Fachübergreifende Besprechung: Chirurg Prof. Martin Angele (links) und Onkologe Dr. Till Seiler analysieren ein CT-Bild.
München – Vor einer großen Krebs-OP analysieren die Ärzte im Klinikum Garmisch-Partenkirchen nicht nur den Tumor, sondern auch den Allgemeinzustand des Patienten – insbesondere bei hochbetagten Menschen. „Wir berücksichtigen nicht nur das kalendarische, sondern auch das biologische Alter und darüber hinaus seine Lebensumstände“, sagen die Krebsspezialisten Prof. Martin Angele und Dr. Till Seiler. Dabei werden beispielsweise folgende Fragen geklärt: Wie fit ist unser Patient körperlich und geistig? Ist er mobil? Wie gestaltet sich sein soziales Umfeld? Lebt er alleine? Gibt es Angehörige oder Freunde, die sich kümmern? Welche Begleiterkrankungen hat der Patient?
Wenn der Patient körperlich angeschlagen wirkt und der Eingriff aus medizinischen Gründen noch aufgeschoben werden kann, steht zunächst eine sogenannte Prähabilitation an. „Das kann man sich vorstellen wie eine Reha – nur vor der OP. Dazu gehören unter anderem eine spezielle Ernährung, Physiotherapie und eine optimale Einstellung aller Medikamente – etwa gegen Begleiterkrankungen, die bei der OP zu einem ernsten Problem werden könnten“, so die Krebsspezialisten Angele und Seiler.
Ganz wichtig ist den beiden Ärzten ein ausführliches Gespräch über die Chancen und Grenzen des Eingriffs. „Wir wollen ergründen, was sich der Patient von der OP erhofft und erwartet, damit er in Ruhe und selbstständig eine Entscheidung treffen kann.“ Mitunter werden auch die Kinder einbezogen und darauf vorbereitet, was sie in den Wochen nach der OP erwartet. „Es geht darum, für den Patienten ein Netzwerk der Hilfe zu knüpfen – über seine Zeit in der Klinik hinaus.“
Bevor es in den Operationssaal geht, kümmern sich Narkoseärzte und Intensivmediziner um Chefarzt Dr. Werner Leidinger darum, das Risiko für Komplikationen wegen der Narkose zu verringern. Sie legen vor allem großen Wert auf die sogenannte Delir-Prophylaxe. Sie zielt darauf ab, Verwirrtheitszustände nach dem Aufwachen zu vermeiden.BEZ