Die Grafik zeigt, wo überall in und um München Wettbewerbe stattfinden sollen, sollte München den Zuschlag für olympische Sommerspiele bekommen.
München – 66,4 Prozent für Olympia. Das beflügelt. Mit diesem klaren Bürgervotum im Rücken machen die Münchner Olympia-Planer jetzt Druck. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hätte gerne eine schnellere Entscheidung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), wohl auch in der Hoffnung, die nationale Konkurrenz einfach zu überrollen. Es sei mit dem Verband zu klären, „wie wir jetzt weiter damit umgehen mit der Challenge innerhalb von Deutschland, ob man das wirklich ein Jahr macht oder nicht macht, das werden wir sehen“, sagte er. Das Thema wolle er noch diese Woche per Video-Schalte mit dem DOSB „ansprechen“.
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wirkt geradezu euphorisiert. „Jetzt fluten wir den DOSB mit unseren Argumenten“, sagte er und kündigte intensive Gespräche an. Der „historische Bürgerentscheid“ bringe einen „Riesenschwung“. München sei jetzt als Bewerber „in höchstem Maße demokratisch legitimiert“. Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landessport-Verbands, mahnte an: „Der deutsche Sport ist gut beraten, dieses heiße Eisen jetzt weiter zu schmieden.“
Wie schnell der DOSB das Eisen zu schmieden gedenkt, ist die Frage. Eigentlich soll die Entscheidung erst im Herbst 2026 fallen. Neben München sind Hamburg, Berlin und die Rhein-Ruhr-Region noch im Rennen. Und dort ist man noch nicht so weit wie an der Isar. In Kiel (Hochseesegeln) ist der Bürgerentscheid für den 19. April terminiert, ebenso in der Region Rhein-Ruhr, in Hamburg ist es der 31. Mai. In Berlin ist gar kein Bürgerentscheid geplant. In Augsburg, das mit der WWK-Arena und der Kanustrecke am Eiskanal am Münchner Bewerbungskonzept beteiligt ist, werden die Bürger in den kommenden Wochen online befragt.
Die Konkurrenten gratulierten München brav für seinen Erfolg. Ans Aufgeben denkt aber noch keiner. „Ganz im olympischen Sinne freue ich mich auf den fairen Wettbewerb um die beste Bewerbung“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst. Der CDU-Politiker will den Münchnern etwas den Wind aus dem Segel nehmen. Der DSOB habe „Klarheit für den weiteren Prozess geschaffen“, forderte er indirekt, den Zeitplan einzuhalten. Bisher hat der DOSB das wohl auch vor. Man werde „an dem mit allen Beteiligten abgestimmten Prozess der Entscheidungsfindung festhalten“, sagte der DOSB-Vorstandschef Otto Fricke.
Söder sieht München so oder so klar im Vorteil. „Wir liegen bei den Sportstätten mit weitem Abstand vorne unter allen anderen deutschen Bewerbern. Wir können es. Wir wollen es. Wir sind auch das stärkste wirtschaftliche Land und das sicherste Land“, sagte er. Als Sportstadt gehöre München zu „den ersten Zehn“ in der Welt. „Man stelle sich nur vor: Olympische Spiele, Paralympics und Oktoberfest – da kann man zwei Monate in Bayern komplett verbringen.“
Welche Aspekte des Münchner Bewerbungskonzepts noch vertieft und weiter ausgearbeitet werden müssen, wird sich entscheiden, wenn die finalen Bewertungskriterien des DOSB feststehen. Damit will sich die DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Frankfurt beschäftigen. Zuvor – wohl Ende November – wird der DOSB in den sogenannten „Continuous Dialogue“ mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eintreten: Damit beginnt die nächste formelle Phase des Bewerbungsverfahrens.
Die endgültige Entscheidung über den Bewerber trifft die außerordentliche Mitgliederversammlung des DOSB im September 2026. Danach gilt es, sich gegen die internationale Konkurrenz durchzusetzen. Verbrieft ist das Interesse an den Spielen 2036 aus Katar, aber auch aus Indien, Afrika – und in Europa aus Madrid. Wann das IOC die endgültige Entscheidung über den Ausrichter 2036 trifft, steht noch nicht fest.
Dass die Münchner sich so früh zu Olympia bekannt haben, gibt der Stadt Zeit, das Konzept zu verfeinern. „Natürlich arbeiten wir schon jetzt weiter an der Ausdifferenzierung“, sagt Andreas Haas, Sprecher des Sportreferats. „Das gilt zum Beispiel für Details der Wettkampfstätten, für eine Zuordnung von Trainingsstätten und natürlich die grundsätzliche planerische Weiterentwicklung aller benannten Stadtentwicklungsprojekte in den Bereichen Wohnen, Mobilität, Klima- und Umweltschutz, Sport und Soziales.“ Auch das Rahmenprogramm, die Eröffnungsfeier und das Athletenerlebnis seien Bausteine des Konzepts und würden „schrittweise weiter konkretisiert“.