Feuerwehr zieht zum Bauern um

von Redaktion

Umbauarbeiten zwingen zum Auszug: Wenn‘s „brennt“, hält Hittenkirchen zusammen

Hittenkirchen/Weisham – Wer seine Wohnung, sein Haus oder sein Geschäft saniert, der steigt notgedrungen für einige Zeit über Farbkübel, lebt mit Staub und Arbeitern und arrangiert sich mit Einschränkungen. Was aber passiert, wenn ein Feuerwehrhaus saniert und ausgebaut wird? Vor dieser Situation steht fürs nächste halbe Jahr die Hittenkirchener Wehr. Damit sie einsatzfähig bleibt, zog sie kurzerhand auf den Bauernhof von Josef Scheck um. Die Chiemgau-Zeitung unterhielt sich mit den Beteiligten.

Duschen für Frauen
und mehr Platz

Keine Frage: Das 40 Jahre alte Feuerwehrhaus im Bernauer Ortsteil Hittenkirchen ist in die Jahre gekommen. Nicht nur, weil es noch keine eigenen Toiletten und Duschen für Frauen gibt. Immerhin sind unter den 41 Aktiven zwei weibliche Feuerwehrleute. Eine davon ist seit Jahren Zweite Kommandantin: Veronika Wöhrer.

Das weitaus größte Problem ist die Platznot. „Die Feuerwehrfahrzeuge werden immer größer und schwerer“, sagt Erster Kommandant Georg Ablinger. Das jetzige Feuerwehrhaus hat nur ein Tor, die beiden Fahrzeuge konnten in der Vergangenheit nur hintereinander ausrücken. Dies sei bei einer Besichtigung mit der Gemeinde vor 13 Jahren moniert worden.

Aufgrund der beengten Platzverhältnisse sei lange Zeit keine Lösung gefunden worden, erklärt Ablinger. Ein Fachmann für die Planung von Feuerwehrhäusern habe schließlich den neuen Anbau ins Rollen gebracht. Dieser bekommt zwei normgerechte Stellplätze. Damit entfällt künftig auch das Rangieren, das in der alten Halle notwendig war und ein gewisses Unfallrisiko darstellte.

Das alles gehört der Vergangenheit an. In den Spinden und auf den Stellplätzen herrscht gähnende Leere. Statt Einsatzkräften in roten Anzügen werkeln im Feuerwehrhaus Arbeiter im Blaumann. Die Umbauarbeiten sind bereits im Gange. Und die Feuerwehr selbst? Die fand Unterschlupf auf einem Bauernhof im nahe gelegenen Weisham.

Die Feuerwehr habe im Gemeindegebiet mehrere Alternativen begutachtet, erzählt Ablinger. Nicht nur zentral gelegen und genügend groß musste die vorübergehende Bleibe sein. Es musste sich auch um eine abgeschlossene und warme Halle handeln mit genügend Parkplätzen im Umfeld für die Einsatzkräfte. Alle diese Voraussetzungen erfüllte die Schlepperhalle von Josef Scheck. Er sagt zu seinen Beweggründen: „Ich bin dafür, dass die Dorfgemeinschaft zusammenhält.“ Normalerweise stehen in seiner rund 100 Quadratmeter großen, beheizten Halle die Fahrzeuge für den Winterdienst. Diesen leistet er im Auftrag der Gemeinde. Der Vollerwerbsbauer, der eine stattliche Anzahl von 140 Kühen im Stall stehen hat, argumentiert: „So eine kleine Feuerwehr muss erhalten werden.“ Das gelte auch für die Vereine im Dorf. Er unterstützt deshalb gerne und aus Überzeugung.

Der lang ersehnte Umbau des Feuerwehrhauses sei für die Kameraden sehr motivierend, berichtet Kommandant Ablinger im Gespräch. „Jetzt geht endlich etwas weiter, unsere Leute sind mit Eifer dabei.“

Seit Mitte Dezember räumten die Hittenkirchner Feuerwehrmänner in kleinen Gruppen den Speicher und den Aufenthaltsraum aus. Die Ausrüstung und Einsatzmittel aus der Fahrzeughalle mussten zuletzt innerhalb eines Tages umziehen. „Damit wir durchgehend einsatzbereit waren.“

Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (CSU) sagt: „Ich freue mich, dass wir loslegen haben können.“ Die Entscheidung habe noch der alte Gemeinderat gefällt und auch gleich die energetische Sanierung des Hauses mitgeplant. In der Dezembersitzung des Gemeinderats gab sie Auftragsvergaben für den An- und Umbau des Hittenkirchener Feuerwehrhauses in Höhe von insgesamt 236500 Euro bekannt (wir berichteten).

Mehr Platz fürs neue
Feuerwehrfahrzeug

Biebl-Daiber lobt, dass die Feuerwehr bis zum Abschluss der Arbeiten auf dem Bauernhof in Weisham unterkomme. „Das ist die perfekte Lösung.“ Die Sanierung des Feuerwehrhauses bringt noch einen weiteren Vorteil mit sich, wie Kommandant Ablinger erklärt: „Dann kann endlich ein neues Fahrzeug beschafft werden als Ersatz für eines, das bereits 29 Jahre alt ist.“

Frauen bei der Feuerwehr

Seit 1967 dürfen bei den Feuerwehren in Bayern offiziell Frauen aufgenommen. Heute leisten im Freistaat laut Internetseite „frauen-zur-feuerwehr“ rund 26000 Frauen diesen ehrenamtlichen Dienst. Diese Seite betreibt der Landesfeuerwehrverband Bayern mit Unterstützung des Bayerischen Innenministeriums. Sie ist Teil der Kampagne zur Mitgliedergewinnung für die Bayerischen Feuerwehren. Auf die weiblichen Einsatzkräfte würde heute niemand mehr verzichten wollen und können. Allerdings sind manche Feuerhäuser aus früheren Zeiten noch nicht darauf eingerichtet, weshalb die sanitären Bereiche nachgerüstet werden.

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