Bernau – Der Gemeinderat unternahm in seiner Sitzung am Donnerstagabend wie beschlossen den Testlauf als Hybridsitzung, das heißt, Gemeinderäte konnten sich online zuschalten. 18 Räte waren im Sitzungssaal anwesend, Georg Bauer (BL) und Franz Schnaiter (CSU) nahmen virtuell teil. Die erste Bilanz ist aufgrund akustischer und technischer Schwierigkeiten durchwachsen.
Franz Schnaiter sagte am Tag danach auf Nachfrage, dass es ihm schlecht ergangen sei, die Sitzung daheim am Bildschirm zu verfolgen. „Ich habe nur Bruchteile mitbekommen.“ Über die aufgestellten Mikrofone habe er mehrfach die Stimmen am Pult gehört, wo Geschäftsleiterin Irmgard Daxlberger und Zweiter Bürgermeister Gerhard Jell (CSU) saßen. Jell vertritt aktuell für drei Monate die Erste Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (CSU), die sich nach der Geburt ihrer beiden Söhne in Mutterschutz befindet (wir berichteten).
Schnaiter fährt fort: „Von den Gemeinderäten, die weiter hinten saßen, habe ich so gut wie gar nichts gehört und bei der Präsentation habe ich den Leuchtpunkt nicht gesehen.“ Beim Testlauf waren die zugeschalteten Gemeinderäte noch nicht abstimmungsberechtigt. „Ich hätte auch nicht guten Gewissens abstimmen können, weil ich mir kein objektives Bild hätte machen können“, so Schnaiter. Er war hauptsächlich wegen seines schmerzenden Bandscheibenvorfalls daheim geblieben, aber auch aus Interesse, die Online-Teilnahme zu testen.
Georg Bauer (BL) nimmt als ältester Gemeinderat wegen der Corona-Pandemie zu seinem Gesundheitsschutz schon seit Monaten nicht mehr in Präsenz an den Sitzungen teil. Auch er schaltete sich nun online zu. Auf Nachfrage resümiert Bauer: „Akustisch war es noch nicht das, was man braucht.“ Er habe sich intensiv darauf konzentrieren müssen, zu verstehen, was im Sitzungssaal gesprochen worden sei. Nach eineinhalb Stunden schaltete er ab, weil es sehr anstrengend gewesen sei. Bauer könnte sich vorstellen, dass eine andere Position der Mikrofone beim nächsten Mal eine Verbesserung bringt, wie er sagt. „Es war ein erster Versuch, man muss noch lernen und nachjustieren, aber es ist als Sonderlösung machbar.“ Zweiter Bürgermeister Gerhard Jell (CSU) zeigte sich „nicht angetan“ vom ersten Test der Hybridsitzung, wie er am Freitagmorgen gegenüber der Chiemgau-Zeitung erklärte. „Es gab mehr Probleme, als vermutet.“ Sie könnten durch eine andere technische Ausstattung gelöst werden: „Das wäre aber sehr kostenintensiv.“ Eine kombinierte Sitzung sieht er als Hauptproblem, reine Videokonferenzen seien wesentlich unkomplizierter abzuwickeln.
Laut Beschluss dürfen online zugeschaltete Gemeinderäte ab Mai auch abstimmen. Tanja Weichold