Topfit mit 70: Was man dafür selber tun kann

von Redaktion

Prof. Dr. Markus Krane, Chef der Herzchirurgie der TU München. © bez

Prof. Dr. Christian Stief ist Leiter der Urologischen Klinik der Ludwig-Maximilians-Universität. © ACHIM FRANK SCHMIDT

Zwei Kerzen reichen für Friedrich Merz eigentlich nicht mehr. Der Bundeskanzler wurde gerade 70. © dpa

Herbert Hainer ist Präsident des FC Bayern. Die Arbeit, sagt der 71-Jährige, halte ihn jung. © Mladen Lackovic

Günther Sigl von der Spider Murphy Gang hat gute Gene – tut aber auch etwas für seine Fitness. Im Herbst geht seine Gang wieder auf Tour . © Geisler-Fotopress

München – Günther Sigl wird im Februar 79. Aber im Herbst geht er schon wieder mit seiner Spider Murphy Gang auf Tour. Mann, musst du fit sein, bekommt Sigl des Öfteren zu hören. „Die Leute reden immer von meinen guten Genen“, sagt der Bassist und Sänger. Der Vater wurde 96, die Mutter 86. Zur Wahrheit gehört freilich auch: Sigl tut viel für seine Fitness. „Ich habe keine Drogen genommen, nicht geraucht und nicht getrunken – auch wenn in den 70ern viele um mich herum gehascht haben“, sagt der Musiker. „Du darfst dich dem Rock ‘n‘ Roll nicht hingeben – nur musikalisch –, der macht keine Gefangenen.“

Heute macht er täglich Gymnastik. Muskeltraining oder auch Power Walking. „Ich kann in Gräfelfing gleich raus in die Natur und die Würm entlanglaufen.“ Ganz wichtig für ihn: Freude haben an dem, was man tut. Sigl blickt schon voraus: „In zwei Jahren werde ich 80 und die Spider Murphy Gang 50.“ Das soll gefeiert werden.

Herbert Hainer horchte tief in sich hinein, bevor er ein drittes Mal als Präsident des FC Bayern kandidierte. Er ist 71. Allerdings ging es weniger um seine Fitness. „Man fragt sich in so einem Lebensabschnitt, wie man seine Zeit verbringen möchte. Aber ich habe dann festgestellt, wie sehr mich diese Aufgabe als Präsident des FC Bayern erfüllt“, erzählt er. „Ich bin Fan dieses Vereins seit den Zeiten von Franz Beckenbauer. Es ist eine riesige Ehre, dieses Amt ausführen zu können.“ Anfang November wurde er wiedergewählt. Auch Hainer tut was für seinen Körper: zweimal die Woche ins Gym mit Personal Trainer, Joggen, Golfen. Um abzuschalten, packt er auch mal auf dem Gestüt seiner Tochter in Österreich mit an, repariert Zäune, mäht Rasen, fährt Traktor. „Ich denke, neben Bewegung – körperlich wie geistig – und einem starken sozialen Umfeld ist es am Wichtigsten, aktiv zu bleiben, eine Aufgabe zu haben und sich Ziele zu setzen – das hält einen jung.“

Man darf sich nichts vormachen: Wenn man älter wird, gerät der Motor schon mal ins Stottern. „Aber das Ermutigende ist: Heute kriegen es Spezialisten meist hin, dass der Motor wieder rundläuft. Und man kann auch selbst viel dafür tun“, sagt Professor Christian Stief. Er ist selbst schon 66 und leitet im LMU-Klinikum Großhadern die Urologische Klinik. Seit 36 Jahren ist er Facharzt für Urologie, seit 22 Jahren Chefarzt. Bis heute arbeitet er gerne noch 13 bis 14 Stunden am Tag. Obwohl er erst vor vier Jahren eine schwere Herz-OP hatte. Seine Mitralkappe war undicht – die Spätfolge eines Motorradunfalls. Stief bezeichnet sich selbst als Workaholic, findet seine Arbeit „sinnstiftend und erfüllend“.

Doch wie bleibt man nach einem langen Berufsleben fit genug, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden?

■ Vorsorge

„Man kann sehr viele ernste Erkrankungen abwenden, wenn man regelmäßig zur Vorsorge geht“, sagt Stief. Eine Garantie gebe es nie, aber man könne durch regelmäßige Vorsorge das Risiko verringern und die Heilungschancen erhöhen. „Auch bei mir selbst lasse ich keine Ausrede gelten. Wenn man gut plant, ist der Zeitaufwand für Vorsorge überschaubar“, sagt der Chefarzt. Darmspiegelung, Hautkrebs-Screening, ein Check-Up beim Kardiologen und beim Urologen sollten selbstverständliche Regelmäßigkeit sein. Moderne Technik wie die Herz-Computertomografie macht Vorsorge immer effektiver.

■ Fokussieren

Mit halb so alten Kollegen mithalten zu wollen, das mache keinen Sinn, sagt Stief. „Aber ich sehe jeden Tag beim Operieren, dass man mit Erfahrung vieles kompensieren und manchmal sogar besser machen kann. Man muss sich auf seine Stärken fokussieren.“

■ Regeneration

Öfter gezielt abschalten, ein Buch lesen, nicht an die Arbeit denken. Wichtig ist auch ausreichend Schlaf. „Sechs bis sieben Stunden sind sicher empfehlenswert“, sagt Stief. „Früher sind wir auch mal bis drei Uhr morgens feiern gegangen und um sechs Uhr wieder in der Klinik gewesen. Das würde ich heute nicht mehr schaffen.“

■ Weniger Alkohol

Beim Thema Alkohol, sagt Stief, belügen sich viele Menschen selbst: Auch geringe Mengen machen sich bemerkbar: Man schläft schlechter, ist morgens unausgeruht. „Lange Abende an der Bar sind bei mir tabu – jedenfalls unter der Woche“, sagt Stief schmunzelnd.

■ Selbsterkenntnis

Man sollte sich stets selbst hinterfragen, ob man noch die erforderliche Leistung bringt oder etwas kürzertreten sollte: Man muss ja nicht zwingend der Leitwolf sein, findet Stief. Und wenn es gar nicht mehr geht, zeige es Größe, sich dies einzugestehen. „Man sollte diesen Zeitpunkt nicht verpassen.“

■ Schon jung fit sein

Wer mit 70 fit sein will, sollte schon mit 40 die Grundlagen schaffen, rät Stiefs Kollege Professor Markus Krane. Der 49-Jährige leitet die Herzchirurgie im Deutschen Herzzentrum des TUM Klinikums. Körperliche Fitness hilft ihm, die Konzentration hochzuhalten und teils mehrere Stunden am Stück zu operieren. „Man sollte ein Leben lang daran arbeiten, möglichst fit zu bleiben.“ Ausdauertraining hilft, die Gefäße jung zu halten. Und: Im Alter verliert man Muskeln. „Diesem Abbau sollte man gezielt entgegenwirken. Sonst verliert man bis zum 80. Lebensjahr im Schnitt 50 Prozent der Muskelmasse“, so Krane. „Starke Muskeln sind aber sehr wichtig, um den Körper zu stabilisieren.“

Artikel 5 von 6