Über ein Drittel weniger Urlauber

von Redaktion

Trotz „Ferien dahoam“-Boom im Sommer heuer deutliche Rückgänge im Tourismus

Prien – „Wir sind noch relativ gut durchgekommen“, fast Andrea Hübner das bisherige Corona-Jahr 2020 durch die touristische Brille zusammen. Die Geschäftsführerin der Prien Marketing GmbH (PriMa) weiß aber auch, dass einige Priener Beherbergungsbetriebe angesichts der Zwangsschließungen Existenzsorgen plagen. Trotzdem blickt sie verhalten optimistisch ins Jahr 2021. Im Haus des Gastes plant die PriMa-Mannschaft für alle Fälle.

Die Hotels sind die größten Verlierer des Corona-Jahres. Die neun Häuser im Ort haben zusammen etwa die Hälfte der Übernachtungen im Vergleich zu 2019 verloren. Bis Ende November sank die Zahl der Nächtigungen im Jahresvergleich von rund 122500 auf gut 84000.

Im Vergleich fielen die Einbußen zum Beispiel auf den beiden Priener Campingsplätzen eher moderat aus. Dort wurden etwa 62600 Übernachtungen gezählt, rund 10000 weniger als 2019.

Zahlen verschlechtern
sich bis Jahresende

Insgesamt haben in den ersten elf Monaten 61000 Urlauber 214000-mal in Prien übernachtet. Das entspricht einem Rückgang von 35,4 Prozent bei den Gästen beziehungsweise von 22,4 Prozent bei den Übernachtungen. Die Zahlen werden sich bis zum Jahresende weiter verschlechtern, wenn auch die leeren Gästebetten aus dem Lockdown-Monat Dezember in die Statistik mit einfließen. Besonderes Hotels haben in der Vergangenheit vom Weihnachtsgeschäft profitieren können, gerade an den ersten beiden Adventswochenenden, wenn auf der Fraueninsel der Christkindlmarkt stattfand. Er ist heuer ersatzlos ausgefallen.

Außen vor bleiben in der touristischen Bilanz die drei großen Priener Reha-Kliniken. Sie haben nach PriMa-Angaben bis zum Stichtag 30. November etwa 7000 Patienten aufgenommen, 2000 weniger als 2019. Wegen der langen Aufenthaltsdauer der Patienten ist die Diskrepanz zwischen Patienten und deren Übernachtungen extrem groß. Kamen die drei Häuser zusammen im Vorjahr noch auf etwa 285000 Übernachtungen, waren es heuer im gleichen Zeitraum noch 245000.

„Für den gesamten Tourismus und besonders für die Gastronomie und Hotellerie ist die Verlängerung des Lockdowns eine harte Entscheidung, existenzbedrohend und deprimierend. Es bleibt nur zu hoffen, dass sich durch die Verlängerung der gewünschte Erfolg einstellt und der Lockdown bald aufgehoben werden kann“, kommentiert die PriMA-Chefin im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung die derzeitige Lage.

Im Haus des Gastes rüstet sich die Mannschaft jedenfalls für den Fall der Fälle, denn „sobald wieder gebucht werden darf, stehen die Telefone nicht mehr still“, weiß Hübner vom Ende des ersten Lockdowns. Anfang Januar wird auch allen Widernissen zum Trotz das neue Gastgeberverzeichnis herauskommen, in dem sich die Priener Betriebe präsentieren. Mehr denn je wird es darauf ankommen, schnell und flexibel auf Kundenwünsche zu reagieren. „Das war schon im Sommer sehr wichtig. Wer tagesaktuell seine Belegungsdaten im Internet pflegt, der kann auch kurzfristig Buchungen annehmen“, erläutert Hübner. Diese Datenpflege werde auch deshalb noch wichtiger, weil die PriMa eine neue Buchungsschnittstelle mit dem Marktführer booking.com eingerichtet habe.

Kostenlose
Stornierungen

Lob spricht die Tourismus-Chefin den örtlichen Vermietern für ihre Toleranz in Corona-Zeiten aus. Obwohl die Betriebe jeden Euro gut brauchen könnten, seien kostenlose Stornierungen schon beim ersten Lockdown die Regel gewesen.

Die PriMa selbst trifft das Corona-Jahr Hübners Angaben zufolge finanziell nicht wirklich. Es bleibe beim ursprünglich erwarteten Jahresdefizit von 2,4 Millionen Euro, das der Markt Prien für seine 100-prozentige Tourismus-Tochtergesellschaft ausgleicht.

Weitgehende Zurückhaltung übt die PriMa noch bei der Veranstaltungsplanung für 2021. Verträge mit Künstlern sind schwierig, wenn niemand weiß, wann Kulturveranstaltungen wieder erlaubt sind. Zudem ist der König-Ludwig-Saal als größter Veranstaltungsort in Prien noch immer nicht nutzbar. Die Gemeinde strebt die Fertigstellung des neuen Foyers und Wiedereröffnung zum Jahreswechsel an. Die PriMa hat vorsorglich schon eine geplante Hochzeitsmesse von Januar auf April verschoben.

Musikalische Lesung online zugunsten regionaler Künstler

Mit einem virtuellen Kulturprogramm startet die Prien Marketing GmbH ab Mittwoch, 23. Dezember einen Spendenaufruf zur Unterstützung regionaler Musikschaffender.

Statt im Chiemsee Saal, wie ursprünglich geplant, ist die Weihnachtsgeschichte von Ludwig Thoma, untermalt von den Grassauer Blechbläsern, ab 19 Uhr online von zu Hause aus zu hören.

Andreas Estner liest im klassisch bayerischen Stil aus „Heilige Nacht“ und wird musikalisch begleitet von Heinrich Albrecht an der Ziach und dem Grassauer Bläser Quartett (Matthias Linke, Peter Boschner, Wolfgang Diem und Hans Schmuck).

Die Grassauer Blechbläser dürfen sich laut PriMa-Geschäftsführerin Andrea Hübner auch während des Lockdowns zum Einspielen der Musik treffen, weil sie Berufsmusiker sind.

Das Video wird bis 31. Dezember kostenfrei auf der Internetseite www.tourismus.prien.de sowie auf YouTube zur Verfügung gestellt.

Gespendet werden kann mit dem Verwendungszweck „Heilige Nacht“ auf das Bankkonto Prien Marketing GmbH, Sparkasse Rosenheim-Bad Aibling, IBAN: DE13 7115 0000 0000 2673 02.

Die Spenden werden zu 100 Prozent an regionale Künstlerinnen und Künstler weitergegeben.

Bereits gekaufte Karten für die Veranstaltung im Chiemsee Saal können bis Mittwoch, 23. Dezember zurückgegeben werden oder werden gerne als Spende angenommen.

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