Großprojekt in der Warteschleife

von Redaktion

Gemeinderat Bernau Entscheidung über Antrag für Hotelkompetenzzentrum vertagt

Bernau – Nach dem Medizintechnik-Hersteller Albrecht aus Stephankirchen will die Firma Schuster aus Grabenstätt nach Bernau übersiedeln, weil am bisherigen Standort der Platz nicht mehr reicht. Für das „Hotelkompetenz-Zentrum“ der Firma Schuster hat die Gemeinde Bernau schon einen eigenen Bebauungsplan aufgestellt (wir berichteten), um die rechtliche Grundlage für das Großprojekt zwischen Aldi und Albrecht-Firmensitz an der Chiemseestraße zu schaffen.

In der jüngsten Sitzung im Rathaus stand nun der Bauantrag auf der Tagesordnung des Gemeinderats. Aber das Gremium vertagte die Entscheidung. Als absehbar war, dass es noch eine Reihe von Fragen gab, schlug Bürgermeister Philipp Bernhofer vor, in die nächste oder übernächste Sitzung Bauherr und Architekt einzuladen, um die Fragen zu klären.

Fassadengestaltung stand im Fokus

Die Fragen aus dem Gremium zielten auf die Fassadengestaltung. Entgegen dem ersten Entwurf, der vor einigen Monaten vorgestellt worden war und auf breite Zustimmung stieß, ist die Fassade des Bauwerks nicht mehr mit einer durchgängigen Holzverkleidung aus vertikalen Pfosten versehen. Auf der Ansicht, die Geschäftsleiterin Irmgard Daxlberger auf der Großleinwand präsentierte, waren nur noch Lärchenholzlatten mit mehreren Metern Abstand zueinander zu sehen. „Es ist für uns als Gremium wenig zufriedenstellend, uns vom Bauherrn wieder runterhandeln zu lassen“, kommentierte beispielsweise Ursula Zeitlmann (Grüne) den Wegfall der Holzverkleidung des Gebäudes. „Das ist ein ganz anderer Stil, der uns aufgezwängt wird. Dann sollte die Fassade lieber begrünt werden“, ging die Kritik von Georg Bauer (Bernauer Liste, BL) in die gleiche Richtung.

Rudi Schuster, der sich mit seinem Bruder Michael in dritter Generation die Geschäftsführung des Grabenstätter Familienunternehmens teilt, nannte im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung Kostengründe für die Umplanung. In der Detailplanung mit dem Architekten hätten sich mehrere Problembereiche im Zusammenhang mit der Holzverkleidung herauskristallisiert. Schuster nannte hohe Brandschutzauflagen, Witterungseinflüsse auf das Holz sowie den gestörten Lichteinfall. Er bedauerte die Verzögerung, denn das Unternehmen möchte möglichst noch heuer die Erdarbeiten durchführen, um nach dem Winter mit dem eigentlichen Bau zu beginnen.

Auf dem 14000-Quadratmeter-Areal zwischen Albrecht und Aldi, Chiemseestraße und Autobahn, soll ein kombinierter Produktions-, Ausstellungs- und Verwaltungskomplex auf einer Grundfläche von 7000 Quadratmetern entstehen. Nach Schusters Angaben will sein Unternehmen 17 Millionen Euro für die Umsiedlung von Grabenstätt nach Bernau und die damit einhergehende Vergrößerung investieren. Der Neubau ist für die aktuelle Zahl von 80 Mitarbeitern konzipiert, lässt aber die Option auf eine Erweiterung auf bis zu 120 Arbeitsplätze.

1923 gegründet als Kunstschreinerei

Schuster Hoteleinrichtungen hat sich aus einer Kunstschreinerei entwickelt, die 1923 in Grabenstätt gegründet wurde. Heute bietet das Unternehmen Komplettlösungen für Hotelausstattungen an, von Zimmermöbeln bis zur Rezeption. Schuster ist nach eigenen Angaben vor allem im gesamten deutschsprachigen Raum aktiv.

Der nördliche, höhere Teil des geplanten Neubaus ist für Verwaltung und einen Teil der Ausstellung vorgesehen, während im südlichen, etwas niedrigeren Teil zur Autobahn hin vor allem die Produktion untergebracht werden soll. Im großzügigen Showroom sollen 20 komplett eingerichtete Zimmer Kunden die Vielseitigkeit der Spezialisten vom Chiemsee vor Augen führen.

Fertigstellung

im Frühjahr 2021

Bestandteil der Planung ist auch ein Spänesilo mit zwei zwölf Meter hohen Türmen auf der Ostseite (Richtung Aldi) als Rohstoffspeicher für die geplante Heizanlage. Weil der Abluft-Aufbau des Silos im nun vorliegenden Entwurf etwas höher ist als im Bebauungsplan festgelegt, sahen einige Räte weiteren Klärungsbedarf. Zudem dürfte die Gebäudehöhe mit bis zu zwölf Meter hohen Wänden im Dialog mit Bauherr und Architekt auch nochmal angesprochen werden, deutete sich in der Sitzung an.

Schuster kündigte an, dass er und und Architekt Thomas Fischbach von der Edinger Fischbach and Partners (EFP) GmbH in Innsbruck gerne und so bald wie möglich dem Gemeinderat Auskunft geben wollen. Die Grabenstätter haben es eilig. Ihr ambitioniertes Ziel ist es, im Frühjahr 2021 in Bernau zu eröffnen.

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