Die Ruhe zieht in Hötzing ein

von Redaktion

Der Bernauer Ortsteil an der A8 erhält lang umkämpfte Lärmschutzwände

Bernau/Berlin – Das Leben in Hötzing könnte so schön sein, wenn da bloß die laute A8 nicht wäre. Seit Jahrzehnten wird zäh um den Lärmschutz für den Bernauer Ortsteil, der direkt an der Autobahn liegt, gerungen. Nun hat dieser bürokratische Epos ein Ende: Das Verkehrsministerium hat eine Stützwand bewilligt und die soll Ruhe nach Hötzing bringen, so teilten die Bundestagsabgeordnete Daniela Ludwig und die Bernauer Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (beide CSU) gestern mit.

Die Schwierigkeit lag in Hötzing nämlich immer im Detail. Schließlich grenzt der Weiler ausgerechnet an zwei Ausbauabschnitte, von denen bislang nur der Bereich in Richtung Achenmühle Teil des Planfeststellungsverfahrens ist. Wann der Abschnitt in Richtung Bernauer Berg erweitert wird, steht noch nicht fest. Während der Verkehr auf der Autobahn floss, blieb der Lärmschutz auf der Strecke.

Aus einem Provisorium wurde
ein Dauerzustand

Hötzing blieb somit ein dauerhaftes Provisorium – ohne Perspektive für die Anwohner, die stark unter dem Lärm von Lkw und Autos leiden. Gemeinderat Peter Pertl (CSU) sprach mit der Chiemgau-Zeitung im vergangenen Jahr über schier unzumutbare Zustände und beklagte: „Sämtliche Grenzwerte werden hier überschritten.“ Gemeinderat Jakob Müller (CSU) bezeichnete den Stand der Planungen gegenüber dem betroffenen Ortsteil im vergangenen Jahr sogar als „Frechheit“.

Die nun bewilligte Vorzugsvariante sieht den Bau einer Stützwand mit Lärmschutz bei einer Gesamthöhe von 7,5 bis 11 Metern und einer anschließenden 3 bis 6,5 Meter hohen Lärmschutzwand ohne Stützwand vor. Dies teilte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) seiner Kollegin Ludwig nun in einem Brief mit. „Damit ist eine gute Lösung gefunden, um sowohl die A8 zukünftig insgesamt leistungsfähiger und verkehrssicherer zu machen, als auch die Anwohner spürbar vom Verkehrslärm der A8 zu entlasten“, so Scheuer in seinem Schreiben.

Dass in Hötzing etwas geschieht in Sachen Lärmschutz, dafür setzten sich Daniela Ludwig als auch Irene Biebl-Daiber ein (wir berichteten). Im vergangenen Sommer hatte Ludwig eine Stellungnahme der Autobahndirektion Südbayern angefordert. „Die nun bewilligte Wand bedeutet einen wirksamen langfristigen Lärmschutz für die Anwohner“, sagte Ludwig. Kühle Kosten-Nutzen-Berechnungen auf dem Papier seien das eine, aber effektiver Anwohnerschutz vor massiver Lärmbelästigung, direkt an der Autobahn, letztlich das, was vor Ort für die Menschen zähle, so die Abgeordnete. Biebl-Daiber bedankte sich ausdrücklich für Ludwigs Einsatz, bei dem sie „einfach niemals locker gelassen hat.“

Dass ein Lärmschutz kommen soll, kann Pertl erst einmal gar nicht glauben und vermutet einen Spaßanruf eines Radiosenders, als die Chiemgau-Zeitung ihn telefonisch um eine Stellungnahme bittet. „Erst mal bin ich sehr erleichtert, dass überhaupt was kommt“, sagt Pertl. Die Freude ist zaghaft, denn in Ludwigs Pressemitteilung steht zwar, wie hoch die Wand sein wird, aber wichtig ist ihm, sich ein Gesamtbild machen zu können. Die Wand soll 210 Meter lang sein. Er hoffe, dass sie auch tatsächlich über die ganze Länge der neuen sechsten Spur gehen wird.

Baubeginn und Kosten derzeit
noch unbekannt

Das Projekt wird von der Autobahn GmbH des Bundes nun planerisch weiter vorangebracht und anschließend entsprechend baulich umgesetzt. Wann dies sein werde und wie hoch die Kosten seien, dazu könne vorerst noch keine Aussage getroffen werden, so Ludwig. Pertl und die weiteren Anwohner von Hötzing müssen sich wohl noch etwas gedulden. Einen Vorgeschmack auf Ruhe haben er und seine Familie schon bekommen: „Als im Lockdown die Sperrstunde war, hatten wir zum ersten Mal Ruhe.“

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