Fred Weiland ist Lagerchef der Münchner Tafel. © M. Schlaf
Hans Ebenhoch ist Fahrer im Zentrallager Nürnberg. © ms
Morgenstund hat Gold im Mund: Für Hans Neisberger beginnt der Arbeitstag ganz früh im Fuhrpark. © Klaus Haag
Das zentrale Lager am Großmarkt: Bilal (2. v. re.) macht hier bei der Münchner Tafel eine Ausbildung. © Jens Hartmann
Ausgabestelle Giesing: Kiethe spricht mit Helfer Hans.
Auf einen Sprung schaut Kiethe bei Ludwig Wallner am Großmarkt vorbei.
Tafel-Chefin Hannelore Kiethe checkt im Lager die Warenbestände. © Jens Hartmann (3)
München – Ihr Tag ist getaktet wie der eines Managers. Hannelore Kiethe, Gründerin und Vorsitzende der Münchner Tafel, hat in 30 Jahren aus einer kleinen privaten Initiative, Lebensmittel zu retten und an Bedürftige zu verteilen, ein mittelständisches Unternehmen mit 1000 ehrenamtlichen Helfern, 32 Festangestellten, 20 Mitarbeitern in Arbeitsfördermaßnahmen sowie 27 Helfern des Bundesfreiwilligendienstes, den „Bufdis“ gemacht. Wir haben sie einen Tag lang begleitet.
■ Im Lager
Chef im Lager ist Fred Weiland. Ein Tafel-Urgestein. Kiethe ist in ständigem Austausch mit ihm und seinem Team. Sie möchte einen Überblick haben, wie die Bestände sind, wo es fehlt, wo Abläufe optimiert werden. Für jeden hat sie ein freundliches Wort, lässt sich von Friso, der hier eine Ausbildung zum Logistiker macht, ein Lächeln ins Gesicht zaubern, weil er immer gute Laune hat. „Das Team leistet Enormes. Der Umschlag aller Waren findet hier statt, ständig kommen Fahrzeuge zum Be- und Entladen, dazwischen müssen die Lebensmittel umsortiert, in die Kühlung, in die Sektion für Trockenware – je nach Bedarf und Haltbarkeit.
■ Ausgabe und Helfer
Wann immer es geht, versucht Hannelore Kiethe bei einer der 30 Verteilstellen und den 1000 ehrenamtlichen Helfern im Münchner Stadtgebiet vorbeizuschauen. Diesmal ist sie in Giesing. Jeder einzelne Helfer wird von ihr mit Handschlag begrüßt, mit ein paar warmen Worten bedacht. Sabine Kannengießer zum Beispiel nimmt sich jeden Montag frei, um dabei zu sein. Sonst ist sie Weinhändlerin für Naturweine: „Ich habe oft mit der Sterne-Gastronomie zu tun, hier komme ich aus meiner Bubble heraus“, sagt sie.
Achim Speldrich leitet die Ausgabe, die die längste Warteliste der Stadt hat: 80 Menschen mit einem geprüften Bedürftigkeitsnachweis hoffen hier auf einen Platz. Hannelore Kiethe: „Wir versuchen bei ganz dramatischen Notfällen, Gäste auf andere Ausgaben zu verteilen oder samstags in unserer Notversorgung unterzubringen.“ Achim Speldrich gibt ihr ein Update. Die Tafel kann die Infrastruktur der Münchner Philippuskirche nutzen. Dort ist inzwischen ein Café-Treff entstanden. „Soziale Teilhabe ist wichtig, viele können sich keinen Café-Besuch leisten, hier können sie sich treffen und werden versorgt“, erklärt Projektleiter und Pastor Alexander von Wascinski.
■ Beim Wallner
Auf dem Weg zurück ins Büro auf dem Großmarktgelände schaut Hannelore Kiethe bei Ludwig Wallner in dessen Gaststätte vorbei. Dort finden jeden zweiten geraden Montag im Monat die Mitarbeitertreffen der Tafel statt. „Wir haben hier auf dem Großmarktgelände ein sehr freundschaftliches Miteinander“, so Kiethe. Ludwig Wallner kommt extra aus der Wurstküche heraus, um sie zu begrüßen. „Es ist schön zu sehen, wie wir von allen wertgeschätzt werden.“
■ Im Büro
Heute stehen noch Gespräche mit Sponsoren an. „Wir sind so dankbar, dass wir inzwischen 170 Partner an unserer Seite haben, die uns so großzügig unterstützen. Ohne unsere Sponsoren könnten wir vieles nicht leisten. Sie garantieren uns, dass wir beispielsweise durch Zukäufe eine zuverlässige Versorgung der Gäste mit Grundnahrungsmitteln wie Karotten, Kartoffeln und Zwiebeln möglich machen können. Oder im Winter zum Beispiel Zitrusfrüchte.“ Dazwischen wartet ein Termin bei Personalchef Axel Schweiger: Ein großes Thema ist die Unterbringung der Bufdis. Bislang wohnen sie in einem Haus einer Kirchengemeinde. Da müssen sie jetzt raus. „Unsere Bufdis leisten großartige Arbeit, sie bekommen nur eine Entschädigung, von der man in München keine Miete bezahlen kann. Wir suchen händeringend nach einer neuen Unterkunft“, sagt die Tafelchefin.
■ Beim Fuhrpark
Die 22 Fahrzeuge der Münchner Tafel sind sechs Tage die Woche im Einsatz. Kiethe schaut sich die Einsatzpläne an, will von Fuhrparkleiter Mazen Fahraman ganz genau wissen, wie es läuft. Heute kommen nur gute Nachrichten. Keine defekten Lkw, keine Personalengpässe. Vier Festangestellte und rund 100 ehrenamtliche Fahrer legen pro Jahr rund 400 000 Kilometer zurück. Im Morgengrauen geht es los, am Abend werden die blauen Transportkisten wieder ausgeladen und gereinigt, alles für den nächsten Tag vorbereitet. Oft endet der Tag für die Mitgründerin der Tafel jetzt noch nicht, Treffen im Großmarkt oder andere Termine warten. Heute kann Hannelore Kiethe ihr Büro zusperren.