Traunstein – Surfen wie am Atlantik, nur direkt vor der Haustür: Für diese Idee brennen die inzwischen mehr als 100 Mitglieder des 2018 gegründeten Vereins Chiemgau-Welle in Traunstein. Seit mehr als fünf Jahren laufen bereits die Vorbereitungen für den Plan, am Mühlbach, nördlich des früheren ESV-Bolzplatzes beim Viadukt, eine Surfanlage mit stehender Welle zum Flusssurfen zu bauen.
Nach der Einreichung der umfangreichen Planungsunterlagen beim Wasserwirtschaftsamt im Dezember fiel jetzt im Rahmen einer Online-Konferenz der Startschuss für die Realisierung des sportlich-touristischen Mammutprojekts. Vor dem geplanten Baubeginn zur Bachauskehr im Oktober steht allerdings noch eine zweite große Herausforderung, wie Vorstand Hannes Weininger deutlich machte.
620000 Euro
Baukosten
Über Spendenaktionen, Crowdfunding, Förderprogramme und Werbepartnerschaften sollen die Baukosten von über 620000 Euro hereingeholt werden. Dafür sucht der Verein noch tatkräftige Unterstützer.
Technikvorstand Benjamin Di-Qual blickte in seiner Vorstellung des aktuellen Planungsstands auf die zeitraubenden Vorarbeiten für die Entwurfsplanung und das Betreiberkonzept zurück. Nach der Standortsuche 2015 habe eine Kanalsanierung 2017 eine Neuvermessung notwendig gemacht. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie in Kooperation mit der Universität Innsbruck sei 2017 die Hydraulik und technische Umsetzbarkeit getestet worden. Viel Zeit, Geld und ehrenamtliche Arbeit habe der Verein auch investiert, damit die Anlage in Einklang mit Fauna und Flora steht. Dies reichte von Untersuchungen zum Vorkommen der Haselmaus bis zum Fischbestand und Hochwasser- und Landschaftsschutz.
Mit sichtlicher Begeisterung präsentierte Di-Qual eine detaillierte Animationsansicht der Surfanlage mit Erlebnisarealen sowie Ein- und Ausstiegsbereichen an beiden Ufern. Diese werden von der bestehenden Fußgängerbrücke über den Mühlbach als „Zuschauerplattform“ über Treppen gut erschlossen. Dank Steuerung der Durchflussmenge und absenkbarer Bodenplatte lässt sich eine etwa fünf Meter breite und 60 bis 80 Zentimeter hohe, stehende Surfwelle erzeugen. „Diese ist sowohl für Anfänger wie für Wettbewerbe mit Zuschauern geeignet“, erläuterte Di-Qual.
Die Einziehung von Spundwänden und Zugankern sowie das Betonfundament und eine passgenau angefertigte Stahlkonstruktion mit verstellbarem Kicker zur Wassermodellierung machen fast die Hälfte der geschätzten Gesamtkosten aus, erläuterte Di-Qual.
Dank eines Planungszuschusses der Stadt Traunstein und einer Leader-Förderung von zusammen rund 28000 Euro konnte der Verein einen Gutteil der bisher angefallenen Kosten von 44300 Euro ausgleichen, erklärte Vorstandsmitglied Daniel Belen mit Blick auf die Finanzen. „Wir sind froh, dass wir von der Stadt und den Behörden nach Kräften unterstützt werden.“ Der Verein selbst verfügt aktuell über Rücklagen von rund 24500 Euro.
Große Resonanz
in sozialen Medien
Von der bereits spürbaren Begeisterung für die Chiemgau-Welle als „Tourismusmagnet, neuer Schulsportart, trendigem Lifestyle-Freizeitangebot für alle Altersklassen und Leistungsstützpunkt“ sprach Lisa Springer, Zweite Vorsitzende und Marketing-Expertin des Vereins. Das große Interesse spiegle sich aktuell in den bereits über 100 Mitgliedern und wachsenden Fanzahlen in den sozialen Medien wider. „Die Chiemgau-Welle ist auch mit Blick auf den neuen Campus Chiemgau ein attraktives Angebot für junge Leute“, so Springer.
Durch Spendenaufrufe, Gespräche mit der Stadt und dem Landkreis über Fördermöglichkeiten sowie eine Vielzahl weiterer Werbeaktionen soll die Finanzierung des Baus gesichert werden. Die offizielle Eröffnung ist dann nach einer Testphase für Mai 2022 vorgesehen. Nähere Infos gibt es unter www.chiemgau-welle.de.