Huglfing – das schönste Dorf Europas

von Redaktion

Eine Besonderheit der Gemeinde sind die vielen Tuffstein-Häuser. Auch der Bürgermeister wohnt in einem. © A. Schmidt

Der Hungerbach fließt durch den ganzen Ort, auch Forellen tummeln sich in dem klaren Wasser. © Achim Frank Schmidt

Bürgermeister Markus Huber, hier vor dem Rathaus, hat uns durch das Dorf geführt. © Achim Frank Schmidt

Huglfing – Leichte Nebelschwaden ziehen über die Felder und Wiesen kurz vor Huglfing im Landkreis Weilheim-Schongau. Der Blick ins Alpenvorland ist schon fast frei, während sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken bricht. Es ist neun Uhr morgens, und Huglfings Bürgermeister Markus Huber (51) sitzt bereits seit mehreren Stunden am Schreibtisch. Um sechs Uhr beginnt sein Arbeitstag, damit er in der Früh schon möglichst viel schafft, wie er sagt. Gerade in den vergangenen Wochen war besonders viel los. Denn Huglfing hat den Titel „Schönstes Dorf Europas“ gewonnen.

Kurz bevor es auf einen kleinen Rundgang durch die Ortschaft geht, holt Markus Huber von daheim seine Trachtenjacke – die soll natürlich mit drauf aufs Foto. Er ist schnell zurück, denn in dem Dorf etwas nördlich des Staffelsees sind die Wege kurz. Auf dem Spaziergang grüßt der Bürgermeister jeden, der entgegenkommt. „Man kennt sich“, sagt er. An die 2920 Menschen wohnen in Huglfing, der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 43 Jahren. Seit der Ort den Preis gewonnen hat, kommen außerdem viele Tagesausflügler.

Huglfing hat nicht nur den ersten Platz des internationalen Wettbewerbs „Entente Florale Europe“ belegt, sondern mehr als 90 Prozent der möglichen Punkte erzielt. Das ist außergewöhnlich viel. Bei dem Preis geht es nicht nur darum, das schönste Dorf zu sein. Für die Jury stach Huglfing auch hervor mit einer generationengerechten Ortsgestaltung, Umwelt- und Naturschutzprojekten und Gemeinschaftssinn. Die Pflege von Mooren und Grünflächen, die respektvolle Sanierung von Gebäuden, Nachhaltigkeit – es sind viele Aspekte, die die Jury prüft. Und in Huglfing scheint all das besonders gut zu passen. „Wir haben 30 Vereine, einen großen Zusammenhalt und ein tolles Miteinander“, schwärmt Huber. Es gibt 40 Wohnungen als sozialen Wohnraum, weitere sollen gebaut werden.

Der Weg führt vorbei an alten Häusern, häufig mit Tuffstein-Fassade. „Das macht Huglfing besonders“, sagt der Gemeindechef. Das 400 Jahre alte Haus, in dem er mit seiner Frau und seiner Tochter wohnt, hat die Familie aufwendig restauriert. Wir schlendern an einem Hofladen vorbei, am regionalen Schlachthaus und am Gasthaus „Zum Alten Wirth“. In Huglfing hat man noch eine Wirtschaft. Huber freut sich schon auf 2030 – dann feiert das Dorf sein tausendjähriges Bestehen.

Im Hungerbach, der malerisch durch den Ort fließt, schwimmen Enten. Darunter tummeln sich Fische im klaren Wasser. „Das sind Forellen“, sagt der Bürgermeister, kramt etwas Kleingeld hervor und lässt aus einem Automaten am Wegrand ein paar Hände voll Fischfutter raus. Nicht alle Tiere interessiert das, doch ein paar springen regelrecht aus dem Wasser. „Im Sommer lassen die Kinder im Bach ihre Schifferl schwimmen“, erzählt Huber.

In den örtlichen Kindergarten gehen 130 Kinder. Es gibt auch eine Gruppe, die morgens gemeinsam mit dem Bus zum Bauernhof fährt. „So wird ihnen die Landwirtschaft nähergebracht.“ Gegenüber vom Kindergarten ist der Schmitterhof, eine Seniorenwohnanlage. „Die Bewohner passen aufeinander auf.“ In dem Gebäude sind 17 barrierefreie Ein- bis Drei-Zimmer-Wohnungen für Senioren und Menschen mit Behinderung. „Das ist ein absolutes Erfolgsmodell. Wir könnten das noch dreimal bauen.“ Weitere derartige Wohnungen sind gegenüber vom Rathaus geplant.

Markus Huber ist in München geboren und im Nachbardorf Etting aufgewachsen. In Huglfing wohnt der 51-Jährige seit 2007. In die Politik sei er so hineingerutscht. Studiert hat er Bauingenieurwesen, seit 2020 ist er parteifreier Bürgermeister. „Ich nehme mir auch meine Auszeiten, aber es ist sehr schön, für die Bürger da zu sein“, sagt er. Im März steht die Kommunalwahl an. Markus Huber will Bürgermeister bleiben – des jetzt schönsten Dorfs Europas.

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