Hilferuf der Igelhilfe

von Redaktion

64 kranke Tiere in Grabenstätter Einrichtung – Geld fehlt

Grabenstätt – „Wir haben nur noch 90 Euro auf dem Igelkonto und sind randvoll, da hilft uns auch die heute erhaltene 30-Euro-Spende nicht viel weiter“, berichtet Elisabeth Hüller, die Leiterin der Igelhilfe Grabenstätt in Winkl, gegenüber der Chiemgau-Zeitung. Sie wendet sich hilfesuchend an die Öffentlichkeit. 64 Igel befinden sich derzeit in ihrer Obhut, Tendenz weiter steigend. Hinzu kommen rund 50 stachelige Vierbeiner in den Außenstationen in Traunstein, Engelsberg und Bernau.

Ein Euro Kosten
pro Tag für jeden Igel

Wenn man bedenke, dass selbst ein halbwegs gesundes Tier einen Euro am Tag koste, sei klar, dass man dringend auf finanzielle Unterstützung angewiesen sei, so Hüller. Die Igelhilfe wolle kranke, verletzte und unterernährte Igel durch den Winter bringen und im Frühjahr wieder gesund aussetzen. „Zum Glück haben wir noch einen Futtervorrat, aber auch der ist schnell aufgebraucht“, berichtet sie.

Im Igelzimmer, dem Arbeitsplatz von Hüller und ihrer Kollegin Monika Freimuth, wird jeder Quadratmeter ausgenutzt, links und rechts türmen sich die Igelkartons bis zur Decke, in der Mitte wird Futter vorbereitet und es werden dort besonders geschwächte Tiere gefüttert, regelmäßig gewogen und medizinisch versorgt sowie alles genau dokumentiert.

Gerade die Medikamente und Desinfektionsmittel gehen laut den beiden Frauen ins Geld. Da man sich teure Tierarztbesuche nicht leisten könne, verwandelt sich das Igelzimmer sogar oft in einen Operationssaal. „Wir entfernen bei den Igeln Zahnstein, ziehen vereiterte Zähne, spalten Abszesse und versorgen Wunden, die ihnen Rasenmähroboter und Rasentrimmer zugefügt haben“, so Hüller.

Im Sommer seien innerhalb von drei Wochen 28 schwer verletzte Igel aufgenommen worden, die teilweise auch von Hunden, Dachsen, Füchsen oder Mardern zerbissen gewesen seien. „Bis auf einen haben wir aber alle durchgebracht“, freut sich Hüller. Man gebe nie auf, nur wenn das halbe Gesicht fehle, könne man nichts mehr tun.

Ein weiteres großes Problem seien die Lungenwürmer, die sich die Igel beim Fressen von Schnecken und Regenwürmern einhandelten. Hüller zufolge sollten die stacheligen Vierbeiner in der Natur eigentlich vor allem Käfer und Larven fressen, doch die würden angesichts des schwindenden Lebensraumes und des Einsatzes von Chemie in der Landwirtschaft und in den Gärten immer weniger. „Seit zehn bis 15 Jahren ist der große schwarze Laufkäfer bei uns weitestgehend verschwunden und das ist für die Igel ein großes Problem, denn beim Verdauen des Käfers bildet sich Blausäure, die die Innenparasiten abtötet, das fehlt nun“, gibt die Igel-Mama zu bedenken. Nun müsse man dies mit Medikamenten ausgleichen.

Sehr aufwendig seien auch Pilz- und Milbenbehandlungen. Derzeit landeten vor allem sehr viele junge, erst in diesem Sommer geborene Igel in der Igelstation, die teilweise gerade einmal 200 Gramm auf die Waage brächten. „Die kämpfen ums Überleben und würden es ohne unsere Hilfe nicht schaffen, gerade die Nächte sind derzeit viel zu kalt“, betont Hüller und hofft auf deutlich wärmeres Herbstwetter.

Spendensammlung
nicht an der Haustüre

Im vergangenen Jahr habe die Igelhilfe Grabenstätt 66000 Euro für Futter, Medikamente, Desinfektionsmittel, Strom, Wasser, Heizung und Müllabfuhr ausgegeben. Da man von der öffentlichen Hand keine Unterstützung bekomme, sei die Igelhilfe dringend auf Spenden von Firmen und Privatleuten angewiesen.

Ein Hinweis ist Hüller noch wichtig: Die Igelhilfe Grabenstätt sammle keine Spendengelder auf Parkplätzen und gehe auch nicht von Haustür zu Haustür. Spenden werden über ein eigens eingerichtetes Konto abgewickelt. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Igelhilfe Grabenstätt unter www.igelhilfe.org.

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