Übersee – Ein ganzes Jahrzehnt Freiraum: Was als verrückte Idee von 18 Gründungsmitgliedern im Jahr 2009 begann, hat sich mittlerweile als beliebter Standort für Kunst, Musik und Kultur im Chiemgau etabliert. Das soll am kommenden Wochenende mit einem zweitägigen Festprogramm auf dem Freiraum-Gelände in Übersee gegenüber dem Bahnhof gebührend gefeiert werden.
Wilder Sound
von Karmic
Am morgigen Freitag starten die Feierlichkeiten um 21 Uhr mit dem wilden Sound von Karmic. Die kalifornische Electro-Pop-Band mit ihren außergewöhnlichen Beats bildet laut Veranstalter den perfekten Start in das Partywochenende. Am Samstag geht es als Kontrast dazu ab 11 Uhr mit einem Frühschoppen und den urig-gemütlichen Klängen der Blaskapelle Übersee-Feldwies weiter. Höhepunkt der Geburtstagsfeier wird abschließend das Konzert von Jahcoustix sein – ein Künstler aus München mit Band.
Als der Freiraum-Verein im ehemaligen Dorfwirt in Übersee gegründet wurde, wollte man in der Mitte des Ortes ein Bürgerhaus einrichten, einen zentralen Ort, einen Freiraum eben – Treffpunkt für Bürger in Sachen Kunst und Kultur. Die Idee einer freien Partizipation aller Alters- und Gesellschaftsschichten war ein grundlegender Gedanke der Gründungsversammlung, der auch heute noch gilt.
So steht das Bürgerhaus jedem offen: Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, Familien und Senioren. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich im nicht kommerziellen Freiraum ohne große finanzielle Aufwendungen bewegen zu können. Der Kontakt und Austausch zwischen den Generationen soll durch Projekte und Themenabende gefördert werden, so das Konzept.
Vor allem die kulturelle Arbeit sehen die Verantwortungsträger um Gründer und Vorsitzenden Florian Ober als einen unbelasteten Einstieg in den sozialen Bereich. Sie ermöglicht ein ungezwungenes Miteinander und Entfalten kreativer Energien.
Inzwischen hat sich der Freiraum weit über die Landesgrenzen, ja sogar über die Grenzen des Kontinents, hinaus einen Ruf als Standort für Kunst, Musik und Kultur erarbeitet. Seit Jahren geben sich Musiker aus Nordamerika, Australien, Südafrika und Südamerika die Klinke in die Hand. Ehrenamtliche stellen Jahr für Jahr ein anerkanntes Kulturprogramm auf die Beine, und haben mittlerweile mehr als 300 Veranstaltungen organisiert. Das alte Haus des Freiraums hat sich im Laufe der Jahre sehr verändert. Der Saal wurde instandgesetzt und das Haus bewohnbar gemacht. Die oberen Stockwerke haben über die Jahre viele Projekte kommen und gehen sehen. Jetzt gibt es dort drei Studioräume, das Büro des Freiraums und eine Wohnung für Künstlerinnen und Künstler. Im Erdgeschoss kam 2016 der Freiraum-Pub dazu, der sich seither großer Beliebtheit erfreut. Im Zuge des Art-Res-Projektes wird es auf dem Dachboden bald noch ein geräumiges Musikstudio für die Jugendarbeit und Förderung der Künstler geben.
Idealismus
ging nie verloren
Trotz vieler Veränderungen, Abschiede und Neuzugänge hat sich der Freiraum seinen Drang, Neues auszuprobieren bewahrt. Dieser Gedanke, gemeinsam etwas zu erschaffen, sei es nun ein Konzert, ein schwimmendes Kurzfilmfestival, ein Kabarettabend oder ein Live-Pub-Abend, war und ist immer noch die Seele des Vereins. Dieser Idealismus ist trotz aller Veränderungen der letzten Jahre nie verloren gegangen. Der Verein Freiraum hatte 2009 seinen Betrieb ohne finanzielle Mittel, Zuschüsse und Subventionen aufgenommen. Und noch heute erwirtschaftet der Verein seine Mittel weitgehend eigenständig – um unabhängig zu bleiben von Zwängen oder den Interessen anderer.