Priener Feuerwehr sucht Nachwuchs

von Redaktion

Keine Resonanz auf speziellen Übungsabend – Auch Wiedereinsteiger willkommen

Kreisbrandrat Richard Schrank

Prien – Mit heulender Sirene und unter Blaulicht rast das Löschfahrzeug auf den Hof, hält in gebührendem Abstand, Feuerwehrleute in voller Montur springen ab, stellen sich in Reih‘ und Glied neben dem Fahrzeug auf. Der Gruppenführer läuft auf das lodernde Feuer in der Mitte des Hofes zu, macht sich ein Bild von der Lage, kommt zurück und organisiert mit kurzen Kommandos den Löschangriff, den zwei Atemschutzträger dann übernehmen.

Was hier brennt auf dem großen Platz vor dem Feuerwehrgerätehaus am Mittwochabend, ist ein kurz zuvor aufgerichterer Holzstoß, der Einsatz eine Übung der Feuerwehr Prien. Kurze Zeit später heißt es: „Feuer aus.“ Kommandant Samuel Witt ist zufrieden, „es hat wieder gezeigt, dass unsere Leute fit sind und die Corona-Zeit keinen Einschnitt in ihre Leistungsfähigkeit gebracht hat“, sagt er der Chiemgau-Zeitung.

Derzeit 100 aktive
Frauen und Männer

Geplant war die Übung eigentlich als spezieller Termin für Neu- und Wiedereinsteiger, aber: „Es ist schad‘, dass keiner gekommen ist. Trotz Aufrufs und der Werbung“, bedauert Witt. Das Erfreuliche: „Zumindest zwei Jugendfeuerwehrler waren bei der Übung dabei.“

Die Feuerwehr Prien hat – einschließlich der 15 Mitglieder Herreninsel-Lösch- gruppe – rund 100 aktive Frauen und Männer, die im Dienste der Allgemeinheit retten, löschen, bergen und schützen. Eigentlich eine große Zahl, zumal in Prien auch noch 23 Jung-Feuerwehrleute ihre Dienstbereitschaft mit regelmäßigen Zusammenkünften unter Beweis stellen. Damit diese stabile Basis für die Feuerwehr Prien auch fortan Bestand hat, gibt es in der mit über 10000 Einwohnern großen Marktgemeinde eine neue Komponente: Es sind Leute, die neu nach Prien gezogen sind und schon früher Feuerwehr-Erfahrung gesammelt haben.

„Wir haben in letzter Zeit immer wieder persönlich, telefonisch und mehrfach per E-Mail Kontakt gehabt mit Neubürgern, die sich für die Arbeit unserer Wehr interessieren“, sagte stellvertretender Kommandant Johannes Herzinger am Vorabend der Übung im Gespräch mit unserer Zeitung im Feuerwehrhaus. Als die Planungen für eine koordinierte Aktion gerade so richtig spruchreif waren, kam Corona und damit eine Pause für die mittwochs stattfindenden Übungsabende.

„Erst seit dem 9. September haben wir wieder begonnen mit Kleingruppen- und Fahrzeugübungen an verschiedenen Plätzen in Prien; dabei achten wir natürlich auf alle aktuellen und notwendigen Hygiene-Maßnahmen“, so Herzinger.

Besonders für die Jugendfeuerwehr sei eine beständige und regelmäßige Zusammenkunft wichtig. „Bald können schon acht Mitglieder der Jugend aufgrund ihres Alters in die Aktiven-Mannschaft wechseln. Die sind natürlich motiviert und hungrig nach Ausbildung und Gemeinschaft – aber das geht jetzt halt nur bedingt.“

Ein „Wiedereinsteiger“, der allerdings bereits Fuß gefasst hat bei der Priener Feuerwehr, ist Samuel Pfenning. Der Bauingenieur arbeitet in Prien, wohnt mit seiner Frau in Rimsting und war vier Jahre bei der Jugendfeuerwehr in seinem Heimatort Welden, westlich von Augsburg. „Dann gab es wegen meines Studiums einen Schnitt. Und jetzt möchte ich da, wo ich wohne auch aktiver Teil der Gesellschaft sein.“ Bei der Priener Feuerwehr sei er mit offenen Armen aufgenommen und eingegliedert worden. „Jetzt helfe ich, neben dem allgemeinen Dienst unter anderem bei den Aufgaben der Öffentlichkeitsarbeit“, so Pfenning.

Begeistert vom Kameradschaftsgeist

Und gerade als Samuel Pfenning erwähnt, dass ihn neben dem Fachwissen und den persönlichen Herausforderungen vor allem der spürbare Kameradschaftsgeist begeistert, wird das Gespräch durch einen Alarm beendet: ein Brand in Breitbrunn. Die schon vor Ort befindlichen Feuerwehrleute sind konzentriert, aber unaufgeregt: Sie klären den Funkspruch ab für weitere Personal- und Fahrzeugeeinteilungen. Und schon wenige Minuten später sind sie mit Blaulicht auf der Bernauer Straße in Richtung Breitbrunn unterwegs.

Kreisbrandrat Richard Schrank: „Wenn wir nichts tun, kommt keiner.“

„Direkt große Nachwuchssorgen haben wir im Landkreis Rosenheim nicht, wir haben bei den Feuerwehren stabile Mitgliederzahlen“, sagt Kreisbrandrat Richard Schrank auf Anfrage unserer Zeitung. „Vor Ausbruch der Corona-Pandemie hatten wir sogar eine leicht ansteigende Tendenz im Zulauf. Wir haben Neueinsteiger, die zum Teil recht jung sind, wir haben aber auch Quereinsteiger, die in ihren Berufen bereits fertig ausgebildet sind und ihre Familienplanung abgeschlossen haben. Diese Kameraden müssen wir in der Regel zusammenbringen, deshalb werden sie in einer eigenen Gruppe bei der Grundausbildung betreut.“ Trotz des Interesses sei eine stetige Nachwuchswerbung wichtig, so Schrank. Aktuell laufe eine entsprechende Aktion des Landesfeuerwehrverbandes, „die wir natürlich unterstützen“. Auf lokaler Ebene sind dazu Tage der offenen Tür, Jugendfeuerwehrtage oder Schnupperkurse für Jugendliche geplant. Der Kreisbrandrat: „Denn wenn wir nichts tun, kommt keiner.“

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