Heizkosten: Die Wärmepumpe schlägt sie alle

von Redaktion

Finanziell im grünen Bereich: Die Wärmepumpe heizt einer neuen Untersuchung zufolge derzeit am günstigsten.

München – Wer eine neue Heizung anschaffen will, muss viel rechnen. Auf welche Technologie soll man setzen? Wofür gibt es staatliche Fördergelder? Wie entwickeln sich die Betriebskosten langfristig, also wie ist die Prognose für den Strom-, Gas- oder Pellet-Preis? All diese Faktoren hat eine neue Studie untersucht. Die meisten Pluspunkte sammelt just die Technik mit dem angeschlagenen Ruf: die Wärmepumpe.

■ Heizkosten

Wärmepumpen entziehen der Umwelt unter dem Einsatz von Strom Wärme und wandeln diese in ein Vielfaches an Heizwärme um. Und erstmals sind die Kosten für Wärme aus Strom niedriger als für Gas, Öl, Pellets und Fernwärme. Das zeigt der „Heizspiegel“, den die gemeinnützige Organisation co2online und der Deutsche Mieterbund herausgegeben haben. So kostet es 2025 nur 715 Euro, eine 70-Quadratmeter-Wohnung ein Jahr lang mit einerWärmepumpe zu beheizen (Grafik). Zum Vergleich: Mit Erdgas wären es 1180 Euro. Holzpellets waren mit 740 Euro pro Jahr recht günstig, Heizöl mit 1055 Euro im Mittelfeld. Am teuersten ist laut Studie die Fernwärme mit 1245 Euro.

■ Kostenprognose

Aktuelle Preise sind freilich nicht alles bei einer langfristigen Investition. Da zählt der Blick in die Zukunft. Aber wie sieht die Zukunft aus? Wissenschaftler des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme (ISE) haben berechnet, wie sich die Kosten bis 2045 wahrscheinlich entwickeln. Demnach sollen die Endkundenpreise für Wärmepumpenstrom von heute 25,7 auf 28,1 Cent pro Kilowattstunde steigen. Die Preise für Haushaltsstrom sollen trotz Netzausbau sogar um fast zwei Cent auf dasselbe Niveau sinken. Die Kosten für Erdgas dagegen könnten drastisch anziehen: von heute 10,7 auf 18,9 Cent pro Kilowattstunde. Die Gründe: Die Netzentgelte steigen, weil sich die Kosten auf immer weniger Schultern verteilen. Und die Netzbetreiber schreiben ihre Leitungen schneller ab, um der Kundenflucht vorzubeugen. Wie der Energiedienstleister ene‘t berichtet, erhöhen die Stadtwerke Pforzheim ihre Gasnetzentgelte 2026 um fast 50 Prozent. Das sei zwar der Spitzenwert, der Trend aber klar. Auch die Fernwärmepreise sollen laut ISE von 11,4 auf 14,1 Cent steigen. „Die Betreiber müssen jetzt in größere Fernwärmenetze und die Dekarbonisierung investieren. Dadurch steigen die Preise erstmal“, erklärt Christoph Kost. Er leitet am ISE die Abteilung Energiesysteme und -märkte.

■ CO2-Preis

Der zweite wichtige Faktor für fossile Energie wird der CO2-Preis – das Herzstück der europäischen Klimapolitik. Vereinfacht gesagt muss jeder, der fossile Brennstoffe verfeuert, dafür CO2-Zertifikate kaufen. Durch ein immer knapperes Angebot und damit steigende Preise soll dieser Marktmechanismus stückweise dafür sorgen, dass CO2 nur noch da ausgestoßen wird, wo es nicht anders geht. Wo es günstigere grüne Alternativen gibt, haben Verbraucher einen Anreiz umzusteigen. Heute zahlen Privatkunden 55 Euro pro Tonne CO2, die beim Heizen ausgestoßen wird. Zum Vergleich: Eine Kilowattstunde Erdgas setzt beim Verbrennen etwa 200 Gramm des Klimagases frei. Um die Klimaziele zu erreichen, soll der CO2-Preis aber steigen: Laut ISE könnten es bis 2045 schon 300 Euro pro Tonne sein, wobei die genaue Höhe mit großen Unsicherheiten verbunden ist. Obwohl nicht vom CO2-Preis betroffen, dürften auch die Kosten für klimafreundliche Brennstoffe steigen: Bei Holzpellets von 6,7 auf 9 Cent pro Kilowattstunde, bei Biomethan sogar von 11,7 auf 20,6 Cent. Denn wenn der Gaspreis steigt, weichen immer mehr Leute auf Bio-Brennstoffe aus. Und durch die Nachfrage steigen die Kosten, erklärt ISE-Forscher Kost.

■ Was sich am Ende lohnt

Hohe Anschaffungskosten für Wärmepumpen, steigende Preise für fossile Energie: Für Verbraucher ist die Lage kompliziert. Die Fraunhofer-Wissenschaftler haben deshalb berechnet, wie viel jede Heizung pro Jahr kostet – inklusive Energiepreisprognosen, einem CO2-Preis von 300 Euro, Anschaffungskosten und den aktuellen Förderbedingungen nach dem Heizungsgesetz. Dafür haben sie eine Förderung von je 50 Prozent der Investitionskosten angenommen. Die kann jeder Haushalt bis Ende 2028 beantragen. Die Ergebnisse (Tabelle) sind überraschend: Für ein Musterhaus aus den frühen 2000ern mit freien Heizkörpern sind die Luft-Wasser-Wärmepumpe und Fernwärme die günstigsten Heizformen. Durch die Förderung aus dem Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, wäre eine reine Gasheizungüber deren Lebenszeit gerechnet über 20 Prozent teurer. Zwei Einschränkungen gibt es aber: „Fernwärme ist lokal extrem unterschiedlich. Manche Netze sind deutlich teurer als andere“, erklärt Kost. Für neue Gasheizungen gibt es zudem Vorgaben. Sie müssen ab 2029 mit einem steigenden Anteil von Wasserstoff oder Biomethan betrieben werden. Weil die relativ teuer sind, sind diese Heizungen über deren Lebenszeit kostspieliger als Wärmepumpen und reine Gasheizungen. Die teuerste Option: eine reine Wasserstoffheizung.

■ Energieberatung

Die Musterrechnungen sind nicht für jedes Haus anwendbar. Eigentümer sollten einen Energieberater zu Rate ziehen. Der kann berechnen, welche Kombination aus Heizung, Sanierung und Förderung die günstigste Option ist. Die Verbraucherzentrale Bayern bietet diesen Service für nur 40 Euro an (Tel. 0800 809 802 400). „Unsere Energieberater ermitteln den konkreten Wärmebedarf, um neue Heizungsanlagen nicht zu leistungsstark zu bauen. Mögliche doppelte Kosten für Gerüste vermeiden Hauseigentümer mit Hilfe unserer Berater, indem sie gemeinsam die richtige Reihenfolge von Sanierungsmaßnahmen festlegen“, sagt Sigrid Goldbrunner, Energieexpertin der Verbraucherzentrale. Durchschnittlich bringe die Beratung eine Einsparung von rund 10 000 Euro.

■ Rechtslage

Für Eigentümer ist gerade die Zeit der Entscheidungen: Die Kommunen müssen zwischen 2026 und 2028 ihre Wärmeplanung abschließen. Erst die Städte, dann die Gemeinden. Danach ist klar, ob und welche Fernwärmenetze es geben wird. Ab dann ist auch der Einbau reiner Öl- und Gasheizungen nicht mehr erlaubt. Verbrenner-Modelle müssten zu 65 Prozent mit grünem Brennstoff betrieben werden. Ganz gewiss ist das aber noch nicht: Die schwarz-rote Koalition will dieses Verbot kippen – und eventuell an der Wärmepumpenförderung kürzen.