Schleching – Im letzten Jahr im November starb Franz Strohmayer, der bekannte Wirt des Berggasthofs Streichen. Die Erben sind gezwungen, den Berggasthof zu verkaufen. Die Gemeinde hat von den Erben ein Angebot zum Erwerb erhalten mit dem erklärten Ziel, dass der Berggasthof und das Anwesen in der bestehenden Form erhalten bleiben (wir berichteten).
Am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung gab Bürgermeister Josef Loferer (CSU) ein Statement ab, wie er zum Verkauf des Streichen steht. Der gesamte Gemeinderat habe das Ziel, die Berggaststätte in der bisherigen Form zu erhalten. Weiter führte er aus, dass dies eine freiwillige Aufgabe der Gemeinde sei und erinnerte, dass zurzeit noch sehr viele Pflichtaufgaben anstünden, wie der Ausbau des Kindergartens und die Wasserversorgung.
Pflichtaufgaben
haben Vorrang
Unter diesem Blickwinkel könne er dem von einigen Gemeinderäten vorgelegten Finanzierungskonzept, das öffentlich nicht bekannt ist, nicht zustimmen: „Das will und kann ich nicht verantworten!“
Zum Vergleich führte Loferer das Projekt des Dorfladens an und meinte, das Projekt Streichen wäre vom finanziellen Aufwand sechsmal höher. Außerdem wies er darauf hin, dass das Landratsamt Traunstein in einem Schreiben dringend von einem Kauf des Betriebes abrate.
Auf dieses Statement äußerte sich Andi Hell (UBS) und stimmte mit dem Wunsch aller Gemeinderäte überein, den Berggasthof Streichen in seiner bisherigen Form zu erhalten, nur hinsichtlich der Realisierung bestünden unterschiedliche Meinungen.
Im Vorfeld hatte sich die „Interessengemeinschaft Streichen“ gegründet, die sich mit einem Schreiben an alle Haushalte in Schleching gewandt hatte. Vertreten wird sie durch die Gemeinderatsmitglieder Elfie Bachmann, Muck Bauer junior, Michael Eisenberger sowie Altbürgermeister Fritz Irlacher und Ortsheimatpfleger Hartmut Rihl. In diesem Schreiben teilen die Initiatoren einen Finanzierungsplan mit. Erwähnt wird dabei die Unterstützung einer gemeinnützigen Familienstiftung in Schleching. Hell bezog sich auf diesen Brief und bezeichnete die Veröffentlichung als „irreführend“.
Sie verheimliche wesentliche Fakten. So solle das Konzept durch Entnahmen aus den Rücklagen, dem Verkauf eines Gemeindegrundstückes und durch die Aufnahme eines neuen Darlehens finanziert werden. Er forderte eindringlich, die Situation transparent darzustellen. Hell schlug vor, vernünftig mit anderen Bewerbern zu reden. Das sah Timo Kleinschroth (UBS) genauso und betonte, dass ihm ein fairer und sachlicher Umgang mit privaten Interessenten für einen Kauf wichtig sei. Er sprach von einer Pauschalverurteilung eines einheimischen Bewerbers und fand dies „diffamierend“.
Kleinschroth kritisierte zudem den Internetauftritt der „Interessengemeinschaft Streichen“, in dem von einem „Ausverkauf der Heimat“ zu lesen sei. Verschwiegen werde hingegen, dass die Stiftung für ihre Einlage einen Geldrückfluss aus dem Projekt von jährlich 12000 Euro beanspruche und als Miteigentümer in das Grundbuch eingetragen werden wolle, was bedeute, dass die Gemeinde sich bei allen wesentlichen Entscheidungen mit diesem Miteigentümer einigen müsste.
Was macht ein
privater Investor?
Dagegen wehrte sich Claus Rathje (UBS), der den Vorwurf des schlechten Stils zurückgab und kritisierte, dass Fakten und Zahlen an die Öffentlichkeit gegeben würden. Ähnlich sah es Elfie Bachmann, die sich „erschüttert über die Vorgehensweise“ äußerte.
Sie befürchtet, dass ein privater Investor den Berggasthof in ein paar Jahren wieder verkaufen könnte und dann die Gemeinde keinen Einfluss mehr hätte. Remigius Bauer (parteilos) meinte zu dem erwähnten Schreiben an die Bürger, dass dieses nicht gegen die nicht beteiligten Gemeinderäte gerichtet gewesen sei und er bedauere, falls es so verstanden worden sei.
Christian Zaiser (UBS) verwies darauf, dass sich Andi Hell auf ein Finanzierungskonzept bezog, das zurzeit noch überarbeitet werde. Zumal sich die ablehnende Haltung des Landratsamtes auf ein erstes Konzept bezogen hatte, in dem für die Gemeinde ein erheblich höherer Finanzierungsaufwand bestand.