Bernau – „Autos weg vom Seeufer“: Dieses selbst ausgerufene Ziel setzt die Gemeinde Bernau jetzt in dem Teil ihres Chiemseeparks Felden um, wo die alte Uferstraße nur wenige Meter vom Wasser entfernt verlaufen ist. Sie wird zurückgebaut. Stattdessen werden getrennte, asphaltierte Wege für Fußgänger und Radler angelegt.
400000 Euro kostet der Umbau des Uferbereichs laut Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber. Bei einem Ortstermin mit der Chiemgau-Zeitung erläuterte sie, dass die Kommune aber mit einer Erstattung von 60 Prozent der sogenannten förderfähigen Kosten als Städtebauzuschuss rechne.
Zwischen Badehaus und Medical Park Chiemseeblick, dem früheren US-Rasthaus, verlief die Straße nur wenige Meter vom Chiemsee entfernt. Schon vor Jahren hatte die Gemeinde in Richtung Autobahn A8, die etwa 100 Meter entfernt ist, eine neue Trasse als Bypass angelegt. Das ist ab sofort die einzige Straße in diesem Bereich. Noch schieben Baumaschinen Erdreich umher, aber die Ränder der barrierefreien Asphalt-Wege sind schon gepflastert und der Umbau soll noch heuer vollendet werden.
Verkaufsstand
wandert landeinwärts
Bis zum Saisonbeginn 2021 wird dann der Kiosk vom Uferspitz etwa 15 Meter landeinwärts wandern. Pächter Michael Nadles, der ihn mit fünf Mitarbeitern seit 2007 betreibt, will den Holzbau in einem Stück versetzen lassen. Experten hätten ihm versichert, dass dies mit Stahlträgern als Unterbau möglich wäre. Die hat er schon bestellt.
Am neuen Standort werden in Absprache mit der Gemeinde als Grundeigentümer zusätzliche öffentliche Toiletten angebaut, denn davon gebe es im Chiemseepark Felden schlichtweg zu wenig. Die WCs und Umkleiden am anderen, westlichen Ende des Chiemseeparks, am Strandcafé H2o, seien sanierungsbedürftig, räumt Biebl-Daiber ein. Aber das ist eine der Baustellen, die noch Zukunftsmusik sind. Die Gemeinde Bernau könne wegen ihrer Finanzlage nur schrittweise ihre Wünsche umsetzen. Das gilt unter anderem für einen Spielplatz mit einem elf Metern langen Piratenschiff, den die Bürgermeisterin ganz nah am Kiosk schon ziemlich konkret vor Augen hat.
Gleiches gilt unter anderem auch für ein Parkleitsystem. Dass eine solche Anlage nötig ist, um dem Jahr für Jahr zunehmenden Verkehr Herr zu werden, darüber besteht kommunalpolitisch Konsens. Die Verwaltung sei auf der Suche nach einem geeigneten technischen System, berichtet die Bürgermeisterin. Wichtigstes Kriterium: Das System soll Fahrzeuge zählen, im Idealfall sogar Kennzeichen berechtigter Fahrzeuge (zum Beispiel Wasserwacht und Personal der Gastronomiebetriebe) erkennen können. Das Ziel: Wenn Felden voll ist, sollen Neuankömmlinge mit dem Auto das rechtzeitig erkennen können.
Von zusätzlichen Stellplätzen hält Biebl-Daiber nichts. „Man kann das Problem, überlaufen zu sein, nicht mit noch mehr Parkplätzen lösen“, sagt sie, ohne die Nachbargemeinde Übersee beim Namen zu nennen. Die hatte in den vergangenen Jahren in Feldwies immer mehr Parkplätze gebaut – und es kamen immer mehr Besucher.
Wie viele Menschen sich an einem coronafreien Sommertag in Bernau-Felden tummeln, lässt sich nur erahnen. Allein das Strandbad, das nur einen kleineren Teil der Gesamtfläche ausmacht, bietet Platz für rund 2000 Badegäste.
Bei allen Investitionen sind Eintrittsgelder tabu, versichert die Bürgermeisterin. Baden in Bernau wird kostenlos bleiben. Biebl-Daiber lässt andererseits keinen Zweifel daran, dass die Parkgebühren steigen sollen. Drei Euro für ein Tagesticket seien inzwischen zu günstig und zumindest ein Teil der Investitionen müsse ja auch refinanziert werden.
Digital-Check-in
für Wohnmobile
Neben den dauerhaften Parkplätzen, wo bis zur Saison 2021 noch Asphaltierungsarbeiten vorgesehen seien, gibt es auf der Wiese beim Hatzhof, dem Sitz des Tourismusverbands Chiemsee Alpenland, sogenannte Überlaufplätze, die an schönen Sommertagen aber auch immer öfter voll sind. Und in Sommernächten haben dort heuer bis zu 50 Wohnmobilbesitzer ihr Nachtquartier aufgeschlagen. Die Gemeinde hat daraufhin Verbotsschilder aufgestellt.
Für Wohnmobile gibt es seit 2019 ein neu angelegtes Gelände mit 50 Plätzen. Ohne damals von Corona zu wissen, hat es Pächter Oskar Deibert digital so ausgestattet, dass Neuankömmlinge selbstständig, also kontaktlos, einchecken können. „Wir sind dann für die gute Laune zuständig“, umschreibt Deibert mit einem Augenzwinkern seine Arbeit. Zu tun hat er auch so genug, der Platz scheint ein Volltreffer zu sein und ist oft ausgebucht.