Mit letzter Kraft zur Abschieds-Show

von Redaktion

Auftritte, die für Spekulationen sorgten: Gottschalk mit Cher beim Bambi (li.) und rechts mit seiner Liebe Karina bei der Romy-Gala in Kitzbühel. © Tinnefeld/Babirad

Unter Freunden: Barbara Schöneberger und Günther Jauch (re.) stehen am Samstag mit Thommy auf der Bühne. © RTL

München – Im Rampenlicht hat er sich immer am wohlsten gefühlt. Sobald das rote Lämpchen einer TV-Kamera leuchtete, strahlte auch Thomas Gottschalk. Ein Mann, geboren für die Show-Bühne. Deswegen dürfte es für Thomas Gottschalk wohl das Allerschönste sein, dass RTL ihm nun, in der schwersten Zeit seines Lebens, einen Abschied vom Fernsehen bereitet, wie er ihn sich selbst gewünscht hat: am Samstagabend, 20.15 Uhr, live, vor einem Millionenpublikum.

„Die Show ,Denn sie wissen nicht, was passiert‘ wird wie geplant am kommenden Samstag stattfinden“, teilte der Kölner Privatsender gestern mit. „Auf ausdrücklichen Wunsch von Thomas Gottschalk wird er gemeinsam mit Barbara Schöneberger und Günther Jauch noch einmal Seite an Seite mit dem Publikum einen unterhaltsamen Abschiedsabend von der großen Showbühne feiern.“ Jauch und Schöneberger würden diesen Weg „mit voller Überzeugung“ unterstützen und Thomas Gottschalk „mit großem Respekt und echter Vorfreude zur Seite“ stehen, wie es weiter heißt.

■ Das Chaotische war immer Teil seiner DNA

Das ist durchaus eine Überraschung. Nachdem Thomas Gottschalk am Sonntagabend seine Krebs-Erkrankung öffentlich gemacht hatte, rechneten die meisten Beobachter, auch enge Weggefährten, eher damit, dass sich der 75-Jährige gemeinsam mit seiner Ehefrau Karina zurückzieht und von der kräftezehrenden Therapie der vergangenen Monate erholt.

Wie mitgenommen er ist – davon konnten sich die Zuschauer der Bambi-Verleihung vor gut zwei Wochen und der Romy-Gala am vergangenen Freitag selbst überzeugen. Gottschalk stand, wir berichteten es, völlig neben sich, schien irgendwie von der Rolle zu sein, jedenfalls nicht bei der Sache. Manch einer unkte, dass er, der Show-Titan, auch früher schon genauso verwirrt auf Bühnen und in TV-Studios gestanden habe. Was teilweise stimmt, das Chaotische, das nicht Vorbereitete gehörte seit jeher zu Gottschalks DNA, damit hat er oft genug selbst kokettiert. Aber die jüngsten Auftritte waren anders. Nicht nur fahrig, sondern er wirkte: tatsächlich massiv angeschlagen, ja krank. Spekulationen über seinen Gesundheitszustand haben wir uns als Zeitung verbeten, vor allem in den Sozialen Netzwerken machten von Demenz bis Parkinson aber so gut wie alle Ferndiagnosen die Runde. Hinzu kam eine Mischung aus Befremden und Belustigung über den verwirrten, alten Mann.

Thomas Gottschalk hätte diesem unwürdigen Treiben womöglich früher ein Ende setzen können. Er hat auf Zeit gespielt, beschwichtigt („es geht mir gut“) – und wer mag ihm das angesichts seiner Lage verdenken. Nun, da die Diagnose raus ist, dürfte manchem Kommentator die Häme im Hals stecken bleiben, viele Fans dürften ihrem Thommy dankbar sein für die Offenheit, die eine Erklärung bietet für die Auftritte, die ja nun einmal wirklich besorgniserregend waren.

Die Macher der RTL-Show „Denn sie wissen nicht, was passiert“ waren seit Gottschalks Bambi-Auftritt ziemlich nervös. Wie umgehen mit der Situation? Wie eine unbeschwerte Sendung planen, wenn da einer auf der Bühne steht, bei dem sich alle fragen: Was ist nur los mit ihm? Jetzt, mit dem Wissen um Gottschalks Gesundheitszustand, kann es dem Team um Barbara Schöneberger und vor allem Günther Jauch gelingen, dem Kollegen und Freund den Abschied vom TV zu bereiten, den er nach all den Jahrzehnten, in denen er großartige Fernsehunterhaltung schenkte, natürlich verdient hat. Und den er vor allem selbst so gern möchte. Im Rampenlicht hat er sich immer am wohlsten gefühlt.

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