Eine Darmspiegelung hilft bei der Früherkennung. © imago
Prof. Hana Algül leitet das Krebszentrum Comprehensive Cancer Center CCC. © ms
Der Körper schickt Signale: Diese sollte man ernst nehmen, um Krebs möglichst frühzeitig zu erkennen. © Smarterpix
München – Funktioniert Ihre Lunge so gut, wie sie sollte? Arbeitet Ihre Leber richtig? Wer seinen Körper gut beobachtet, kann Zeichen dafür erkennen, dass es ihm nicht gut geht. Der Münchner Krebsexperte Prof. Hana Algül erklärt die Signale, die auf eine beginnende Krebserkrankung hindeuten können. Nicht, um zu verängstigen, sondern um zu sensibilieren. Denn selbst wenn die Symptome oft andere Ursachen haben: Ist es doch Krebs, kann das frühe Erkennen der Krankheit die Rettung sein.
■ Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust
Diese typischen Zeichen der sogenannten B-Syptomatik sind ein unheilvolles Dreigespann und ein Anzeichen für eine schwere Erkrankung des Körpers – unter anderem für maligne Lymphome, also Krebserkrankungen im lymphatischen System, das ein Teil des körpereigenen Immunsystems ist. Wer über 38 Grad Celsius Fieber hat und nachts so stark schwitzt, dass er Kleidung und Bettwäsche wechseln muss und zudem innerhalb von sechs Monaten zehn Prozent des Körpergewichts verliert, ohne dass er trainiert oder eine Diät macht, sollte sich unbedingt untersuchen lassen, rät Professor Hana Algül.
■ Schwellungen
Schwellungen der Fingerspitzen und/oder im Gesicht und am Hals können durch wachsende Tumore in der Lunge verursacht werden. Wenn kleinzellige Lungentumore die Blutgefäße in der Brust blockieren und so den freien Blutfluss zum Kopf verhindern, kann dies zu Schwellungen oder Rötungen der Gesichtszüge führen. Auch stark geschwollene Fingerendglieder – sogenannte Trommelschlägelfinger – sind ernst zu nehmen. Sie können ein Anzeichen für eine chronische Hypoxie (Sauerstoffmangel) sein. Dieser Sauerstoffmangel kann durch Lungenerkrankungen wie COPD oder Lungenkrebs sowie durch Herzkrankheiten, entzündliche Darmerkrankungen oder Leberzirrhose ausgelöst werden kann.
■ Müdigkeit
Müdigkeit spürt jeder mal. Aber ist sie ein Dauerzustand, ist das nicht selten auch ein Anzeichen für Krebs. Müdigkeit muss deshalb in Kombination mit anderen Symptomen betrachtet werden. Nur so lässt sich erahnen, um welche Art von Krebs es sich handeln könnte.
■ Keuchen, Atemnot, Schluckbeschwerden oder Husten
Dies können Anzeichen für Lungen- oder Speiseröhrenkrebs sein, ebenso anhaltende Heiserkeit, Brustschmerzen oder wiederkehrende Lungeninfektionen. Schluckbeschwerden sind zudem oft mit Kehlkopfkrebs verbunden.
■ Häufiges Fieber oder Infektionen
Diese Alarmsignale können auf bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems, etwa Leukämie, hindeuten. Das ist eine Krebserkrankung der Blutzellen, die im Knochenmark beginnt. Dieses produziert abnormale weiße Blutkörperchen und stört so die Infektionsabwehr des Körpers.
■ Übermäßige Blutergüsse
Starke Blutergüsse oder Blutungen, die nicht aufhören, können ein Hinweis auf Anomalien der Blutplättchen und roten Blutkörperchen sein, was wiederum auf Leukämie hindeuten kann. Leukämiezellen verdrängen die roten Blutkörperchen und beeinträchtigen die Fähigkeit des Blutes, Sauerstoff zu transportieren. Das führt zu Blutgerinnseln.
■ Veränderungen an den Nägeln
Ein brauner oder schwarzer Punkt unter dem Nagel kann auf Hautkrebs hinweisen. Blasse oder weiße Nägel können Anzeichen für den Krebs begünstigende Lebererkrankungen sein. Denn bei Leberproblemen kann sich das Verhältnis von Eiweißen und Flüssigkeit im Blut verändern mit der Folge, dass die wachsenden Nägel im Nagelbett nicht mit genug Nährstoffen versorgt werden.
■ Hautverletzungen, die nicht heilen wollen
Hautverletzungen, die zwar verkrusten, aber einfach nicht heilen wollen, sollte man unbedingt abklären lassen. Denn: Verschiedene Arten von Hautkrebs (Melanom, Basalzellkarzinom und Plattenepithelkarzinom) können ungewöhnlich aussehende Wucherungen oder Flecken verursachen.
■ Knoten
Knoten im Nacken, den Achselhöhlen oder in der Leistengegend sind ein Fall für den Arzt. Geschwollene Lymphknoten deuten auf Veränderungen im Lymphsystem hin, die mit Krebs zusammenhängen können.
■ Blähungen und Gewichtszunahme
Blähungen und Gewichtszunahme sind auch Symptome von Tumorerkrankungen, die sich auf das Bauchfell ausdehnen können. Diese Komplikation heißt Peritonealkarzinose. Sie kann dazu beitragen, dass das Verdauungssystem nicht gut funktioniert und Flüssigkeit in den Bauchraum ausweicht (Aszites). Peritonealkarzinose kommt bei Tumoren des Verdauungstrakts, aber auch bei gynäkologischen Tumoren (Eierstockkrebs) vor. Patientinnen mit Eierstockkrebs berichteten von unerklärlichen Blähungen, die plötzlich auftraten und über einen längeren Zeitraum anhielten.
■ Unregelmäßigkeiten im Stuhl
Plötzliche und länger anhaltende Unregelmäßigkeiten beim Stuhlverhalten, also ein Wechsel von Durchfallepisoden zu Verstopfungen, müssen ernst genommen werden, da dies, neben Blut im Stuhl, ein Alarmsignal für das Dickdarmkarzinom sein kann.
■ Unerklärlicher Gewichtsverlust
Das kann ein frühes Anzeichen von Krebs sein, zum Beispiel Bauchspeicheldrüsenkrebs, Magenkarzinom oder anderen Tumoren des Verdauungstrakts. Das hat vor allem damit zu tun, dass der Tumor die Nährstoffe im Körper aufbraucht und dazu auch Muskelmasse abbaut. Dieses Symptom ist sehr ernst zu nehmen und wird als Kachexie bezeichnet.
■ Kein Appetit/Hunger
Dies könnte ein frühes Anzeichen für Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs sein. Eine plötzliche Abneigung gegen Kaffee, Wein oder Rauchen kann ebenfalls damit zusammenhängen.
■ Völlegefühl und Unfähigkeit, zu essen
Ein Appetitverlust, obwohl Sie eine Weile nichts gegessen haben, kann ein Hinweis auf Eierstockkrebs sein.
■ Rote, schmerzende oder geschwollene Brust
Das deutet auf entzündlichen Brustkrebs hin. Unerklärliche Veränderungen sollten sofort einem Arzt gemeldet werden. Eine abgeflachte, eingezogene oder seitlich gedrehte Brustwarze kann ebenfalls auf Brustkrebs hinweisen.