Feuchtes Finale des Trachtensommers

von Redaktion

Ein Wechselbad der Wettergefühle durchlebten am Sonntag über 4000 Trachtlerinnen und Trachtler sowie 8000 Zuschauer beim Gaufest des Chiemgau Alpenverbands in Bernau. Während des großen Festzugs am Nachmittag setzte der Regen ein.

Bernau – „Unterm Strich war es trotzdem ein großes Erlebnis und ein Tag der Freude mit vielen Begegnungen“, ließ sich Schirmherr und Bürgermeister Philipp Bernhofer die Freude über das Fest nicht vermiesen. Und die 4100 Trachtler aus den 23 Mitgliedsvereinen des Chiemgau Alpenverbands sahen es ähnlich, als sie gegen 15.30 Uhr nass, aber gut gelaunt zurück zum Festzelt an der Buchenstraße kamen. Dort sind die „Staffelstoana“ aus Bernau Gastgeber.

Punkt 14 Uhr hatte sich der Festzug in Bewegung gesetzt. Unterteilt in sechs einzelne Züge waren die Chiemgauer Trachtler unter den Augen von wohl etwa 8000 Zuschauern an den dicht gesäumten Straßenrändern bis zum Bahnhof gezogen und hatten dort kehrt gemacht.

Als sich der Zug in Bewegung setzte, war es noch trocken. Aber schon bald begann es stark zu regnen. Während Aktive, Röckefrauen, Honoratioren, Jugend und Kinder der Trachtenvereine angesichts der Wettervorhersage gut vorbereitet waren und sich schnell Regensachen überzogen oder den Schirm aufspannten, mussten die Musikanten durchhalten. Wer Musik macht, hat keine Hand frei für einen Schirm. Die Mitglieder der 20 Blaskapellen erwiesen sich als wasserfest, sie spielten durchnässt, aber bis zum Schluss.

40 Festwägen und Fahnenabordnungen weiterer Vereine vervollständigten das Bild des Festzugs.

Nach den ebenfalls verregneten Gaufesten des Inngau-Trachtenverbands in Pang und des Gauverbands I in Altötting war der dritte Gaufestsonntag in Folge zugleich der würdige Abschluss des Trachtensommers 2019.

Der Festgottesdienst am Vormittag konnte noch ohne Regen im Freien gefeiert werden. Überwältigt vom Anblick der vielen feschen Trachtler, Blasmusikanten und Fahnenabordnungen waren im Kurpark Hannah von Schröders von der evangelischen Kirchengemeinde Aschau-Bernau („Unglaublich, was zustande kommen kann, wenn so viele Menschen die Begeisterung für eine große Sache teilen und mithelfen“) und ihr katholischer Kollege, Pfarrer Klaus Hofstetter vom Pfarrverband Westliches Chiemseeufer.

Tradition, Miteinander und Heimat waren zentrale Begriffe, die sich wie ein roter Faden durch ihre gemeinsame Predigt zogen. Hofstetter, der auch nachdenkliche Töne anschlug, als er unter anderem die steigende Zahl von Kirchenaustritten und den Priestermangel ansprach, sagte unter anderem in bestem Bairisch: „Fällt mir a Zack’n aus der Krone oder anders g’sagt der Gamsbart vo mei’m Trachtenhuat, wenn i mi auf Gott eilass und i in eam und mir alle mit anand in eam Hoamat find’n?“

Dem Appell schloss sich auch Gauvorsitzender Miche Huber an, der die anwesende Jugend aufrief, Mitverantwortung zu übernehmen.

Den Gottesdienst feierten Hofstetter und von Schroeters zusammen mit Frater Zlatko Brauchler, einem Jesuiten aus Kroatien, der Seelsorger in Schleching ist und sich schon auf das Gaufest 2020 freut, das dann der Trachtenverein „D´Gamsgebirgler“ Schleching ausrichten wird.

Franz Praßberger, Vorsitzender der Staffelstoana, die 1926 einer von neun Gründungsvereinen des Chiemgau Alpenverbands waren, hob die Verbundenheit mit dem Glauben ebenso hervor wie den gegenseitigen Respekt der großen Trachtenfamilie.

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag in besten Händen bei der Festmusikkapelle Bernau unter der Leitung von Albert Osterhammer sowie beim Soatnmusi-Gesang aus den Reihen der Staffelstoana. Zur Begrüßung im Kurpark spielten die Hafenstoana Alphornbläser.

Jetzt haben die Bernauer Trachtler zwei Tage veranstaltungsfrei, bis am Mittwochabend das Chiemgauer Tanzfest im großen Festzelt an der Buchenstraße steigt.

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