Womit die Bundeswehr noch aufrüstet

von Redaktion

Neues Gerät für Heer, Marine und Luftwaffe – Einsatzbereitschaft verbessert sich nur langsam

Nachbestellt: Ein Transporthubschrauber NH 90. © dpa

Ein Leopard 2A8: 123 sollen bis 2030 geliefert werden. © dpa

München/Berlin – Im Jahr 2022 rief SPD-Bundeskanzler Olaf Scholz die Zeitenwende aus. Als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ließ er per Grundgesetzänderung trotz Schuldenbremse ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro einrichten, mit dem die Bundeswehr in den kommenden Jahren massiv aufgerüstet werden soll.

So soll etwa der Standort der Marineflieger im niedersächsischen Nordholz in den nächsten zehn Jahren zum modernsten Luftlandeplatz Europas ausgebaut werden. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius kündigte dafür große Investitionen für neue Waffensysteme an. Konkret sollen 18 Mehrzweckhubschrauber NH-90 NTH „Sea Lion“, 31 Bordhubschrauber NH-90 „Sea Tiger“ und acht Seefernaufklärer P-8A „Poseidon“ angeschafft werden. Pistorius sprach von „einem echten Quantensprung“ und betonte die Bedeutung der Marineflieger für die Sicherheit der Seeverbindungslinien im Nordatlantik.

Auch bei der Luftwaffe wurden Großprojekte angestoßen. So sollen F-35-Tarnkappenflieger als Nachfolger für die überalterten Tornado-Kampfflugzeuge angeschafft werden, darüber hinaus 60 schwere Transporthubschrauber des Modells CH-47F für den Lufttransport von Soldaten und Material. Zudem sollen die vorhandenen Taurus-Marschflugkörper modernisiert werden, um ihre Einsatz- und Durchsetzungsfähigkeit in modernen Konflikten sicherzustellen.

200 neue Leopard

Für das Heer und übergreifende Systeme werden etwa 40 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen investiert: Fließen soll das Geld beispielsweise in Nachtsichtgeräte und Funkgeräte, Munition im Wert von 20 Milliarden Euro sowie eine Modernisierung der Flugabwehr, unter anderem zur Nachfolge für das Flugabwehrraketensystem Patriot. Zu den konkreten Maßnahmen gehört auch die Beschaffung neuer Leopard-Panzer. Es sollen knapp 200 neue Leopard-Kampfpanzer für die Bundeswehr angeschafft werden. Die bisher bestellten 123 Exemplare des Modells Leopard 2 A8 sollen bis 2030 an die Bundeswehr geliefert werden.

Aufgerüstet wird auch im Drohnen-Bereich, der eine immer größere Rolle spielt. So gab das Bundesverteidigungsministerium am Mittwoch bekannt, dass die Bundeswehr einen Rahmenvertrag über die Herstellung und Lieferung einer hohen dreistelligen Stückzahl von sogenannten Aladin-Systemen schließt. Mit dieser Drohne könnten Räume bei Tag und Nacht überwacht und aufgeklärt werden, die unmittelbar vor den eigenen Kräften liegen.

Trotz der umfassenden Aufrüstungspläne ging die tatsächliche Verbesserung der Einsatzbereitschaft allerdings bisher noch eher schleppend voran. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel kritisierte im September 2024, dass Deutschland nur sehr langsam aufrüste. Die Bestände der Bundeswehr seien bis 2021 stetig gesunken und würden seitdem nur langsam wieder ansteigen.

Von ihrem Ziel, die Bundeswehr zu einer vollständig einsatzfähigen Armee zu machen, die ihren Verteidigungsauftrag besser erfüllen und ihren Beitrag in der Nato leisten kann, ist die Bundesregierung derzeit noch ein gutes Stück entfernt. Um voranzukommen, soll die Vergabe öffentlicher Aufträge erleichtert und beschleunigt werden.HOR/DPA

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