Prien – In der jüngsten Sitzung des Marktgemeinderats im Rathaus flammte die Diskussion um den Bau einer Jugendherberge an der Osternacher Straße und die Bürgerentscheide Mitte Mai dazu noch einmal auf.
Die vierköpfige Fraktion der Bürger für Prien (BfP), die den Bürgerentscheid gegen einen Neubau auf der Wiese in Stock maßgeblich zusammen mit Anliegern angestoßen hatte, musste zu Fragen aus einem offiziellen Antrag der ÜWG-Fraktion Stellung nehmen, wie es ihrer Meinung nach weitergehen soll (ausführlicher Bericht über Stellungnahme und folgende Diskussion folgt).
Im Rahmen seiner Stellungnahme führte BfP-Fraktionssprecher Christoph Bach unter anderem aus, dass das knapp 5000 Quadratmeter große Grundstück der geschlossenen, alten Jugendherberge an der Carl-Braun-Straße 66 inzwischen für drei Millionen Euro zum Verkauf stehe. Er verwies auf eine Internet-Anzeige einer Immobilienfirma.
Michael Gößl, Vorstand des Deutschen Jugendherbergswerks (DJH), Landesverband Bayern, bestätigte das auf Nachfrage der Chiemgau-Zeitung. Gößl hatte im Vorfeld der Bürgerentscheide mehrmals angekündigt, dass sich das DJH aus Prien komplett zurückziehen werde, sollte das 13,5-Millionen-Euro-Vorhaben mit 200 Betten an der Osternacher Straße abgelehnt werden. Am 13. Mai stimmten dann knapp 54 Prozent für das Bürgerbegehren und damit gegen das Vorhaben.
Ein Zeitlimit für den Grundstücksverkauf gebe es beim DJH nicht, so Gößl.
Der Verkaufserlös war ursprünglich zur Anschubfinanzierung für den Neubau an der Osternacher Straße eingeplant.
Den Abriss der alten Jugendherberge aus den 1960er-Jahren müsste der Käufer des Areals übernehmen, heißt es in der Anzeige.
DJH führt
Gespräche mit anderen Kommunen
Begehrlichkeiten dürfte es zum Beispiel bei Bauträgern durchaus geben. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in ruhiger Lage in Prien ist trotz der enorm gestiegenen Preise ungebrochen hoch. Allerdings müssten zunächst einige Hürden aus dem Weg geräumt werden. Bisher ist das Grundstück zwischen Carl-Braun- und Schillerstraße sowie Birkenweg mit einem Bebauungsplan als Sondergebiet Jugendherberge ausgewiesen. Um Wohnbebauung den Weg zu ebnen, müsste das geändert werden.
Währenddessen ist das DJH auf der Suche nach einem alternativen Standort für einen Neubau. Gößl bestätigte, dass es Gespräche gebe, wollte natürlich aber keine Namen nennen. Ob das Priener Konzept dann andernorts umgesetzt wird, sei offen. „Das ist nicht zwingend notwendig. Da wir unser Konzept aber nach wie vor als schlüssig erachten, wäre es schön, wenn wir es woanders umsetzen könnten, sofern der Standort dafür geeignet ist – insbesondere vor dem Hintergrund, dass wir in der Ausarbeitung bereits sehr weit fortgeschritten sind.
Als die alte Jugendherberge nach fast 50 Jahren wegen Brandschutzmängeln, die aus wirtschaftlichen Erwägungen nicht mehr zu beheben waren, 2013 geschlossen werden musste, hatte das DJH zunächst eine Machbarkeitsstudie erstellen lassen, die grundsätzlich einen Neubau auf diesem Areal möglich erscheinen ließ.
„Die damit verbundenen Einschränkungen in den Bereichen Außengelände sowie die zu erwartenden Implikationen einer Realisierung auf einem Grundstück, das auf drei Seiten von einem Wohngebiet umschlossen ist, haben das Präsidium des DJH Bayern letztlich entscheiden lassen, das Grundstück an der Carl-Braun-Straße nicht mehr mit einer Jugendherberge zu bebauen“, fasste Gößl nun nochmals zusammen, warum der alte Standort keine Option mehr war. db