Gstadt – „Er war ein Charakterkopf, einer, der fest hinter den Beschlüssen des Gemeinderats wie auch zu seinen eigenen Entscheidungen stand. Jemand, auf den man sich verlassen konnte.“ Worte, die Gstadts amtierender Bürgermeister Bernhard Hainz und Willi Huber, ehemals zweites Gemeindeoberhaupt, für Alois Utz finden. Gstadts einstiger Rathauschef und Ehrenbürger verstarb am Freitag nach längerer Krankheit im Alter von 77 Jahren.
„Auf ihn konnte
man sich verlassen“
Er hinterlässt einen Sohn und eine Tochter sowie vier Enkelkinder, er war bereits Witwer. Seine Frau Marille starb im Frühjahr 2019 nach langer Krankheit. Utz war von 1990 bis 2008 für die Freie Wählerschaft Gstadt Erster Bürgermeister im Ehrenamt. Zuvor saß er ab 1978 im Gemeinderat. Sein Nachfolger Bernhard Hainz ist einer seiner langjährigen Weggefährten in der Kommunalpolitik.
Er erinnert sich an Utz als geradlinigen Mann, der einige wegweisende Projekte für die Gemeinde realisiert hat.
Während seiner 18-jährigen Amtszeit setzte sich Utz unter anderem für den Bau der Touristinfo ein und für die erste Schwimmsteganlage im Seglerhafen Gollenshausen: „Er hat sich für eine Anlage entschieden, die ursprünglich für einen Einsatz am Meer gebaut war, und das hat sich für den Chiemsee als goldrichtig erwiesen“, freut sich Hainz heute noch.
Utz sei es weiter zu verdanken, dass das Gemeindehaus in Gollenshausen einen Neubau erhielt, samt gemeindlichen Räumen wie Sitzungssaal, Standesamt und Bürgermeisterzimmer, Feuerwehr-Anbau sowie Vereinsheim.
Mit dem Erwerb des Schmidhofes habe er sich außerdem für die Neugestaltung der Ortsmitte eingesetzt. Utz war auch stellvertretender Vorsitzender der Verwaltungsgemeinschaft und war maßgeblich am Aufbau eines Kindergartens für alle Kinder der VG-Kommunen Gstadt, Breitbrunn und Chiemsee beteiligt, der heute die Kinderkrippe der drei Gemeinden beherbergt.
Willi Huber hebt besonders Utz´ Engagement beim Erwerb des Hofangers durch die Gemeinde hervor: Bevor sich der Staat das „Tafelsilber“ vor Ort habe schnappen können, habe Utz mit Nachdruck dafür gesorgt, dass es in kommunaler Hand bleibe und daraus ein Schmuckstück entstehen lassen.
„Er hatte immer ein offenes Ohr für die Vereine“, erinnern sich Hainz und Huber. So habe er sich zum Beispiel dafür stark gemacht, dass die preisgekrönten Eisstockschützen vom TSV Breitbrunn/Gstadt ein Vereinsheim bekommen. „Es ist ihm auch gelungen, dass die Gemeinde finanziell gut dastand“, sagt Hainz. Finanzbeamter war Utz von Beruf, und er schaffte es, seine Tätigkeit mit dem zeitlich oft aufwendigen Ehrenamt zu vereinbaren. Seine fachlichen und kommunalpolitischen Erfahrungen brachte er auch während seiner Zeit bei der Wasserwerk Endorf GmbH ein.
Dort war Gstadts Altbürgermeister vier Jahre Geschäftsführer, „doch diese Tätigkeit musste er leider viel zu früh aus gesundheitlichen Gründen niederlegen“, erzählt der heutige Geschäftsführer Paul Guggenberger. Denn in seiner letzten Amtsperiode erlitt Utz einen Herzinfarkt, musste sich einige Monate erholen.
Mit Rat und Tat
immer zur Stelle
Schon vorher aber, sagt sein Stellvertreter Willi Huber, habe Utz sich aus Altersgründen gegen eine weitere Kandidatur entschieden. Zu gern habe der Fußballfan nämlich seine wenige Freizeit mit seiner Familie, besonders den Enkeln verbracht.
Dem Wasserwerk sei er jedoch bis zu seinem Tod als Mitglied des Gesellschafterausschusses erhalten geblieben, so Guggenberger, „darüber war ich als sein Nachfolger sehr froh, denn er stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite.“
Die Urnenbeisetzung auf dem Eggstätter Friedhof findet aus aktuellem Anlass nur im engsten Familienkreis statt.