„Man sollte jetzt keine neue Verunsicherung schaffen“

von Redaktion

München – Viele fürchten, dass eine Wärmepumpe im Altbau nicht funktioniert. Eine Sorge, die Markus Stumbaum nicht bestätigen kann. Im Interview erklärt der stellvertretende Obermeister der Heizungsbauer-Innung München, was ihm in der Praxis begegnet – und warum er dagegen ist, das umstrittene „Heizungsgesetz“, so wie im Koalitionsvertrag vereinbart, wieder abzuschaffen.

Herr Stumbaum, viele fürchten, dass sie für den Einbau einer Wärmepumpe eine Fußbodenheizung oder eine Generalsanierung brauchen. Stimmt das?

Ich habe für den Wechsel auf die Wärmepumpe noch nie die Heizkörper tauschen müssen. Die meisten sind eh schon viel zu groß ausgelegt, weil man sich optisch an den Fenstern orientiert hat und nicht am eigentlichen Bedarf. Früher hat das ja niemand ausgerechnet. Deshalb braucht es keine Fußbodenheizung – außer für den Komfort. Wer unsicher ist, ob die Wärmepumpe passt, kann die Vorlauftemperatur, also die Temperatur, mit der das Wasser die Heizung verlässt, auf 50 Grad absenken. Kommt man damit in einem strengen Winter zurecht, funktioniert auch eine Wärmepumpe effizient.

Gibt es andere bauliche Zwänge, die gegen die Wärmepumpe sprechen?

Gerade bei kleinen Gärten kann es mit dem Lärmschutz etwas schwierig werden – und man braucht im Keller Platz für den Pufferspeicher. Aber das Handwerk ist dafür da, Lösungen zu finden. Das kostet vielleicht ein paar Euro mehr, aber wir haben es immer geschafft.

Was raten Sie den Kunden?

Ich bin ein Freund der Energiewende, aber ich versuche niemanden von der Wärmepumpe zu überzeugen. Einfach, weil wir keine belegbaren Zahlen dafür haben, was der Gaspreis in den nächsten Jahren macht. Und aktuell ist es noch so, dass die Gastherme sich besser rechnet als die Wärmepumpe, oder die beiden zumindest gleichauf sind. Deshalb ist es gut, dass es die Studie von co2online gibt, das liefert zumindest Anhaltspunkte.

Die Regierung will das Heizungsgesetz abschaffen.

Das aktuelle Gebäudeenergiegesetz ist vielleicht nicht das schönste Gesetz, aber es geht in die richtige Richtung. Da sollte man jetzt keine neue Verunsicherung schaffen. Fossile Energie wird durch den europäischen CO2-Preis ja trotzdem teurer. Wenn jemand jetzt noch unbedingt eine Gasheizung will, lasse ich mir unterschreiben, dass ich ihn darüber aufgeklärt habe – und der Kunde muss dann eben später sehen, wie er das Biogas in den Kessel bekommt.

Wie kann man mit der bestehenden Heizung sparen?

Ich würde auf jeden Fall den hydraulischen Abgleich machen. Das können versierte Heimwerker entweder selber – oder eben der Heizungsbauer. Das geht nicht bei allen Ventilen, aber es hilft beim Energiesparen. Und als Zweites würde ich auf jeden Fall die Vorlauftemperatur runternehmen.

Weshalb?

Je höher die Temperaturdifferenz zwischen Raum und Rohr ist, desto höher sind die Verluste. Und weil die meisten Rohre über den kalten Keller laufen, gibt es hier viel zu holen. Das gleiche Prinzip gilt für die Raumtemperatur: Der Wärmeverlust über die Außenwand wächst mit steigender Innentemperatur exponentiell. Räume wie das Schlafzimmer würde ich gar nicht beheizen. Wenn man das beachtet, kann man eine Menge Geld sparen.

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