Asylbewerber dürfen nicht arbeiten

von Redaktion

„Café International“ in Grabenstätt erinnert an die erfolgreiche Integrationsarbeit

Grabenstätt – „Aus abstrakten Nachrichten wurden freundliche Gesichter und Menschen mit Schicksalen, die uns nahestehen“, beantworte Matthias Fauser zu Beginn des „Cafés International“ die selbstgestellte Frage, was der Krieg in Syrien sowie Verfolgung und Terror in Pakistan und Afghanistan mit dem schönen beschaulichen Chiemgau zu tun hätten.

Gut drei Jahre nach der ersten Auflage des „Café International“ zum Höhepunkt der Flüchtlingswelle lud der ehrenamtliche „Helferkreis Asyl“, dem Fauser bis 2017 vorstand, erneut in den Pfarrsaal ein. Zahlreiche Asylsuchende und anerkannte Flüchtlinge kamen, obwohl einige mittlerweile längst woanders wohnen. Bei Kaffee und Kuchen tauschten sie sich aus.

Mit an den Tischen saßen Mitglieder des Helferkreises, der sich im Mai 2015 spontan gebildet hatte und zeitweise bis zu 30 Personen umfasste und sich um bis zu 50 Flüchtlinge gleichzeitig kümmerte. Aktuell sind es noch gut zehn.

Viele von euch haben hervorragend Deutsch gelernt“, lobte Fauser. Wunderbar anzusehen gewesen sei es auch, dass die Asylsuchenden sich untereinander ihre Sprachen beigebracht hätten und in Dolmetscherrollen geschlüpft seien, erzählte Renate Schützinger, die Fauser 2017 als Helferkreis-Chefin abgelöst hatte.

Ängste und Sorgen haben einige Asylsuchende aber auch in der „heilen Welt“ Grabenstätt stets begleitet. „Einige haben das Dublin-Verfahren am Hals gehabt und mussten fürchten, nach Bulgarien abgeschoben zu werden, wo sie einst registriert und nach eigener Aussage übelst behandelt und geschlagen worden sind“, so Schützinger.

Viele anerkannte Syrer hätten aufgrund ihrer Vorbildung in der Region schnell einen Job gefunden. Wie Fauser verriet, habe Schützinger allein bis Oktober 2016 15 Praktikumsstellen und 19 bezahlte Jobs vermittelt.

Unverständlich sei, so Fauser, dass viele Asylbewerber im Landkreis Traunstein keinen Job annehmen und auch keine Ausbildung machen dürften, obwohl viele Lehrstellen nach wie vor nicht besetzt werden könnten.

Auch der junge Pakistani Mohamed Ali, der im Januar 2016 nach Grabenstätt kam, kann es nicht verstehen, warum seine Landsleute in den Nachbarlandkreisen längst arbeiten dürfen und er nicht. „Ich habe 2016/2017 bei einer Firma in Bergen Praktika gemacht und dann auch einen Lehrvertrag angeboten bekommen, doch ich darf nicht anfangen“, so Ali, der auf der Privatschule Dr. Kalscheuer in Traunstein heuer seine mittlere Reife macht.

Um Feinmechaniker werden zu können, hofft er darauf, bald in den Landkreis Berchtesgadener Land umziehen zu dürfen, weil ihm dort fünf Lehrstellenangebote vorlägen. Ali will nur eines: „So schnell wie möglich mein eigenes Geld verdienen.“

In einer ähnlich verfahrenen Situation ist sein afghanischer Kumpel Mirwais Noori, der mittlerweile in der dezentralen Unterkunft in Seegatterl (Reit im Winkl) wohnt. „Um zu meiner Schule nach Traunstein und wieder zurück zu kommen bin ich mit Bus, Zug und Wartezeiten bis zu drei Stunden unterwegs.“ Ein Problem sei auch, dass man in Seegatterl nichts einkaufen könne.

„Unser Bürgermeister Georg Schützinger hat die Problematik 2015 frühzeitig erkannt, die richtigen Maßnahmen umgesetzt und die Unterbringung der Asylsuchenden hervorragend organisiert“, lobte Fauser den Rathauschef und die Verwaltung. „Mit unseren Flüchtlingen und Asylbewerbern haben wir rückblickend großes Glück gehabt“, resümierte Schützinger.

Nachdem die im Februar 2016 bezogene Gemeinschaftsunterkunft im Ortsteil Winkl bereits im Januar geschlossen wurde, wird auch die seit Januar 2016 bestehende Unterkunft im alten Pfarrkindergarten bald Geschichte sein. Ob es dann nochmal ein „Café International“ geben wird, steht in den Sternen.

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