährige, der gerade erst Deutscher Jugendmeister im 1500-Meter-Lauf geworden war, ins Olympische Dorf ein. Schließlich standen einige Proben für Zahn an. „Erst im Nachhinein ist mir klar geworden, was das für eine große Aufgabe war“, sagt der heute 71-Jährige zu unserer Zeitung. „Die ganze Sportwelt wartet darauf, dass das Feuer brennt.“
Als Fackelläufer führte ihn die Strecke zunächst durch das Marathontor und anschließend 200 Meter entlang auf der Laufstrecke durch das Stadion, bevor es noch 162 Stufen zum olympischen Feuer hochging – und all das vor den Augen der Welt. Da war neben reichlich Ausdauer übrigens auch Ästhetik gefragt. So musste der Läufer zum Beispiel immer einen geraden Rücken haben. „Bei den Proben war ich meistens viel zu schnell unterwegs“, sagt Zahn. Bei der Eröffnungsfeier hat aber schließlich alles geklappt. Obwohl er immer noch ein paar Sekunden zu schnell gewesen sei.
Bei der Stadionrunde war der heute 72-Jährige nicht alleine. Stellvertretend für die anderen Kontinente liefen vier weitere Läufer mit ihm ein: Kipchoge Keino für Afrika, Jim Ryun für Amerika, Kenji Kimihara für Asien und Derek Clayton für Ozeanien. „Das waren alles Idole von mir, das war sehr aufregend“, sagt Zahn. Der Sportler Keino aus Kenia bot Zahn sogar an, dass er ihn mal besuchen könne. Sieben Jahre später tat Zahn genau das, und Keino führte ihn unter anderem über seine Teeplantagen.
„1972 war wunderbar“, sagt Zahn heute. Er spricht sich für die Olympischen Spiele in München aus.FRANZISKA WEBER