Neues Boot für die Wasserschutzpolizei

von Redaktion

Flexibel einsetzbares Schlauchboot mit Elektromotor – Einsätze nicht nur am Chiemsee

Prien – Die Wasserschutzpolizei (WSP) Prien sorgt nicht nur auf dem Chiemsee für Ordnung. Sie ist auch für alle anderen Gewässer in der Region verantwortlich, zum Beispiel Simssee, Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und Inn. Für Einsätze dort hatte sie ein Kunststoffboot. Das ist aber nicht nur alt, sondern schwierig in der Handhabe. Deshalb hat die WSP jetzt ein neues Schlauchboot bekommen.

Wenn die WSP ab sofort zu einem Gewässer ausrücken muss, an dem es keine sogenannte Slipanlage gibt, mit der ein Boot zu Wasser gelassen werden kann, ist sie flexibel. Mitarbeiter der Herstellerfirma lieferten dieser Tage ein 3,70 Meter langes Schlauchboot zur Bootshütte am Ende des Forellenwegs in Osternach. Inklusive Anhänger und Zubehör hat es knapp 10000 Euro gekostet, sagte WSP-Leiter Hans Herzinger im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung. Der große Vorteil: Die Neuanschaffung mit 1000-Watt-Elektromotor wiegt nur 63 Kilo. Zwei Mann können das Boot ohne Weiteres und schnell vom Hänger ins Wasser tragen.

Seit Anfang April dürfen Boote wieder ins Wasser. Von Wochenende zu Wochenende füllt sich nun der See, überall in den Häfen werden Segelboote startklar gemacht und zu Wasser gelassen. Allein 6000 registrierte Boote gibt es für das Bayerische Meer. Je wärmer das Wasser wird, desto mehr Schwimmer, Kajakfahrer, Kitesurfer und SUP-Paddler bevölkern den Chiemsee.

Die WSP muss darauf achten, dass trotz des stetig steigenden Freizeitdrucks der Spaßbetrieb im und am See in geregelten Bahnen verläuft.

Beim Sicherheitsgespräch mit der Polizeiinspektion (PI) Prien (wir berichteten) hat Herzinger die Bilanz des Traumsommer-Jahres 2018 vorgelegt. Es war der letzte Rückblick des WSP-Leiters in diesem jährlichen Kreis der Bürgermeister. Herzinger geht Anfang 2020 in Pension. Vier Beamte der PI Prien bilden den WSP-Stamm. Dazu kommt ein halbes Dutzend, dass dank einer Zusatzausbildung die Boote steuern darf.

Badetoter schwierigster

Einsatz 2018

Im Jahr 2018 kam die WSP laut Herzinger auf knapp 500 Einsatzstunden auf dem Wasser. In der Regel ist sie mit einem der großen Einsatzboote unterwegs, die intern als WSP 4 und WSP 6 geführt werden. Der schwierigste Einsatz war für die Beamten im Zusammenhang mit einem tödlichen Badeunfall im August. Ein Nachbar hatte einen 76-Jährigen als vermisst gemeldet. Die Ermittlungen ergaben, dass der Rentner am Vortag am Strandbad Gollenshausen zum Schwimmen gegangen war. Am Badesteg fanden die Beamten seine Schuhe und ein Handtuch. Mit dem Sidescan-Sonargerät wurde der Grund des Chiemsees im Bereich der Strandanlage abgesucht, bis schließlich in sieben Metern Tiefe die Leiche gefunden wurde. Taucher der Wasserwacht bargen den Toten.

Ein zweiter toter Schwimmer, so Herzinger, war 2018 bei Chieming zu beklagen. Das Opfer hatte wohl einen Herzinfarkt erlitten und war von anderen Badegästen tot im Wasser gefunden worden.

Weil von Jahr zu Jahr mehr Betrieb auf dem Wasser ist, steigt auch das Unfallrisiko. Eine potenzielle Gefahr geht von Schwimmern aus, die weitab vom Ufer von Boots- oder Schiffsbesatzungen leicht übersehen werden können. Inselbürgermeister Georg Huber, selbst jeden Tag mit dem Boot auf dem Wasser, wies beim Sicherheitsgespräch auf diese Gefahr hin. Die Polizei kann kaum mehr tun, als an die Vernunft der Badegäste zu appellieren.

Im Gegensatz zu manch anderem Jahr in jüngerer Vergangenheit musste die WSP 2018 nur zweimal in Fällen von Bootsmotorendiebstählen ermitteln. In der Nacht auf 19. Oktober hatten es Unbekannte auf ein Motorboot an einem Steg in Gstadt abgesehen, wenige Tage später auf den Außerbordmotor eines Segelboots in Bernau. In Gstadt wurden zwei Personen von einer privaten Überwachungskamera gefilmt. Sie waren aber zu weit entfernt, als dass die Ermittler aus den Aufnahmen mehr Informationen ziehen konnten als die genaue Tatzeit.

Es ist noch nicht sehr lange her, dass am Chiemsee in einem Jahr Dutzende von Außenbordmotoren von organisierten Banden entwendet und in Osteuropa weiterverkauft wurden.

Die gute Zusammenarbeit mit ausländischen Polizeibehörden brachte einige Fahndungserfolge, insbesondere an der österreichischen Grenze.

Diese Verhaftungen und ein spektakulärer Fang 2016, als eine Tätergruppe mit Hubschrauber, Wärmebildkamera und Großaufgebot auf frischer Tat ertappt werden konnte, hatten möglicherweise eine abschreckende Wirkung. Seitdem sind Bootsmotorendiebstähle deutlich seltener.

Kleinere Verstöße finden sich zahlreich in Herzingers Jahresbilanz. Aus den gezielten Kontrollen von 85 Sportbooten ergaben sich seinen Angaben zufolge knapp 70 Strafanzeigen und Bußgeldverfahren.

Außerdem überprüften die WSP-Beamten etwa 70 Angler. Gegen zehn von ihnen mussten sie Strafmaßnahmen in die Wege leiten, weil sie keinen Berechtigungsschein hatten oder die Höchstfangzahl überschritten hatten. Am Tag dürfen Angler nicht mehr als fünf Renken fangen.

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