Bonn – Wie kann man einen Krieg sinnvoll beenden? Ein Blick zurück bis in die Antike zeigt: Kriege enden selten durch einen eindeutigen militärischen Sieg. Viel öfter waren die Erschöpfung der Kriegsparteien, komplexe Verhandlungsprozesse, extreme Ereignisse und/oder die Vermittlung Dritter nötig.
Bereits im Altertum waren Kriege meist keine „Alles-oder-Nichts“-Unternehmungen. Zwar endeten einige Konflikte mit der völligen Vernichtung einer Seite: Bekannte Beispiele sind die Zerstörung Karthagos durch Rom im Jahr 146 v. Chr. oder die Zerstörung Jerusalems 70 n. Chr. Viel häufiger suchten die Gegner nach jahrelangen Kämpfen einen Ausgleich. Friedensschlüsse wurden dabei oft durch religiöse Riten legitimiert oder unter Vermittlung neutraler Städte und Schiedsrichter erreicht.
Nach Erkenntnis des Marburger Konfliktforschers Thorsten Bonacker fanden lediglich etwa 20 Prozent der zwischenstaatlichen Kriege ihr Ende mit einem vollständigen Sieg einer Partei. Bekannte Beispiele sind die bedingungslosen Kapitulationen Deutschlands Anfang Mai 1945 oder die des japanischen Kaiserreichs Anfang September 1945. Damit endete der Zweite Weltkrieg in Europa und im Pazifik.
Vor 3200 Jahren: Der älteste Friedensvertrag der Welt
Fakt ist: Die meisten Konflikte lassen sich nicht durch eine einzige militärische Entscheidung abschließen. Das wird bereits bei dem ältesten überlieferten Friedensvertrag der Welt deutlich. Er wurde im Jahr 1259 vor Christus zwischen dem Hethiterreich und den Ägyptern geschlossen.
„Ägypter und Hethiter sicherten sich in dem Vertrag vor mehr als 3200 Jahren gegenseitig Unterstützung zu, keiner triumphierte. Dem müssen viele Aushandlungen vorangegangen sein, dies bezeugt eine umfangreiche Korrespondenz zwischen den Herrschern“, berichteten 2018 Achim Lichtenberger und Helge Nieswandt vom Archäologischen Museum der Universität Münster.
Der Westfälische Frieden von 1648 zeigt ebenfalls, wie ein Krieg durch langwierige Verhandlungen beendet werden konnte. Über fünf Jahre tagten die Gesandten, während der Dreißigjährige Krieg seit 1618 verheerend wütete und Schätzungen zufolge ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland das Leben verlor. Heute gilt der Kongress unter Historikern als erster europäischer Friedenskongress. Er stärkte die Rolle und Bedeutung diplomatischer Gesandter und wurde so zum Vorbild für spätere Friedensverhandlungen in Europa.
Klare Sieger sind in modernen Kriegen selten, Kompromisse wahrscheinlicher. Ob der Waffenstillstand im Koreakrieg 1953, das Pariser Abkommen zum Vietnamkrieg 1973 oder das Dayton-Abkommen von 1995, das den Krieg in Bosnien und Herzegowina beendete – fast immer sind Verhandlungen, Waffenstillstände und die Vermittlung internationaler Institutionen wie der Vereinten Nationen nötig, um das Töten zu beenden. Auch Päpste haben sich immer wieder um Frieden bemüht. Der Kirchenhistoriker Jörg Ernesti verweist auf Papst Leo XIII. (amtiert 1878–1903), der insgesamt elfmal in internationalen Konflikten vermittelt habe. CHRISTIANE LAUDAGE