Bernau – Zehn Jahre schon geht die Diskussion, was am Hitzelsberg geschehen soll. Aus dem Herecon-Hotelprojekt, gegen das eine Bürgerinitiative Unterschriften gesammelt hat, wird ein Chalet-Dorf.
Die Magerwiesen mit ihrer großen Artenvielfalt am kleinen Bernauer Hitzelsberg seien ein Naturjuwel. Sie dürften durch keine weitere Bebauung des Areals gefährdet werden. Mit diesen Argumenten hatte eine kleine Gruppe Bernauer Bürger im September Stimmen gesammelt: Stimmen gegen den damals vorliegenden Plan des Immobilienentwicklers Herecon.
Lange Geschichte
zu Ende bringen
Dieser hatte ein „4-Sterne- Plus“-Hotel mit neu zu errichtender Zufahrtsstraße vorgesehen. Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber (CSU) und ein großer Teil des Gemeinderates standen hinter den Plänen. Dies vor allem deshalb, um eine lange Geschichte endlich zu Ende zu bringen. Die Gemeinde hatte das Areal 2012 für fast 5,9 Millionen Euro aus einer Zwangsversteigerung gekauft und 2019 einen bedingten Kaufvertrag mit Herecon abgeschlossen: zu einem Kaufpreis von 7,5 Millionen Euro.
Der bedingte Kaufvertrag kam mit dem Widerstand der Bürgerinitiative ins Wackeln, hatte diese im September doch binnen kurzer Zeit bereits mehr als 300 Gegenunterschriften gesammelt, um einen Bürgerentscheid zu erwirken. Petra Kaufmann, Björn Ohlert und Günther Obermaier, alle aus Bernau, bekamen in den darauf folgenden Wochen noch viele weitere Unterschriften zusammen. Sie wollten einen Bürgerentscheid erreichen. Die Firma Herecon legte noch im Oktober einen völlig neuen Plan vor. Anstelle des Hotels sollen demnach Chalets entstehen. Dadurch wird laut Plan nur in 8140 Quadratmeter Fläche eingegriffen statt in 20280 Quadratmeter. Auch die ursprünglich vorgesehene neue Zufahrtsstraße entfällt komplett. Der Gemeinderat hat mehrheitlich dafür gestimmt. Auch die Bürgerinitiative ist mit dem Chalet-Dorf weitgehend zufrieden. „Wir haben genug Stimmen für den Bürgerentscheid gesammelt“, sagt Petra Kaufmann auf OVB-Anfrage. Doch beide Seiten hätten Zugeständnisse gemacht, ein Bürgerentscheid sei derzeit daher kein Thema mehr. Die gemeinsamen Gespräche mit der Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber, Geschäftsleiter Andreas Lukas und den Herecon-Chefs seien offen und freundlich geführt worden, so Kaufmann. Froh zeigt sie sich, dass keine neue Straße durch den Wald an der Nordseite gebaut wird. Eine weitere Bebauung – welche die Bürgerinitiative ja ablehnt – sei aber nicht ausgeschlossen, da weder die Wiesen der Firma Herecon noch die der Gemeinde unter den Schutz des Bund Naturschutz gestellt werden. „Wir wollen die Flächen dauerhaft vor weiterer Bebauung schützen. Da sind wir noch nicht zufrieden und weiter im Gespräch“, konkretisiert die Bernauerin. Die Gemeinde habe beschlossen, die Flächen von Bebauung freizuhalten und durch einen entsprechenden Pflegevertrag zu sichern, antwortete darauf Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber. Für sie und ihre Kollegen sei dieser Beschluss bindend.
Auch Hinweisschilder für Spaziergänger, wie von der Bürgerinitiative gewünscht, sind nicht geplant. „Spaziergänger sind hoffentlich so vernünftig, dass sie ökologisch hochwertige Wiesen nicht betreten. Das hat ja auch mit Respekt vor fremdem Eigentum zu tun, dass man nicht einfach Wiesen betritt, die einem selbst nicht gehören“, so die Bürgermeisterin.
Der Verkauf des Hitzelsberges ist laut Irene Biebl-Daiber inzwischen notariell vollzogen. Sie hoffe, „dass die beiden Initiatoren des Bürgerbegehrens die neuen Planungen als Kompromiss annehmen, wenn die Kuppe des Hitzelsberges ebenfalls in ihrer ökologischen Hochwertigkeit gesichert sei beziehungsweise sicher bestehen bleibe.“ Grundsätzlich müsse die Gemeinde jetzt an dem neuen Bebauungsplan arbeiten und Herecon intensiver in die Planungen einsteigen, um die Grundlagen für einen ersten Entwurf für diesen Bebauungsplan herzustellen.
Zweitwohnsitze
sind ausgeschlossen
Wobei die Bürgermeisterin betont: „Erst wenn die Planungen konkreter sind, kann ein neuer Aufstellungsbeschluss gefasst werden. Durch den Bebauungsplan liegt die Planungshoheit übrigens immer bei der Gemeinde beziehungsweise dem Gemeinderat.“ Zweitwohnsitze seien dort laut Biebl-Daiber ausgeschlossen, ebenso der Verkauf einzelner Chalets. Dies sei auch die Intention des Investors. Die Bürgerinitiative und die Gemeinde würden zudem miteinander im Gespräch bleiben.