Das Haus am Ostfriedhof: Die Theologin Sonja Eichelbaum lädt trauernde Menschen zum Gespräch ein. © Marcus Schlaf
München – Wer in München an den großen Fenstern im „Haus am Ostfriedhof“ steht und auf die geschmückten Gräber schaut, ist nah an den Verstorbenen. Zugleich kann man sich im „Trauerpastoralen Zentrum“ des Münchner Erzbistums aufgefangen und behütet fühlen. Seit über einem Jahr können in dem architektonisch wie konzeptionell außergewöhnlichen Haus an der Nahtstelle zwischen Friedhof und Krematorium Menschen einkehren, die in ihrer Trauer und ihrer Einsamkeit Hilfe suchen.
„Unser Haus steht allen Menschen offen“, sagt die Theologin Sonja Eichelbaum, die das Zentrum leitet. Man kann nach einem Friedhofsbesuch im Restaurant einen Kaffee trinken oder zu Mittag essen. „Wer möchte, kann mit einem Seelsorger sprechen, kann bei uns andocken.“ Die Menschen wünschten sich Ansprechpartner zum Thema Trauer, zum Umgang mit dem Alleinsein.
Das Gesprächsangebot ist für Menschen völlig unabhängig von Konfession, Herkunft und Alter. Es richtet sich nicht nur an diejenigen, deren Angehörige auf dem Ostfriedhof beerdigt sind. „Ein spontaner Besuch ist gewünscht, gewollt und wird auch gelebt“, betont Eichelbaum. Es gebe nichts, was es nicht gebe: „Wir lernen jeden Tag dazu in der Erfahrung, wer bei uns das Gespräch sucht.“ So gibt es Gäste, die jeden Tag zum Mittagstisch kommen. Dazu finden sie einen besonderen Tisch mit dem Motto „Wer is(s)t schon gern allein?“ Sogar Trauerfeiern können in dem Haus ausgerichtet werden. Auch Menschen, die nach einem bestimmten Grab auf dem Ostfriedhof suchen, kann geholfen werden: Das „Haus am Ostfriedhof“ hat den entsprechenden Plan. „Rund um das Thema entstehen oft weitere Gespräche. Eine schlichte Grabsuche muss nicht nur eine Orientierungsfrage bleiben.“
Montags bis freitags ist das Haus von 9 bis 17 Uhr geöffnet, am Wochenende ab 10 Uhr. Vom 31. Oktober bis 2. November bietet das Zentrum besondere Angebote: am Freitag (ab 17 Uhr) einen Workshop „Wie finde ich die richtigen Worte, um Beileid auszudrücken?“. An Allerheiligen ist um 11 Uhr eine Führung durchs Haus, um 14 Uhr erklärt die Künstlerin Angela Eberhard ihre Ausstellung „Totentanz“. Nach der Gräbersegnung um 15 Uhr beginnt um 16 Uhr ein Saxophon-Konzert. Mit einer Lichtstunde wird an Allerseelen (14 Uhr) der Verstorbenen gedacht.CM