Prien-Prutdorf – Seit drei Jahren sind Orgelbau und Orgelmusik immaterielles Weltkulturerbe. Einer der Orgelbaumeister in rund 400 deutschen und handwerklichen Orgelbaubetrieben ist Willi Osterhammer aus Prien-Prutdorf. Seit Beginn der Ausbildung im Jahr 1980 sind es gut 40 Jahre, dass er den Beruf des Orgelbauers ausübt, seit 25 Jahren als Selbstständiger. Bei einem Besuch in seiner Werkstatt gewährt er einen Einblick in das umfassende und komplexe Berufsbild.
Die ersten Berührungspunkte mit einer Orgel gab es schon als Bub. „Damals wurde in der Frasdorfer Kirche eine neue Orgel eingebaut und ich schaute zu“, erinnert sich Osterhammer. Das Instrument faszinierte ihn derart, dass er Orgelunterricht bei Christl Diwischek nahm. Schließlich entschied er sich für den Orgelbau als Berufswunsch. Nach der Lehre und Gesellenzeit beim Handwerksbetrieb und Orgelbauer Guido Nenninger in München absolvierte der Prutdorfer die Meisterprüfung und eröffnete daheim seinen Betrieb.
Schon als Bub vom
Instrument fasziniert
Die erste selbst gebaute Orgel war sein Meisterstück mit über 700 Arbeitsstunden, sie befindet sich in seinem Musikzimmer. Und die erste größere von ihm gebaute Orgel in Greimharting in der dortigen Kirche St. Petrus und St. Leonhard erklang erstmals vor gut 20 Jahren. Die nächsten größeren Klangwerke waren für die Kirchen in Rottau und in Traunwalchen.
Ein Jahr bis eineinhalb Jahre dauert es, bis eine Orgel gebaut ist. Vorausgehend ist oft ein mehrjähriger Diskussions- und Entscheidungsprozess bei den Pfarrgemeinden, die in der Regel die Auftraggeber sind. Kirchenorgeln kosten zwischen 170000 Euro bis 250000 Euro und noch weiter aufwärts. „Dann beginnt meine Arbeit mit einer ersten Zeichnung, die inzwischen auf dem PC mit einem eigenen Programm erfolgt.“
Die letzten Orgeln, die Osterhammer baute, waren für Surheim bei Freilassing, für Parsberg bei Miesbach und zuletzt für die Kirche von Pfaffing bei Edling. Derzeit im Bau befindlich ist die Orgel für die Kirche „St. Johann Baptist“ in Schonstett. Für diese Orgel hat er schon das Eichenholz auf Lager.
„Die möglichst heimische Holz- und Materialauswahl ist mir sehr wichtig, auch wenn die Preisunterschiede bei Holzarten oft gewaltig sind, die kleinen Holzpfeifen sollen aus feinporigem Hartholz wie Birnbaum, Ahorn und Nussbaum bestehen.“ Für die größeren Bestandteile wird wegen seiner Härte und Stabilität Eichenholz verwendet.
Der Orgelbauer lobt das Zusammenwirken mit den Handwerkern, die die Pfeifen erstellen. Diese entstehen aus Metallplatten mit Zinn-Blei-Legierung in Handarbeit beim Gießen, Glätten und Runden. „Das ist ein eigenes Handwerk, ich liefere die Maße, Bauart und mache weitere Vorgaben“, so Willi Osterhammer, der auch Restaurierungen, Reparaturen und Wartungen von Orgeln vornimmt. In dieser Eigenschaft war er unter anderem in Grabenstätt, Rabenden und Gollenshausen tätig: „Bei diesen Arbeiten ergeben sich Dokumentationen mit buchähnlichem Umfang.“ Zum Arbeitsfeld gehören auch Harmonien und Truhen-Orgeln für kleinere Kirchen. Eine Truhen-Orgel entstand zuletzt für Bad Endorf.
Kirchenmusik
auf Sparflamme
Und er fügt abschließend hinzu: „Wenn auch die Anerkennung von Orgelbau und Orgelmusik als Weltkulturerbe keine direkten finanziellen Vorteile bringt, so habe ich doch das entsprechende Hinweisschild an meinem Haus angebracht. Irgendwie ist dies eine wohltuende Anerkennung und es freut mich und meine Familie.“
Unterstützt wird Osterhammer im Büro und auch in der Werkstatt durch seine Frau Christa. Sohn Florian als gelernter Schreiner sowie weitere Leute packen insbesondere beim Aufbau einer Orgel mit an. Unter Corona leidet der Betrieb nicht, auch wenn wegen weniger Orgelnutzungen und ausfallender Konzerte die Kirchenmusik auf Sparflamme ist. „Orgelmusik wird auch in Zukunft erklingen“, da ist sich Willi Osterhammer, der selbst schon in den Kirchen von Wildenwart und Greimharting als Organist ausgeholfen hat, sicher.