Traunstein – 409 Euro pro Monat beträgt der Regelsatz Arbeitslosengeld II für einen Erwachsenen. Damit muss der Lebensunterhalt bestritten und Rücklagen für Neu- oder Ersatzbeschaffungen von Dingen wie Waschmaschine, Staubsauger und Kühlschrank gebildet werden. Kein Wunder, dass gerade solche Waren heiß begehrt sind im Möbellager der Diakonie.
Christine Bohl ist als Leiterin der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) in der Traunsteiner Diakonie verantwortlich für das Möbellager. „Wir leben in einem sehr reichen Land, da wird schnell übersehen, wie viele Menschen mitten unter uns mit ganz wenig Geld irgendwie über die Runden kommen müssen“, so die Sozialpädagogin, die in den vergangenen Monaten das Möbellager in der Theresienstraße 17 in Traunstein grundlegend neu strukturiert hat.
Besonders stolz ist sie auf ihr engagiertes Möbellager-Team. Die Mitarbeiter sind bereits eine längere Zeit arbeitslos, wurden über ein Flüchtlingsintegrationsprojekt vermittelt, sind im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes oder ehrenamtlich tätig. Da viele der Kunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommen, wurden die Öffnungszeiten angepasst: Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 und Freitag von 9 bis 13 Uhr.
Die Idee des Möbellagers ist so einfach wie erfolgversprechend: Einerseits gibt es viele Privathaushalte, in denen neue Möbel angeschafft werden, obwohl die bisherigen noch gut erhalten sind. Andererseits suchen viele Menschen mit geringem Einkommen dringend kostengünstiges Mobiliar.
Das Warenangebot kann sich sehen lassen. Es reicht von Geschirr, Büchern, Dekoartikeln, über Lampenschirme, Regale, Schränke und Sitzgelegenheiten, bis hin zu Elektrogeräten. Manche Kunden brauchen dringend und zeitnah eine erste Notausstattung mit Bett, Tisch und Stühlen. In solchen begründeten Ausnahmefällen gibt es Mobiliar auch einfach einmal so, ohne etwas zu bezahlen.
Generell gilt jedoch der Grundsatz: Was nichts kostet, ist auch nichts wert. Zudem muss sich das Möbellager finanziell selbst tragen und entsprechend wirtschaften. Das ist nicht immer leicht, da für die Miete der Halle, Fahrzeuge und Sprit Kosten entstehen.
„Alle Waren werden entweder von Privat nach vorheriger Rücksprache bei uns abgegeben oder wir holen sie sogar selbst ab“, erläutert Christine Bohl. Angenommen werden jedoch ausschließlich Gegenstände, die Aussicht auf Wiederverkauf haben. Nicht angenommen wird Kleidung; dafür gibt es andere Anlaufstellen.
Ein weiterer Arbeitsbereich sind die vielen Hausräumungen, die das Möbellager-Team durchführt. „Umzüge übernehmen wir zwar nicht, dennoch nehmen Anfragen für Wohnungsräumungen immer weiter zu“, berichtet Bohl. Der Anlass ist oftmals die bevorstehende Aufnahme in ein Altenheim oder eine Wohnungsauflösung nach dem Tod von Angehörigen.
Manche Auftraggeber sind überrascht, dass beispielsweise die Entsorgungskosten für Mobiliar, das sich nicht zur Weitergabe eignet, in Rechnung gestellt wird. „Dabei erhalten auch wir keinerlei Nachlass bei den Entsorgungskosten“, so Bohl.
Insgesamt deckt das Möbellager vier Tätigkeitsbereiche ab: Den Verkauf von günstigem Mobiliar, Haus- und Wohnungsräumungen, die Beschäftigung von Menschen und die Fahrten zur Abholung von Lebensmitteln für die Traunsteiner Tafel. Diese Fahrten haben, so Bohl, immer Vorrang. Alle Lebensmittel, die beim sogenannten Grünen Markt jeweils montags und mittwochs vor der evangelischen Auferstehungskirche und freitags bei der Traunsteiner Tafel im katholischen Pfarrheim St. Oswald ausgegeben werden, werden vom Team der Diakonie transportiert und zwischengelagert.
Angebot richtet
sich an alle
Unabhängig davon, dass das Möbellager eine wichtige Anlaufstelle für Menschen mit geringem Einkommen ist, richtet sich das Angebot an alle. Manche Kunden entdecken sogar wahre Raritäten, wie alte Schallplatten oder alte Dekorationsartikel. „Ein Besuch im Möbellager lohnt sich immer“, verspricht Christine Bohl.red