Gemeinderat in Bernau

Fremdes Wasser in öffentlichen Kanälen

von Redaktion

Abwasser- und Umweltverband Chiemsee verlangt Aufklärung – Gremium diskutiert

Bernau – Bürgermeister Philipp Bernhofer ging in der jüngsten Gemeinderatssitzung auf das Thema Fremdwasserproblematik ein. Er erklärte, dass in den öffentlichen Kanälen ein beträchtlicher Anteil an Fremdwasser – also Wasser, das nicht aus den angeschlossenen Schmutzwasserleitungen stammt – fließe. Dies habe eine Auswertung der Daten der Abwassermeldestellen ergeben. Seitens des Abwasser- und Umweltverbandes (AUV) Chiemsee seien die betroffenen Gemeinden nun angehalten, der Ursache auf den Grund zu gehen.

Bernhofer: „Es wird vermutet, dass die Hauptursache im Zustand der privaten Grundstücksentwässerungsanlagen liegt, insbesondere natürlich bei den Anschlüssen mit langjähriger Nutzung zum Teil aus den 50er- und 60er-Jahren. Die öffentlichen Kanäle werden ja regelmäßig befahren und saniert.“

In Absprache mit dem AUV und dem Bayerischen Gemeindetag sei nun das weitere Vorgehen besprochen worden. Die Straßenzüge, in denen die Gemeinde im öffentlichen Bereich die Kamerabefahrung durchführt, sollen künftig schrittweise näher untersucht werden. Privatanschließer könnten im Rahmen dieser Befahrung ihre privaten Anschlüsse auf eigene Kosten befahren lassen. Falls Auffälligkeiten festgestellt werden sollten, müsse ein Dichtigkeitsnachweis vorgelegt werden beziehungsweise eine Sanierung vorgenommen werden. Sofern sich die Anschließer nicht an der Befahrung beteiligen wollen, sei von ihnen ein Dichtigkeitsnachweis einzufordern. Bernhofer verlas hierzu einen Auszug aus der Entwässerungssatzung, wonach der Grundstückseigentümer verpflichtet ist, „die von ihm zu unterhaltenden Grundstücksentwässerungsanlagen in Abständen von zehn Jahren durch einen fachlich geeigneten Unternehmer auf Bauzustand, insbesondere Dichtigkeit und Funktionsfähigkeit, untersuchen und festgestellte Mängel beseitigen zu lassen“.

Bürgermeister Bernhofer ergänzte abschließend, dass Fremdwasser „Nicht-Schmutzwasser“ sei, also auch Grundwasser sein könne. Irene Biebl-Daiber (CSU) wandte ein, dass im Eichet ein altes Kanalsystem bestehe und hakte nach, wer die Kosten trage. Sie wolle auch wissen, ob eine Untersuchung billiger käme, wenn die Anlieger dies gemeinsam trügen. Bernhofer erklärte, dass es hier nicht um eine spezielle Straße gehe. Biebl-Daiber widersprach lautstark: Der „Vorwurf einer Verschwörungstheorie“ sei nicht gerechtfertigt. Bernhofer erklärte, dass die Gemeinde die Anlieger der jeweiligen Straße anschreiben werde, dass man aber keine Firma für eine Befahrung empfehlen könne. Er wolle da dem Vorschlag des AUV folgen und einen Turnus schaffen. Ein schadhafter Anschluss verpflichte zu einer Sanierung: „Da müssen wir was machen.“

Michaela Leidel (Bernauer Liste) wandte ein, dass sie sich an dem Begriff „Verpflichtung des Grundeigentümers“ störe. Bernhofer entgegnete, dass die Entwässerungssatzung bislang noch nicht angewendet worden sei, dass aber gehandelt werden müsse: „Wir brauchen ein funktionierendes Abwassersystem.“

Jakob Müller (CSU) hakte nach, wie man bei einem Absacken von älteren Leitungen verfahren wolle. Bernhofer befand, dass der Dichtigkeitsnachweis eine Aufgabe für Fachleute sei: „Das können wir hier drin nicht bereden.“

Auf Nachfragen von Franz Lackerschmid (CSU) erwiderte Bernhofer, dass man nicht mit dem Finger auf einen Ortsteil deuten wolle: „Das Wasser kann ja von überall herkommen.“ Georg Bauer (Bernauer Liste) meinte, dass Gemeinde und Privatanschließer sich hier zusammentun sollten. Bernhofer beendete die Diskussion mit dem Hinweis, dass die Gemeinde hier Hilfestellung leisten werde. elk

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