Drei Küsse stehen hoch im Kurs

von Redaktion

Tag der Seminare am LTG – Quer durch alle Schulfächer auf Entdeckungstour

Prien – Praxis und Wissenschaft auf unterhaltsame Art verbinden, das geschieht Jahr für Jahr am LTG beim Tag der Seminare. Denn dann „verkaufen“ die angehenden Abiturienten ihre Arbeiten der P-(praxisorientierten) und W-(wissenschaftlichen) Seminare aus den Fächern Physik, Chemie, Sport, Deutsch, Englisch, Kunst, Geschichte, Informatik und und und. Und so war für jeden der zahlreichen Besucher am Tag der Seminare am LTG etwas geboten.

Windkraft
weckt Interesse

Nicht nur für Häuslebauer, sondern auch für die Abiturienten war Physik beim Hausbau wohl ein interessantes Thema. 13 Kursteilnehmer, darunter drei Mädchen, hatte er in seinem Kurs, erzählt Kursleiter Ralf Unterstraßer, überlässt dann aber seinen Schülern das Feld. Auch wenn es „wohl später eher was mit Wirtschaft“ werden wird, weckte das Thema Windkraft Johannas (17) Interesse. Zwei Windmasten im heimischen Garten in Schmidham („Bis 15 Meter braucht es noch keine Genehmigung“) dienten ihr als Versuchsanlage. Maxi (17) hingegen hat zusammen mit seinem Opa, der Schreiner ist, unterschiedlichste Bogen- und Querträger für Balkone und Fenster nachgebaut und sie dann Belastungsproben unterzogen.

Er will später Richtung Ingenieurwesen studieren, weiß er schon jetzt. Der Deutschkurs gewährte Einblicke, wie man Fünft- und Sechstklässer zum Lesen motivieren kann. Film-Drehbücher für beispielsweise „Die drei !!! Küsse im Schnee“ standen da hoch im Kurs, verrät Clara (18). Die angehende Abiturientin kann sich durchaus vorstellen, Germanistik zu studieren. Auch Franziska (17) hat sich ihrem Fach verschrieben. Für ihre Arbeit „Physische und psychische Voraussetzungen beim Hochleistungssport“ nahm sie ihre Schwester Hanna, die am Christophorus-Gymnasium in Berchtesgaden Biathlon betreibt, als Untersuchungsobjekt. Für sie soll es in Richtung Psychologie oder Physiotherapie gehen. Bei den Chemikern erklärte Jakob (17) geduldig immer wieder seinen Zuhörern, warum die Reagenzgläser unterschiedlich gelb gefärbt sind. Die Nitratkonzentration entscheide über die Färbung, und – so hat er es herausgefunden – der Tinninger See bei Riedering (eine seiner Messlokationen) schneidet dabei gut ab. Die P-Seminarler Alpencross lockten mit dem Film „Vom Chiemsee nach Grado mit dem Mountainbike“, aber auch bei den anderen Fächern wie Geschichte (Fälschungen, Fake-News, Mythen-Lügen und Halbwahrheiten), Informatik (Robotik – Teilnahme an der First-Lego-League), Englisch (Contemporary Crime Fiction), Biologie (Ökologische Mehrtagesexkursion in den Nationalpark Berchtesgaden) und Geographie ((Über-)Lebensstrategien und Tourismus in Extremräumen der Erde) gab es Spannendes zu entdecken. An Ausstellungswänden, mit Filmen, Diashows und Experimenten oder mit selbstgebauten Modellen (Rebekka hatte für ihre Geografie-Arbeit über das Leben und Arbeiten in Ostsibirien eine Modelllandschaft mit Schnee und Hütte nachgebaut) zeigten die Schüler ihre Arbeiten. Mit dem G9-Lehrplan für bayerische Gymnasien gibt es nun die P- und W-Seminare, das P-Seminar steht für den sperrigen Titel „Projekt-Seminar zur Studien- und Berufsorientierung“ und das W-Seminar „Wissenschaftspropädeutisches Seminar“ ist quasi eine Anleitung zum wissenschaftlichen Arbeiten. Beides soll Vorbereitung auf später sein, sei es ein Studium oder eine Ausbildung, oder es ist einfach nur der reinen Neugierde am Seminartitel oder dem Hobby geschuldet.

Viel Zuspruch fand das Kunst-Seminar „Produkt-Design zwischen Ästhetik und Funktionalität“. Da zimmerte eine Abiturientin einen Hocker aus Holz, als Sitzpolster dienen alte Fahrradschläuche oder soll es doch lieber der mit dem Stoffbezug aus geflochteten Jeansresten sein? Sumile (18) berichtet, dass der Fahrradschlauch-Sessel besser ankommt, erste Anfragen seien schon eingegangen. Maximilian (18) hat sich von seinem Hobby und eigenen Erfahrungen inspirieren lassen. Wie kann man seine Ski im Tiefschnee leicht orten? Bei Apple kann man sein Handy via Airtec orten lassen, und einen ähnlichen Apparat setzt Maximilian in einen Löffel, der passgenau unter die Bindung kommt. Ob seine Erfindung Durchbruchpotenzial hat, vermag er nicht abzuschätzen, aber dass er Industriedesign studieren will, das weiß er schon jetzt. Im Fach Wirtschaft ging es um das Erstellen von Podcasts zu wirtschaftlichen und rechtlichen Themen. Was sich trocken anhört, ist aber ganz spannend, so die Schüler einhellig. Denn ob es nun um Geldwäsche, Sterbehilfe oder Wirecard geht, an Aktualität waren die Podcasts nicht zu überbieten. Und dazu gab es noch Tipps vom Profi, erzählte Anna (17). Denn Florian Schrei, BR-Moderator, gab den Schülerinnen und Schülern Sprachtraining. „Reden ist nicht gleich reden“, habe er ihnen beigebracht.

Kreativität
und Ausdauer

Reden können sie eigentlich alle, die angehenden Abiturienten. Und sie haben viel Zeit und Mühe, viel Leidenschaft, viel Kreativität, viel Ausdauer und viel gedankliche Arbeit in ihre Seminararbeiten gesteckt. Der Tag der Seminare am LTG steht für Themenvielfalt, anregende Gespräche und viele Begegnungen – 2024 kann man wieder auf Entdeckungstour gehen.

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