Seeon-Seebruck – Kurz bevor die Arbeiter auf der Baustelle für das Rathaus in Seebruck eine Winterpause einlegen, gibt es nur zufriedene Gesichter. „Zeitlich schaut´s sehr gut aus. Genauso, wie es sein muss“, resümierte der Bauamtsleiter der Gemeinde Seeon-Seebruck, Josef Heiss, bei einer Baustellenbesprechung mit den Planern und Vertretern des Gemeinderats.
Auch Bürgermeister Bernd Ruth lobte den Baufortschritt: „Der Rohbau kann wie geplant im Dezember fertiggestellt werden.“ Auch die Kosten konnten eingehalten werden. 3,1 Millionen Euro des 5,7 Millionen Euro teuren Neubaus wurden mittlerweile vergeben. Wenn alles weiterhin planmäßig verläuft, könne Anfang 2020 eingezogen werden.
Anfang Juni dieses Jahres war mit den Erdarbeiten beziehungsweise mit dem Ausbau alter Fundamente sowie der Verlegung von Versorgungsleitungen einschließlich der archäologischen Begleitung begonnen worden. Im östlichen Bereich der Baugrube entdeckte man Spuren aus der Römerzeit. Im September konnte dann mit dem Keller begonnen werden, mittlerweile stehen auch die Ziegelmauern des Erdgeschosses.
Während das Parterre in Massivbauweise ausgeführt wird, wird das Obergeschoss in Holzständerbauweise mit einer sichtbaren Dachstuhlkonstruktion errichtet. Die Holzelemente werden über die Wintermonate in einer Zimmerei vorgefertigt und sollen nach Angaben des Bürgermeisters ab 1. April nächsten Jahres installiert werden. Anschließend beginnt der Innenausbau.
Auch wenn die Baustelle jetzt bis April ruht, gibt es für die Gemeinde und die Planer noch eine Menge zu tun. „Momentan werden die Abstimmungen für die Inneneinrichtung getroffen“, erklärte der Bauamtsleiter. Das gilt sowohl für den Verwaltungsbereich als auch für die Tourist-Information, die in das neue Rathaus mit einziehen wird. Der jetzige Standort der Tourist-Information liegt etwas versteckt „Am Anger“, rund 300 Meter vom Rathaus entfernt. Die Leiterin der Tourist-Information, Anne Esterlechner, sieht in dem neuen Standort einen großen Vorteil, vor allem für den Gast. „Durch die Nähe zum Chiemsee-Uferweg, der unmittelbar vor dem neuen Rathaus auf der Römerstraße verläuft, sind wir näher am Gast – und der findet uns besser“, sagte Esterlechner der Chiemgau-Zeitung.
Die neue Tourist-Information mit einem gastfreundlichen Foyer wird ins Erdgeschoss einziehen. Ebenso im Erdgeschoss wird sich der Sitzungssaal befinden. Einen herrlichen Blick auf den Chiemsee bieten vor allem die südseitigen Büros und Verwaltungsräume, die sich alle im Obergeschoss befinden.
Für die Besucher des Rathauses werden auf der Westseite rund 30 öffentliche Parkplätze geschaffen, der Zugang zum Gemeindekindergarten wird neu und sicher geregelt. Den Vorplatz am Eingangsportal des Rathauses auf der Südseite soll nach Angaben des Landschaftsarchitekten Klaus Schur, eine Buche zieren. Des Weiteren sind dort Sitzgelegenheiten vorgesehen und eine Trinkwasserstation für die Radfahrer. Der Aufenthaltsbereich soll mit Granitsteinpflaster gestaltet werden, die Verkehrswege rollstuhlgerecht mit Granitplatten.
Ansprechend gestaltet mit einem Kiesplatz und kleinkronigen Bäumen wird auch der Vorplatz der Aussegnungshalle, die sich etwas versteckt hinter dem Rathaus befindet. Die Aussegnungshalle im Zuge des Neubaus zu verlegen war aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich. Auch eine Verlegung des Stromversorgungsgebäudes, das an das Leichenhaus grenzt, konnte aus Kostengründen nicht realisiert werden.
Im Laufe des kommenden Jahres wird am angestammten Rathausplatz an der Römerstraße ein modernes Gebäude entstehen, das den heutigen Ansprüchen auch gerecht werden soll. Der Gemeinderat hatte sich dabei seine Entscheidung nicht leicht gemacht und viel Zeit und Nervenstärke in das Projekt investiert. Pläne wurden gezeichnet und wieder verworfen. Neben der Bauweise waren auch die Kosten ein wesentliches Kriterium. Um den gesteckten Kostenrahmen von 5,7 Millionen Euro einzuhalten, mussten einige Abstriche gemacht werden.
Die moderne Architektur ist in der Bevölkerung nicht unumstritten. Viele Seebrucker trauen dem alten Rathaus nach und kritisieren den Neubau als massiven Eingriff in das gewachsene Dorfbild. So mancher hätte sich lieber ein Gebäude im ländlichen Stil gewünscht. Ob das Urteil der Skeptiker berechtigt ist, wird sich in einem Jahr zeigen, wenn das Gebäude ganz fertig ist.