„LaBrassBanda“ auf dem Traunsteiner Stadtplatz

Millionster Konzertgast gewinnt Moped

von Redaktion

Welcher der 1800 Besucher auf dem Stadtplatz jetzt genau der 1000000. Konzertbesucher von „LaBrassBanda“ war, weiß man nicht. Also verloste die Band das goldfarbene Zündapp-Moped für den Jubiläumsfan kurzerhand. „In Originallackierung, oiso echt Gold wird‘s woi net sei“, erklärte Stefan Dettl dem Gewinner, einem Oberpfälzer.

Traunstein – Sonntag, 17 Uhr – die Frisur hält. Das Wetter auch. Noch bei der Anfahrt hatte es leicht genieselt, aber da es wohl auch Petrus selbst besser gefällt, wenn es trocken ist, hat er den Wolken den Hahn zugedreht. In der ganzen Stadt trifft man auf gut gelaunte Menschen, die dem Stadtplatz zustreben, um „LaBrassBanda“ bei einem ihrer inzwischen selten gewordenen Heimspiele zu sehen.

Die Cafès und Wirtschaften rundum sind gut besucht. Viele stärken sich für das Konzert. Viele werden aber auch sitzen bleiben und zuhören. Auch Blumen gibt es zum Millionen-Konzert: Der Sichtschutz, ein Bauzaun mit bunt bedruckter Folie, ist mit zahlreichen kleinen Sonnenblumensträußen dekoriert, die, so erklärt Frontman Dettl, mitgenommen werden dürfen.

Die Stadtkapelle Traunstein hatte im Vorfeld ein Standkonzert gegeben. Nach gut einer Stunde den Reigen traditioneller Stücke mit dem „Böhmischen Traum“. Auch die Musikanten von „LaBrassBanda“ hatten sich vor dem eigenen Auftritt unter die Besucher gemischt, ratschen mit Freunden, Bekannten, Nachbarn und Fans.

Sie sind auf dem Boden geblieben. Stars zum Anfassen, die keine Berührungsängste mit den Fans haben. Und die sich die Bands und Kapellen, mit denen sie Konzerte spielen, auch selbst anschauen.

Mit „Onk Lou“ wird es dann schon etwas lauter am Stadtplatz. Das Quartett aus Wien zaubert ein Set aus Independent Rock, Reggea und Funk. Die Besucher dürfen mitsingen und tun das auch ausgiebig.

„Turbobier“ aus dem „schönen Wien-Simmering“, wie sie nicht müde werden zu betonen, sind laut, schnell und anarchisch. Punkrocker, die sich selbst nicht immer ganz ernst nehmen – außer es geht um Bier. Höhepunkte nicht nur für die überaus textsicheren Fans sind „Verliebt in einen Kiwara“ und die Helene-Fischer-Parodie „Arbeitslos durch den Tag“. Und natürlich die „Lesung aus der heiligen Bierbel“ und ihrer zehn Gebote. Die Bierpartei, kurz BPÖ, gibt es übrigens wirklich und ist im österreichischen Parteienregister eingetragen.

Als „LaBrassBanda“ 2007 angefangen haben, waren sie eine Schar begeisterter Diplom-Musiker, die abseits des normalen Musikbetriebs etwas Ungewöhnliches machen wollten. Und das taten sie. Spielten barfuß, in Lederhose und T-Shirt – bis heute ihre Markenzeichen – überall, wo sich eine Möglichkeit bot.

Bis nach Wien sind sie mit ihren Mopeds gefahren, einen Bulldog mit Anhänger dabei, auf dem sie ihre Spontan-Konzerte spielten. Wer hätte damals gedacht, dass „LBB“ mit ihrem unkonventionellen Mix aus bayerischer Musik, Balkan- und Gypsy-Beat und Jazz-Techno mal eine Million Besucher feiern und Konzerte auf der ganzen Welt spielen würden. Und dass sie Heerscharen junger Musiker dazu inspirieren würden, selbst den Aufbruch in neue Gefilde jenseits der traditionellen Volksmusik zu wagen.

Musiker und Fans: gute Kondition nötig

Zwei Stunden „LaBrassBanda“ live erfordern nicht nur von den Musikern eine gute Kondition, sondern auch von den Fans. Tanzen, springen, hüpfen, singen – und langsam geht da eh nix. Das Set ist eine „Hitparade“ aus fünf hervorragenden Studioalben.

Klassiker wie „Autobahn“, „VW-Jetta“ und „Alarm“ schallen im rasanten Wechsel mit dem ESC-Song „Nackert“ aus den Boxen.

Stefan Dettl hat für fast jedes Lied eine Geschichte parat, versteht es vortrefflich und sehr anschaulich, zum Beispiel die aufregenden Proben für den ESC zu schildern.

„Australien“ für Tubist Stefan Huber und der „Cadiallac“ für Trompeter Jörg Hartl. Auf Zuruf aus der ersten Reihe kommt das rasante „Inter Mailand“. „Der schnellste Techno aller Zeiten“, grinst Dettl verschmitzt, sei aber „Holland“.

Zur kurzen Erholung und für ein gutes Körpergefühl dürfen die Fans zwischendurch „Soul“ tanzen. Acht Schritte vor, acht zurück, eine Bewegung „die ihr mit Sicherheit diese Woche noch nicht gemacht habt. Des is dann Freestyle“, animiert Dettl das Publikum – und jeder lacht sich eins und macht vergnügt mit.

Als den Konzertbesuchern beinahe die Puste ausgeht, gönnen ihnen „LBB“ nochmal eine kleine Verschnaufpause: Brass-Yoga mit der Rhythmusfraktion, Meister-Percussionist Manuel Da Coll und Bassist Fabian Jungreithmayr. Manuel Winbeck bekommt ein Posaunen-Solo und Korbi Weber hat die beste Tanz-Kondition wenn er grad nicht Trompete spielt.

Dettls Message: Tragt die Liebe in die Welt

Dettl selbst schenkt sich auch nix. Neben dem Spielen auch noch die Fans unterhalten und Schnellsprechgesang zu zelebrieren – das ist eine Herausforderung, die er gerne annimmt.

Auch ein paar Wünsche gibt er den restlos begeisterten Fans noch mit: „Haltet zusammen. Helft einander und tragt die Liebe hinaus in die Welt.“

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