„Schön ist eigentlich das Unscheinbare“

von Redaktion

Kreisheimatpfleger Karl Aß über Priens Baudenkmäler und regionale Kunst

Prien – Karl Aß aus Prien kundig zu nennen, wäre eine Untertreibung. Ihn als wandelndes Lexikon zu bezeichnen, trifft seine Expertise eher. Ende der 80er-Jahre schon bekam er das Ehrenamt des Kreisheimatpflegers, damals war er mit 27 Jahren der jüngste in ganz Bayern. Aß hat Kulturgeschichte, Theologie und christliche Sozialethik studiert.

Doch was sind eigentlich seine Aufgaben als Kreisheimatpfleger? „Ich gebe jetzt hauptsächlich allgemeine historische und kunsthistorische Beratung für jeden, der sie benötigt“, meint Aß. Er sei für den Altlandkreis Rosenheim zuständig, also für das Inntal, den Samerberg und das Chiemgau. „Meine Aufgaben in der Gegend sind eher begrenzt, da es viele historische Vereine gibt, die eigene Spezialisten für verschiedene Themen haben.

Die kulturelle Infrastruktur ist hier sehr gut, da es so viele engagierte Bürger und Institutionen gibt“, betont er. Aß gebe Tipps und Ratschläge, empfehle Bücher oder Ansprechpartner.

109 Baudenkmäler
in der Gemeinde Prien

Außerdem erweitert er Priens Gemäldesammlung. „Ich habe seit 2000 viele zeitgenössische Bilder in die Gemeinde geholt“, erklärt der Kulturbeauftragte. Seit er die Verwaltung der Sammlung übernommen hat, ist diese um 50 Prozent gewachsen. In dem um die 900 Jahre alten Prien, das die späteste Ortsgründung im ganzen Chiemgau zu verzeichnen hat, sei die Dichte der besonderen Bauten relativ groß. 109 Baudenkmäler gibt es insgesamt. „Das ist schon sehr üppig, vor allem für eine Gemeinde der Größe Priens“, erläutert Aß.

Signifikant sei das Ensemble Am Gries. Ein Ensemble ist ein Komplex aus Gebäuden, die insgesamt ein Schutzgebiet um einige Einzeldenkmäler bilden. Die Stätte Am Gries umfasst den kleinen Platz mit seiner Bebauung am Eingang zum Gries, dem nördlich des Marktplatzes gelegenen historischen Fischer-, Flößer-, und Handwerkerviertel. Dieser Ortsteil entstand nach Angaben von Aß im 15. oder 16. Jahrhundert.

Eines der wichtigsten Baudenkmäler in Prien ist laut Aß St. Jakobus in Urschalling. Die romantische Kirche besitzt einen Gewölbebau und innen Ausmalungen mit Fresken aus den 20er Jahren des 15. Jahrhunderts. „Das ist ein besonders wertvoller Bau aus der Romantik. Die Innenausstattung ist aber gotisch“, merkt der Kreisheimatpfleger an.

Und auch die katholische Pfarrkirche am Marktplatz sei nennenswert. „Die stammt aus dem Barock und besitzt ein Deckenfresko von Johann Baptist Zimmermann, ein Münchner Hofmaler.“ Seit 1995 ist Karl Aß zudem der Kulturbeauftragte der Marktgemeinde Prien. Lange Zeit war er der Leiter der kommunalen Galerie im Alten Rathaus und hat dort um die 100 Expositionen organisiert, in denen Werke aus der regionalen Kunstszene von München bis Salzburg gezeigt wurden.

Seit gut 20 Jahren verantwortet Aß auch die Ausstellungen im Priener Heimatmuseum, jedes Jahr gibt es fünf Stück. Hier wurde von Trachtenschmuck bis hin zu regionaler Geschichte und Volkskunst schon alles gezeigt. Im Mai diesen Jahres wird es vermutlich eine Ausstellung zur Ortsentwicklung von Prien geben.

Früher habe Aß noch Führungen für Interessierte gegeben, an unbekannteren Orten, wo es „schöne Dinge zu entdecken gab“. Nun dreht er nur noch Spezialrunden mit Historikergruppen. Interessiert in Geschichte und Kunst sei der Priener schon immer gewesen.

Freizeitverhalten hat sich massiv verändert

Zufrieden zeigt sich Aß mit der Trachtenschmuck-Ausstellung im vergangenen Jahr: „Die ist sehr gut gelaufen, genauso wie die Exposition mit Werken des Chiemseemalers Hiasl Maier-Erding.“ Enttäuscht ist er über die zurückgehenden Besucherzahlen im Museum. „Aber das ist eine allgemeine Entwicklung, die Zahlen gehen überall zurück. Bei den Touristen ist das Interesse auch nicht mehr so stark vorhanden, da sich auch das Freizeitverhalten mit der Zeit massiv verändert hat.“

Für die Zukunft wünscht sich Aß, dass Priens Baudenkmäler mehr ins Bewusstsein der örtlichen Bevölkerung sowie auch der Touristen treten und „dass auch unauffällige Werke öfters im Mittelpunkt stehen“.

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