Bernau – Täglich fahren knapp 180 Züge auf der Bahnstrecke mitten durch Bernau. Das verursacht Lärm. Und trotz flüsterleiser Bremsen ist die Belastung in Teilen für direkte Anwohner laut Berechnungen so hoch, dass die Deutsche Bahn AG beziehungsweise der Bund auf rund 1,6 Kilometern beidseitig drei Meter hohe Lärmschutzwände bezahlen würde. Das würde das Ortsbild erheblich beeinträchtigen. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung noch keine endgültige Entscheidung über dieses freiwillige Angebot der Bahn getroffen und bewirbt sich als Modellregeion für niedrigere Wände (wir berichteten). Die OVB-Heimatzeitungen haben bei der Bahn noch einmal nachgehakt.
Online-Veranstaltung
für die Bürger
Wie ein Sprecher der Bahn mitteilt, ergeben sich die genauen Betroffenheiten aus der Schalltechnischen Untersuchung (STU), die die Bahn der Gemeinde Bernau am Chiemsee vorgestellt habe. Auskunft über jedes einzelne Grundstück zu geben, sei nur im Zusammenhang der STU sinnvoll. Deshalb ist am Montag, 28. März, ab 19 Uhr eine Online-Veranstaltung zur Information der Bürger vorgesehen. In dieser Runde würden Fragen der Bernauer geklärt.
In Weisham ergibt die Berechnung bei etwa 80 Prozent der Gebäude zu hohe Lärmwerte, wobei nur ein Gebäude komplett betroffen sei, informiert der Sprecher. Im Bereich Irschen rechts und links der Bahn sei das hauptsächlich bei den Gebäuden in der ersten bis dritten Reihe der Fall. Am Ende von Irschen ziehe sich die Betroffenheit links der Bahn hoch bis oberhalb des „Keltenwegs“. Lärmschutzwände seien in diesem Ortsteil rechts und links der Bahn vorgeschlagen. Rechts der Bahn beginnend sei das ab circa 150 Meter vor der Straßenüberführung Chiemseestraße bis circa 25 Meter hinter der Eisenbahnüberführung an der Bernauer Achen über die Verbindungsstraße zwischen Am Anger und Kapellenweg.
Links der Bahn würde die Lärmschutzwand 20 Meter vor der Straßenüberführung Chiemseestraße beginnen und bis zur „Kapelle zu Irschen“ führen, außerdem ab etwas der Einmündung Bohlmoosstraße/Bahnhofplatz bis rund 200 Meter hinter der Eisenbahnüberführung an der Bernauer Achen bis Ende Am Anger.
Ergänzende passive Maßnahmen sind laut dem Bahnsprecher bei Wohneinheiten hinter der Wand vorgesehen, bei denen nach dem Bau der Lärmschutzwand noch Überschreitungen der Werte vorhanden sind. Das können zum Beispiel Lärmschutzfenster sein. Ausschließlich passive Maßnahmen seien an den Wohneinheiten vorgesehen, die in Bereichen liegen, in denen keine Wand gebaut wird. Das betreffe den Ortsteil Weisham und Gebäude am Ortsende beziehungsweise auf Höhe der Eichetstraße.
75 Prozent Förderung
für passive Sanierung
Eine passive Sanierung könne jedoch nur dann erfolgen, wenn die Förderfähigkeit gegeben ist und die Eigentümer 25 Prozent der Kosten übernehmen. Diese Voraussetzung habe die DB auch in der Sitzung des Gemeinderates vorgestellt.
Bislang seien von der Bahn noch keine Anfragen an Bernauer gestellt worden und dementsprechend auch keine Reaktionen eingegangen. „Wir gehen jedoch von Rückmeldungen nach der Bürgerinformationsveranstaltung aus“, so der Bahnsprecher.
Der Bernauer Gemeinderat steht nun vor der schwierigen Abwägung, einerseits die Bürger vor Lärm zu schützen mit Wänden, die vom Bund bezahlt würden. Andererseits würden drei Meter hohe Wände auf rund 1,6 Kilometern den Ort optisch durchschneiden und wären nicht gerade schön anzusehen. In diese Richtungen liefen auch die Diskussionen in der letzten Gemeinderatssitzung.
So ruhen aktuell die Hoffnungen darauf, dass solche Wände in Bernau niedriger umgesetzt werden könnten bei voller Förderung. Die Bahn rechnet aktuell für die Lärmschutzwände in Bernau mit rund 4,5 Millionen Euro Kosten. Hoffnungen der Gemeinde ruhen auf der Bewerbung als Modellregion. Genauso wichtig dürfte sein, was die direkt betroffenen Anwohner von dem Angebot der Bahn halten. Ein wichtiger Schritt ist die Informationsveranstaltung am 28. März.