Karl Lagerfeld in Prien zu sehen

von Redaktion

Neues Leben in leeren Geschäften: Inge Fricke stellt heute eine „Kunstmeile“ vor

Prien – Lassen sich leerstehende Läden und öde Schaufenster mitten in Prien nicht mit belebenden Kunstwerken aufpeppen? Im Rahmen der Planungen zur ersten Priener Kunstnacht rannte Marktgemeinderätin Marlies Ganter mit dieser Idee bei Inge Fricke offene Türen ein.

Die Chiemgau-Zeitung hat bereits groß über die heutige Premiere des Kulturereignisses berichtet. Es verwandelt die Ortsmitte und weitere Schauplätze am von 17 bis 22 Uhr in eine Bühne der Kunstschaffenden.

Die Kunsthistorikerin und Ausstellungs-Kuratorin Inge Fricke griff die Idee von Ganter auf und recherchierte über leer stehende Läden und deren Besitzer. In Kooperation mit der Marktgemeinde, dem Kulturförderverein und der Prien Marketing GmbH ist es schließlich gelungen, in sieben zum Großteil leer stehenden Ladengeschäften Mini-Ausstellungen zu organisieren. Sie sind bei der heutigen Kunstnacht geöffnet, sodass die Besucher dort mit den Künstlern ins Gespräch kommen können.

Bei einem kleinen Rundgang konnte sich die Redaktion vorab ein Bild machen von der spannenden Entdeckungsreise auf Priens neuer „Kunstmeile“. Je nach Zustimmung der Ladenbesitzer sollen die Werke auch noch länger zu sehen sein. Im Gespräch verweist Fricke auf die lange Tradition von Prien als Ort der Kunst und Heimat vieler Künstler. „Im August 1945 fand hier sogar die erste Kunstausstellung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg statt“, erzählt sie. Im nächsten Jahr wird der 75. Jahrestag groß gefeiert.

Die Kunst-Schaufenster im Ortskern zeigen die beachtliche Bandbreite des Schaffens und auch der Künstler, die zwischen 24 und 92 Jahre alt sind. Mit Gelstift auf schwarzem Untergrund thematisiert die Akademiestudentin Sophia Grutsch in ihrer Installation im Glaswinkler Haus (ehemals Bäcker Bauer) an der Seestraße das Thema „Schwarmverhalten“ und den anonymen Mensch in der Masse. Wer in den Bewegungsflüssen, vegetabilen Formen oder an technische Konstruktionszeichnungen erinnernden Mustern gesellschaftskritische Anspielungen erkennt, liegt durchaus nicht falsch.

Feuerbälle und ein echter Modezar

Geistig frisch und gut informiert erklärt die Malerin und aktive Butoh-Tänzerin Magdalena Engels mit 92 Jahren im Juweliergeschäft Hohn (Ecke Höhenberg-/Alte Rathausstraße) ihren Gemäldezyklus „Schwarz und Rot“. Schreckensgestalten und Feuerbälle tanzen hier im offensichtlichen Widerstreit über die Leinwand. „Ein privates Erlebnis hat mich zu diesem Kampf um den vorhandenen Platz inspiriert.“ Erstaunt zeigt sich die Seniorin über die Vermutung, dass man in ihrem dynamischen Bilderreigen auch Anspielungen auf gegenwärtige politische Machtspielchen sehen könnte.

Nur ein paar Schritte weiter treten im Pavillon des ehemaligen Bogner-Ladens rotbemalte Holzköpfe von Hannes Stellner in einen Dialog mit Holzschnitten von Lenz Hamberger. Gleich gegenüber im Laden neben der verhüllten Marien-Apotheke stellt Katharina Kirchner Klampfleuthner Keramik und Skulpturen aus.

Finden Sie das Bild mit dem Porträt des heuer im Februar verstorbenen Modezaren Karl Lagerfeld: Diesen Auftrag könnte man den Besuchern der „Mode“-Ausstellung im ehemaligen Wäscheladen an der Alten Rathausstraße mitgeben. Wild-impulsive Großformate von Stefanie Friedrich in grellen Farben und Kollagen, die intensive Werkstatt- und Arbeitsprozesse erkennen lassen, treten hier in Kontrast zu den edlen Stoffen der ausgestellten Atelierkleider von Gerdi Westermeyr.

Kinder-Kunst

im Konasthaus

An Aufnahmen von der Erdoberfläche aus großer Höhe erinnern großformatige Werke von Renate Trobisch in den leeren Räumen der Fahrschule Heindlmeier an der Alten Rathausstraße. Die vexierbildhaft verlaufenden Strukturen korrespondieren mit den turmartigen Farbstelen der Künstlerin aus Holz und Acryl.

Die Begeisterungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen für die Kunst veranschaulicht die Ausstellung im Nordschaufenster des Kronasthauses am Marktplatz. Sie entstanden im Rahmen von Workshops zu Ausstellungen in der Galerie im Alten Rathaus. Der neunjährige Tobias hat sich an einem Werk des Schauspielers Armin Müller-Stahl versucht. Daneben faszinieren Grafiken, Gemälde, Kollagen und Hinterglasbilder oder ein nach Motiven des US-Künstlers James Rizzi verzierter Bobby-Car von Schülern des Ludwig-Thoma-Gymnasiums.

Wer sich heute passend auf die neue Priener Kunstmeile einstimmen will, der kann das beim geführten Priener Kunstspaziergang mit Inge Fricke und Helga Schömmer tun. Start ist um 17.30 Uhr beim Tourismusbüro.

Artikel 8 von 11