Prien – „Segeln und feiern können“ – das Motto, das der Chiemsee Yacht Club (CYC) auf seine Einladung zum Empfang der Olympiasilber-Gewinnerinnen Tina Lutz (CYC) und Susann Beucke (Norddeutscher Regatta-Verein, Sitz Hamburg) geschrieben hatte, prägte am Freitag den Abend in der Winterhalle des CYC (siehe auch Bericht Seite 15). Und was der Olympiasieg mit weiblichen Vornamen auf sich hat und wie Tokyo wirklich war, auch das verrieten die beiden Seglerinnen im Laufe des Abends.
Zahlreiche Ehrengäste gaben sich ein Stelldichein. Priens Erster und Zweiter Bürgermeister, Andreas Friedrich (ÜWG) und Michael Anner (CSU), gratulierten, stellvertretender Landrat Sepp Hofer (FW) und Sibylle Merk, Vorsitzende des Bayerischen Seglerverbandes (BSV), zogen ebenfalls in der coronagerecht besetzten und zum Festsaal umgestalteten Winterhalle ihren Hut vor der Leistung der beiden Seglerinnen.
Erste Lorbeeren
beim Regatta-Verein
Seebruck
Auch zahlreiche CYC-Mitglieder, von der Jugend bis zu den älteren Semestern, ließen sich die Ehrung nicht entgehen. Die ersten Segel-Lorbeeren verdiente sich Tina Lutz beim Seebrucker Regatta-Verein, wie deren Erster Vorsitzender Hans W. Fenzl verkündete. Damals habe die achtjährige Tina ihrem älteren Bruder Nico nacheifern wollen und sei schon im zweiten Jahr auf dem B-Opti auf Siegplätze weit gekommen.
Nach dem Wechsel zum CYC – hier begann Vorsitzender Hermann Wimmer chronologisch aufzuzählen – ging es seglerisch noch höher hinauf: deutsche Meisterschaft, WM-Sieg in St. Moritz im Opti, deutsche Meisterschaft und EM-Titel im 420er, Auszeichnung als beste Nachwuchssportlerin Bayerns, im 470er 9. Platz in der Kieler Woche, im 49er FX EM-Titel in Kiel (2017) und jetzt Olympisches Silber. Dazwischen noch Abitur und Studium sowie Trainerstunden für die CYC-Jugend. Der Olympia-Erfolg sei dem guten Gespann aus Tina und Susann, der Vorschoterin, zu verdanken. Da hätten sich „das eheähnliche Verhältnis der beiden“ sowie Talent, Erfolg, und Anstand ausgezahlt, lobte Wimmer. Die beiden Damen, die seit mittlerweile 15 Jahren zusammen segeln, erzählten ausführlich von Tokyo und dem schließlich entscheidenden, letzten Tag der „Medal Races“, als sie schließlich Silber holten.
Schon früh, mit 16,17 Jahren, hätten sie von Olympia geträumt. Die Wette war: Olympiasieg und jede nennt die erste Tochter nach der anderen. Gleichzeitig räumten die Silbermedaillen-Gewinnerinnen aber auch ein: „Es war ein unheimlich langer Weg.“ Die beiden Seglerinnen ermutigten die Jugend, den eigenen Weg durchzuziehen und konsequent umzusetzen: „Wenn man etwas wirklich will, dann ist alles möglich.“ Gleichzeitig bedankten sie sich aber auch bei ihren Eltern, die sie immer unterstützt und ermuntert hätten, diesen Traum zu verwirklichen. Ein großer Dank erging auch an die Sponsoren und vor allem an alle Trainer auf dem Weg nach Tokyo.
Entspannen am
Gardasee und surfen
in Fuerteventura
Während Tina jetzt erst mal pausiert und Urlaub macht – „erst mal an den Gardasee und dann zum Surfen nach Fuerteventura“ – zieht es Sportsoldatin Susann bald wieder aufs Boot. Sie sagte: „Ich mache beim Eröffnungsrennen der Kieler Woche mit. Mit dem Boris (Boris Hermann war erfolgreicher Vendee-Globe-Teilnehmer 2020/21, Anm. der Red.) segle ich auf einer GC32 (Katamaran, Klasse, Anm. der Red.).“ Ob die Wette eingelöst wird oder ob sie noch einmal in drei Jahren den nächsten Olympia-Titel anstreben, ließen die beiden offen: „Jetzt sind wir erst mal nur glücklich.“
Die beiden Damen bedankten sich für den lang anhaltenden Beifall: „Ihr seid der Wahnsinn.“ Nach dem Eintrag ins Goldene Buch Prien – „vor Euch haben sich hier die Bundeskanzlerin und der Ministerpräsident eingetragen“, so Bürgermeister Friedrich – und weiteren Reden durch stellvertretenden Landrat Hofer und BSV-Präsidentin Merk durften die beiden Seglerinnen noch ein Fass Bier anzapfen, ehe es zum geselligen Teil überging.