Der Trachtenverein d’Griabinger Hohenaschau.
Schleching – Der Gauheimatabend des 84. Gaufestes des Chiemgau-Alpenverbandes für Tracht und Sitte in Schleching begann mit einem Empfang der Vereinsvorstände mit ihren Fahnenabordnungen. Gemeinsam gingen sie zum Kriegerdenkmal unter Begleitung der Schlechinger Musikkapelle, um den verstorbenen Trachtenvereinsmitgliedern zu gedenken.
Pfarrer Martin Strasser fand es wichtig, vor dem großen Festtag an die Menschen zu denken, „die schon vorausgegangen sind“. Gemeinsam wurde ein Gebet für die Verstorbenen gesprochen und ein Kranz niedergelegt.
Im Festzelt wurden die Gäste der Vereine bestens unterhalten von der Schlechinger Musikkapelle sowie Auftritten der Aktiven, der Jugend- und Kindergruppen. Die verbindenden Worte sprach Andreas Hilger. Schirmherr und Schlechings Bürgermeister Josef Loferer sprach ein Grußwort. Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner gratulierte zum gelungenen Fest und freute sich, dass sie als Trachtlerin dabei sein konnte. Sie erschien mit den Enkeln von Andreas Hell auf der Bühne, die nicht „von ihrer Tante Ilse“ weichen wollten.
Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen sagte sie, „dass ihr bei solch einer Veranstaltung die Seele aufgeht“, gerade nach den zwei Jahren Zwangspause durch die Pandemie werde die Lebensfreude besonders genossen.
Wenn sich 28 Trachtenvereine einen Tag später in dem Morgenstunden auf den Weg machen, dann ist das schon ein sehr beeindruckendes Bild. Nachdem sich die Trachtler im Festzelt mit einem bayerischen Frühstück gestärkt hatten, zogen sie mit Musikbegleitung zur Ache, wo der Altar für den Festgottesdienst aufgebaut war.
Begrüßt wurden sie dort von den Schlechinger Alphornbläsern und Andreas Hell, Vorsitzender des Fest ausrichtenden Vereins d’Gamsgebirgler.
Pfarrer Martin Strasser und Diakon Erik Oberhorner zelebrierten die stimmungsvolle Messe im Freien am Achendamm. Der Pfarrer begrüßte es, dass es wieder eine große Gemeinschaft gebe und erinnerte die Trachtler, dass die Menschen auf der Erde nur auf der Durchreise seien. Er fand es als ganz wichtig, dass sich jeder Mensch in seinem Umfeld schaut, wer ihn auf dem Lebensweg begleitet. Zur Überraschung aller nahm er am Schluss seine Ziach und forderte die zahlreichen Gläubigen auf, mit ihm zusammen den Andachts-Jodler zu singen.
Die weitere musikalische Begleitung übernahmen die Schlechinger Sänger und die Schlechinger Musikkapelle.
Miche Huber, Vorsitzender des Chiemgau Alpenverbandes, hielt seine letzte Rede in seiner Amtszeit und hatte mahnende Worte im Gepäck. Er bezeichnete das Gaufest als ein Flaggschiff, das die Grundziele und die richtige Navigation vorgibt, ein Bekenntnis zur Trachtensache, aber auch zur Heimat.
Tracht kein Relikt
aus alten Zeiten
Er sah es als seine Aufgabe, immer wieder darauf hinzuweisen, dass in der Festwoche nicht alle Geschmäcker abgedeckt werden müssen, es sollte für die eigene Einstellung passen und glaubwürdig sein. Die Tracht sei nicht ein Relikt aus alten Zeiten oder eine „Bayerntümelei“ sondern eine Lebenseinstellung, ein Heimatbewusstsein, zu dem auch die jungen Trachtler stehen.
„Wenn hohe internationale Staatsgäste Bayern besuchen, dann werden sie von Trachtlern, Gebirgsschützen und Blasmusikanten sympathisch empfangen“, sagte Huber in Anspielung auf den G7-Gipfel. „Das schätzen die Gäste weltweit.“ Aber genau diese Werte seien kritisiert worden mit dem Satz, „Trachtler sind peinlich“.
Huber zitierte dazu Rosenheims Landrat Otto Lederer, der gesagt hatte, dass beim G7-Gipfel für sieben Staatsführer 18000 Sicherheitskräfte gebraucht worden seien. Aber wenn die Trachtler ein Gaufest ausrichten würden mit 8000 Menschen, regele das ganz unaufgeregt die Ortsfeuerwehr. Huber: „Wenn wir Feste feiern, feiern wir friedlich, würdevoll und mit vier Generationen von Jung und Alt miteinander.“
Auch Richtung Kirche fand Miche Huber kritische Worte. Das Fundament in der Trachtenarbeit sah er auch im Glauben und bei den Gottesdiensten, aber dort vermisse er den frischen Wind, damit die Trachtler „stets Kurs halten, Mast und Segel immer seetüchtig sind, um wieder mehr Fahrt aufzunehmen“.
Sein Appell: „Selbstkritik und an den eigenen Fehlern zu arbeiten, waren schon immer gute Ratgeber, um aus der Flaute zu kommen.“
Landrat Siegfried Walch fand zum Abschluss des Festgottesdienstes lobende Worte für den Trachtenverein „d’Gamsgebirgler“; besonders für dessen Vorsitzenden Andreas Hell, „der nie den Optimismus verloren hat, dass das Gaufest heuer in Schleching stattfinden kann“. Walch: „Solch ein Gaufest schweißt zusammen und ist ein wichtiges Bekenntnis für die Heimat.“
Nach einer Stärkung im Festzelt stellten sich die Vereine zum Festzug auf. Viele Zuschauer standen am Straßenrand, um die beeindruckenden Pferdewagen und Trachten mit Musikbegleitung zu bewundern. Die Strecke war geschmückt mit bunten Latschenbuschen und Fahnen,