Prien – Zum Hubertus-Feiertag erbitten Jägerinnen und Jäger traditionell den Segen ihres Schutzpatrons, dem heiligen Hubertus. Dessen Symboltier, der Rothirsch, braucht jedoch selbst einen Schutzpatron. Seine Art sei aufgrund schwindender Lebensräume in Gefahr, so der Bayerische Jagdverband (BJV).
Stark schwindende
Räume und Inzucht
Der Respekt vor unseren heimischen Wildtieren gehe zunehmend verloren, so der BJV in einer aktuellen Pressemeldung. Sie würden in der modernen Gesellschaft kaum mehr eine Rolle spielen und müssten daher gnadenlos wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen weichen.
Rotwild wird nach aktuellem Stand nur noch auf 14 Prozent der bayerischen Landesfläche – den ausgewiesenen Rotwildgebieten – toleriert. Überschreitet das Rotwild diese Grenzen, sind die Jäger laut Gesetz verpflichtet, das Wild zu erschießen.
Doch das ist nicht die einzige Gefahr, die dem Rothirsch droht. Denn die verbleibenden Inselpopulationen des „Königs der Wälder“ seien zu Inzucht und genetischer Verarmung verdammt, heißt es in der Mitteilung des BJVs. Das mache die Arterhaltung langfristig unmöglich.
„Es schaut
nicht gut aus“
Auch Franz Sommer (68) aus Prien, der bis April 2022 Vorsitzender der Jägervereinigung Rosenheim – einer der größten Kreisgruppen im Bayerischen Jagdverband – war, äußert sich besorgt: „Mit dem Rotwild schaut es bei uns nicht gut aus.“
Das Problem, so sieht auch er es, sei neben den verpflichtenden Abschüssen in den rotwildfreien Gebieten die Verinselung der Lebensräume des Rothirsches.
Hintergrund für die Festlegung von eng umgrenzten Gebieten, in denen sich das Rotwild noch aufhalten darf, sind vor allem die sogenannten Schälschäden, die Hirsche, Hirschkühe und ihre Jungen verursachen, wenn sie die Rinde junger Bäume fressen und diese damit stark schädigen.
Zumindest die finanziellen Schäden ließen sich für die Grundstückseigentümer und -pächter – bei anderer Gesetzeslage – über die Einnahmen aus möglichen Rotwildjagd-Verpachtungen kompensieren, so Sommer.
Eine der schönsten
Arten erhalten
Der Jäger macht sich stark dafür, dass das Rotwild angemessen leben und überleben kann.
„Das Rotwild soll wieder wandern können, etwa um im Winter, wenn es in den Hochlagen extrem viel Schnee hat, runter gehen können.“
Das sei im Chiemgau nur noch vereinzelt möglich, zum Beispiel hinter Übersee.
„Der Rothirsch ist das größte, wild lebende Säugetier, das wir in Deutschland haben. Uns Jägern geht es nicht um die Trophäe oder darum, dass wir jedes Jahr einen Mordshirsch schießen. Es geht darum, eine der schönsten Wildarten, die wir haben, am Leben zu halten.“
So sieht das auch Ernst Weidenbusch, Präsident des Bayerischen Jagdverbandes: „Das langfristige und vor allem nachhaltige Konzept im Umgang mit unseren Wildtieren und ihrem Lebensraum muss weiterentwickelt werden. Wir bayerischen Jägerinnen und Jäger tolerieren nicht, dass das Rotwild aus unseren Wäldern verschwindet.“ Der BJV fordert deshalb die Aufhebung der rotwildfreien Gebiete in Bayern, um Hirsch und Co. freies Umherstreifen auf der gesamten Bayerischen Landesfläche zu ermöglichen und so die Arterhaltung zu garantieren.