Marktgemeinderat

Jugendherberge bleibt weiter Thema

von Redaktion

Die Priener haben Mitte Mai mehrheitlich gegen eine neue Jugendherberge an der Osternacher Straße gestimmt. Inzwischen bietet das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) sein Grundstück an der Carl-Braun-Straße für drei Millionen Euro zum Verkauf an und sucht andernorts nach Alternativen für eine Herberge im Chiemgau. In der Priener Kommunalpolitik ist das Thema aber noch nicht ad acta gelegt. Im Marktgemeinderat ist die Stimmung unverändert angespannt.

Prien – Seit die Bürger für Prien (BfP) maßgeblich den Bürgerentscheid gegen einen Neubau an der Osternacher Straße in die Wege geleitet haben, stehen sie im 25-köpfigen Marktgemeinderat alleine da. Sie hatten im Wahlkampf darauf beharrt, dass es Alternativen gebe und unter anderem auf Plakaten einen Entwurf für das alte DJH-Grundstück präsentiert. Das DJH wiederum hatte in den Monaten vor der Bürger-Abstimmung immer wieder bekräftigt, dass es zum 13,5-Millionen-Euro-Projekt mit 200 Betten keine Alternative in Prien gebe.

Nach der Schließung der alten Herberge Anfang 2013 wegen Brandschutzmängeln, die aus wirtschaftlichem Blickwinkel in dem 50 Jahre alten Gebäude nicht mehr reparabel waren, hatte das DJH nach eigenen Angaben fünf Jahre in Prien nach Alternativen gesucht. Übrig blieb eine 6500 Quadratmeter große Wiese, die von den Eigentümern bis dahin als Pferdeweide verpachtet war.

Mitte Mai stimmten knapp 54 Prozent der Priener, die zur Wahl gingen, gegen eine Bebauung an dieser Stelle. Die 21 Marktgemeinderäte, die das DJH unterstützt und dem Bürgerbegehren erfolglos ein Ratsbegehren entgegengestellt hatten, sahen die BfP schon unmittelbar nach dem Urnengang in der Pflicht, nun Alternativen aufzuzeigen. BfP-Vorsitzender Christoph Bach, zugleich Sprecher der vierköpfigen Fraktion, hatte in der ersten Sitzung nach dem Bürgerentscheid zunächst argumentiert, dies entspreche nicht dem Wählerauftrag, zumal die BfP das Bürgerbegehren ja nicht allein initiiert habe.

Damit gab sich die Mehrheit des Gemeinderats nicht zufrieden. In der jüngsten Sitzung lag ein offizieller Antrag der ÜWG vor, den deren Vorsitzender Peter Fischer verlas. Er wolle wissen, wie die Alternative zum DJH aussehe, wo Klassenfahrten, junge Familien und Vereine günstig in Prien übernachten können und wie der Zeitplan für die Umsetzung aussehe.

Bach blieb konkrete Antworten größtenteils schuldig. Stattdessen hatte er seinerseits zwei Anträge mitgebracht, über die nach der politischen Sommerpause in der September-Sitzung abgestimmt werden soll. Bach verwies auf das Verkaufsangebot der alten Jugendherberge im Internet. Der Text lasse „die Planung einer anderen Nutzung erwarten“.

Bei ihrem Bau in den 1960er-Jahren stand die alte Jugendherberge noch fast allein auf weiter Flur. Im Laufe der Jahrzehnte rückte die Wohnbebauung immer näher heran, zuletzt entstanden drei mehrgeschossige Blöcke an der Westgrenze des Grundstücks mit teuren Eigentumswohnungen. Zu erwartende Konflikte wegen Lärmbelästigung durch spielende Kinder im Außengelände galten dem DJH dann auch als eines der Argumente, warum ein Neubau am alten Platz nicht infrage kam.

Bach beantragte für die BfP nun, dass der Marktgemeinderat den Bürgermeister beauftragt, mit dem DJH über den Kauf des Grundstücks durch die Gemeinde zu verhandeln. Durch den Kauf könne die Gemeinde „direkten Einfluss auf die künftige Nutzung zur Förderung der Jugend nehmen“. Der zweite Antrag zielt darauf ab, dass der Marktgemeinderat seine „feste Absicht bestätigt“, die Festsetzung Fläche für Gemeinbedarf – Jugendherberge“ für das Grundstück an der Carl-Braun-Straße beizubehalten. Das würde einer künftigen Wohnbebauung entgegenstehen.

Mehrere Gemeinderäte äußerten sich enttäuscht. CSU-Chef Michael Anner erinnerte unter anderem an Flyer, in denen suggeriert worden sei, es gebe Alternativen zur Osternacher Straße. Er zitierte aus einem Sitzungsprotokoll, in dem Bach „die großen Parkplätze“ (der Chiemsee-Schifffahrt, Anm. d. Red.) ins Spiel gebracht habe.

Sie seien auch in einem Bericht in der Chiemgau-Zeitung über eine Info-Veranstaltung der BFP und ihrer Mitstreiter genannt worden. Bach widersprach zunächst, musste das nach längerer Diskussion aber zugestehen, beharrte allerdings darauf, dass dies lediglich eine „Idee“ gewesen sei. „Wir haben nie gesagt, wir haben Alternativen. Nur das DJH hat Alternativen, wenn sie es will“, so Bach.

„Enttäuscht“ äußerte sich auch Hans Herzinger (ÜWG), dass die BfP nun den ganzen Marktgemeinderat in die Plicht nehmen wolle. Die anderen fünf Fraktionen sehen nach wie vor die BfP in der Bringschuld, weil sie maßgeblich eine neue Jugendherberge an der Osternacher Straße verhindert habe.

Fortsetzung folgt in der September-Sitzung.

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