Kinder essen nicht gemeinsam

von Redaktion

Sollen die Grassauer Kindergartenkinder jeden Tag gemeinsam frühstücken und ein warmes Mittagessen bekommen? Nein, hat der Marktgemeinderat nun beschlossen. Einstimmig lehnt er ab, einen entsprechenden Antrag zu befürworten.

Grassau – Elternbeiratsvorsitzende Alexandra Bachmeir hatte die gemeinsamen Mahlzeiten an dem Kindergarten unter Trägerschaft der katholischen Kirchenstiftung beantragt. Doch nötig war auch die Zustimmung des Gemeinderats, zumal das Gebäude der Gemeinde gehört und diese die Kosten für An- und Umbaumaßnahmen tragen müsste. Auch wäre mehr Personal erforderlich, das neben den Anschaffungskosten für Geschirr- und Küchenbedarf die Gemeinde über den Defizitausgleich zu finanzieren hätte.

Neben dem warmen Mittagessen wünscht sich die Elternbeiratsvorsitzende auch ein gemeinsames Frühstück, das vom Personal eingekauft und vorbereitet wird. Das Mittagessen soll frisch zubereitet oder von einem Caterer geliefert werden. Dieses Mittagessen würde pro Kinder drei Euro kosten, wie im Vorfeld bei einem Caterer erfragt wurde. Es soll nicht, so Bachmeir, jedes Kind sein Essen mitbringen, das dann in der Mikrowelle warm gemacht wird, um Unterschiede zu vermeiden. Durch dieses gemeinsame Essensangebot könnten berufstätige Eltern entlastet werden. Kinder würden zudem das Essen in der Gemeinschaft sowie Essenskultur lernen, so die Argumente der Antragstellerin.

Das pädagogische Team des Kindergartens erläuterte seine Ansicht dazu in einem Schreiben an den Marktgemeinderat. Nachdem der Kindergarten täglich maximal bis 14 Uhr offen ist, sei ein warmes Mittagessen nicht notwendig. Zudem gebe es jeden Tag eine gemeinsame Brotzeit, und Obst und Gemüse würden durch das Schulfruchtprogramm ständig angeboten. Bedenken hat das Personal auch dahin gehend, dass kein Kind zum Essen gezwungen werden dürfe.

Zudem müssten Nahrungsmittelunverträglichkeiten und auch religiöse Essensregeln berücksichtigt werden. Zu bedenken sei auch, dass sich nicht alle Eltern die drei Euro pro Tag und zehn Euro im Monat für das Frühstück leisten wollen oder können. Zudem fehle es an Personal und Räumlichkeiten, um das Angebot stemmen zu können. Der zweite Grassauer Kindergarten, Mariä Himmelfahrt, biete ein warmes Mittagessen an, hieß es.

Die Gemeinde achte darauf, dass möglichst jedem Kind ein Kindergarten- oder Krippenplatz zugeteilt werden kann, erklärte Bürgermeister Rudi Jantke. Zum Teil übernehme die Gemeinde beträchtliche Defizite. Die Kindergartenplatz-Situation sei angespannt. Es werde aber alles unternommen, was möglich ist, so der Rathauschef.

Seiner persönlichen Meinung nach muss ein Frühstück zu Hause in jeder familiären Situation möglich sein. Auch sollten Kinder die Essenskultur in der Familie lernen, und nicht im Kindergarten.

Essenskultur muss

die Familie vermitteln

Das Kindergartenpersonal sei mit der pädagogischen Arbeit genug ausgelastet, fügte Doris Noichl (CSU) hinzu. Essenkultur sollte zu Hause geübt werden, findet auch sie. Hans Genghammer erklärte, dass Eltern, deren Kinder ein gemeinsames Mittagessen im Kindergarten erhalten sollen, ja einen Antrag auf den Wechsel des Kindergartens stellen können.

Daniela Ludwig (CSU) informierte, dass der Kindergarten St. Irmingard eine Betreuungszeit bis 14 Uhr, der Kindergarten Mariä Himmelfahrt eine Ganztagesgruppe sowie einen Hort bis 16.30 Uhr anbiete. Den Kindern der Ganztagesgruppe werde ein Mittagessen angeboten. Dies sei ein enormer Aufwand. Für Dr. Winfried Drost ist der Antrag kontraproduktiv, da die Familie dadurch abgewertet werde. Der Rat entschied einstimmig, den Antrag nicht zu befürworten.

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