Im Kampf gegen unnötiges Wegwerfen von Lebensmitteln sind Handel und Verbraucherschützer skeptisch bei grundlegenden Änderungen am Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Es solle da erhalten bleiben, wo es „zur Beurteilung der spezifischen Eigenschaften eine große Entscheidungshilfe ist“ – also vor allem bei frischen, kühlpflichtigen Produkten, betonte der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels in einer Stellungnahme für den Bundestag. Aus Sicht der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat das MHD einen hohen Bekanntheitsgrad und bietet wichtige Orientierung.
Über Änderungen beim Mindesthaltbarkeitsdatum wird seit Längerem diskutiert. Denn viele Verbraucher werfen „abgelaufene“ Produkte weg, obwohl sie noch länger genießbar sind. Darum geht es auch in einer Anhörung im Bundestags-Ernährungsausschuss an diesem Montag. Um Lebensmittel-Verschwendung zu stoppen, fordern die Grünen unter anderem die Abschaffung des MHD für langlebige Produkte wie Nudeln oder Reis auf EU-Ebene. Eine stärkere Standardisierung des MHD könne zudem eine bessere Annäherung an den tatsächlichen Verderb erreichen.
Der Handelsverband erklärte, bei sehr lange haltbaren Lebensmitteln könne es sinnvoll sein, auf die MHD-Angabe zu verzichten. Eine solche Befreiung wäre aber für jedes infrage kommende Produkt einzeln zu prüfen. „Die Lebensmittelsicherheit darf nicht gefährdet werden.“
Durch ein „planvolleres Einkaufen“ nach dem jeweiligen Bedarf und eine sachgerechte Lagerung und Verarbeitung könnten die wichtigsten Wegwerf-Ursachen vermieden werden.
Die Verbraucherzentrale NRW ist offen für eine MHD-Abschaffung bei Salz oder Zucker. Das wäre bei anderen Produkten aber kritisch: So seien Nudeln nicht gleich Nudeln. Es gebe sie frisch und getrocknet, mit und ohne Ei – bei durchaus unterschiedlicher Haltbarkeit. Etwa bei Kaffee, Tee, Hartkäse und Gewürzen könne außerdem nach gewisser Lagerzeit ein Qualitätsverlust auftreten. Bevor das MHD für bestimmte Lebensmittel abgeschafft würde, seien daher genaue Untersuchungen zur tatsächlichen Haltbarkeit nötig. Ansonsten hätten Verbraucher keinen Anhaltspunkt mehr, wie alt ein Lebensmittel eigentlich ist.
Gegen unnötiges Wegwerfen helfen könnten einmal auch „intelligente“ Verpackungen. So könnten Joghurtbecher elektronische Chips oder „Thermo-Zeit-Label“ bekommen – die könnten von Grün bis Rot anzeigen, wie es um die Haltbarkeit stehe. dpa