Traunstein – „Am besten gleich an Ort und Stelle die Wasserschutzpolizei anrufen“, rät Dirk Alfermann, Gebietsbetreuer Chiemsee am Traunsteiner Landratsamt. Wer Boote im verbotenen Bereich sieht, könne neben der 110 auch direkt die Wasserschutzpolizei in Prien anrufen, Telefon 08051/ 90570. Doch Alfermann weiß: „Wenn die nicht gerade sowieso auf dem Wasser ist, wird es schwierig.“
Die Störenfriede in der Kernzone müssten nämlich in flagranti erwischt werden – und meist sind sie schon wieder weg, wenn das Polizeiboot eintrifft. Bei Elektrobooten tue man sich leichter, weil diese eine Zulassungsnummer auf dem Rumpf haben, bei Kajaks hätten dies höchstens Leihboote. Und dennoch: Wer Boote im verbotenen Bereich sieht, solle ein Foto machen. Die Polizei habe nämlich immer noch die Chance, die Täter an den Ausstiegstellen zu erwischen und zu konfrontieren.
Einige solcher Fotos hat der Gebietsbetreuer diesen Winter bereits per E-Mail bekommen. Ein Foto, das zeigt, wie zwei Paddler auf einer Sandbank mitten im Schutzgebiet herumlaufen, hat Ulrike Riedel der Chiemgau-Zeitung geschickt. „Leider musste ich feststellen, dass die Störungen in der Kernzone des Naturschutzgebietes zugenommen haben. Diese Einschätzung teile ich mit anderen Vogelbeobachtern“, schrieb die Prienerin an die Redaktion. Entstanden ist das Foto Ende Dezember vom Beobachtungsturm der Hirschauer Bucht aus.
Holzsammeln
auf der Sandbank
Doch gesehen haben Riedel und andere Beobachter die Paddler noch öfter. Jemand legt mit einem orange-roten Kajak an und sammelt auf der Sandbank Treibholz, das, wie sie anmerkt, zur Ökologie des Deltas gehöre und nicht gesammelt werden darf – abgesehen davon, dass die Sandbank Rastgebiet für „seltene und in ihrem Bestand bedrohte Vogelarten“, sei.
Das kann Alfermann nur bestätigen: Die Kernzone für den Naturschutz gelte ganzjährig – auch wenn die entsprechenden Stecktafeln an den Bojen den Winter über entfernt werden. Deutlich gekennzeichnet sei sie dennoch, ein versehentliches Einfahren schwer möglich.
„Jetzt überwintern Vögel aus Sibirien und Skandinavien am Chiemsee. Die brauchen Flächen für den Rückzug“, so der Fachmann. Neben der Kernzone im Achendelta gebe es auch drei ganzjährige Ruhezonen: in Esbaum bei Seebruck, auf der Ostseite der Herreninsel und im Aiterbacher Winkel sowie am Greamandlweiher bei Rimsting. Durch die Störung fliegen die Tiere auf. „Aber sie brauchen ihre Energie jetzt für anderes“, erklärt Alfermann.
Wer dem zuwider handle, dem drohe eine Geldbuße, die je nach Sachlage mehrere Tausend Euro betragen könne. Einige wurden schon erwischt, erzählt Alfermann von den Naturschutzstreifen mit der Wasserwacht im vergangenen Sommer. Da sei die Kernzone zwar zum Glück „unberührt“ gewesen, aber in den Schutzzonen ankerten einige Boote an Bojen.