Humor ist auch gefragt

von Redaktion

Interview Geschäftsführerin Andrea Hübner verlässt die Prien Marketing GmbH

Prien – Um den Chefposten der gemeindlichen Tochtergesellschaft Prien Marketing GmbH (PriMa) lagen der Marktgemeinde 2015 Bewerbungen im hohen zweistelligen Bereich vor, wie der damalige Bürgermeister Jürgen Seifert den OVB-Heimatzeitungen gegenüber berichtete. Doch das Rennen machte die damals 35-jährige Andrea Hübner. Es waren ihre Vita, ihr Auftreten und ihre Ideen, die den Marktgemeinderat letztlich überzeugten. Und so wechselte Hübner von der Anstellung als Dekanatsreferentin des Fachbereichs Tourismus an der Hochschule in München ins malerische Prien – für Hübner bis heute ein Paradies.

Hübner ist es trotz Pandemie gelungen, Akzente zu setzen. Etwa mit dem Gewinnspiel „Prien lod di ei“, das zum Ende des Lockdowns die Kunden vom Onlinehandel zurück in die Geschäfte lockte, oder mit dem „Priener Diridari“ – einem Gutschein, der in vielen Priener Geschäften akzeptiert wird. Nach acht Jahren will sich Andrea Hübner jetzt neuen beruflichen Herausforderungen widmen. Wie sie die letzten Jahre erlebte und was genau sie vorhat, verrät sie im Interview.

Wo tauchen Sie öfter ein, in die Prien oder in den Chiemsee?

Definitiv in den Chiemsee. Im Sommer ist das inzwischen ein lieb gewonnenes Ritual – am liebsten schon in der Früh.

Was ist Ihr Lieblingsfleck am Chiemsee?

In Prien ist es der Herrenberg, ich genieße dort den freien Blick auf die Berge. Sonst bin ich sehr gern im Kurzurlaub auf der Herreninsel oder bei der Schnappenkirche. Das sind meine Kraftorte.

Macht es einem eine Marktgemeinde wie Prien und der Chiemgau leicht, die Vermarktung zu übernehmen?

Auf alle Fälle. Ich fühlte mich hier schon immer wie im Paradies. Wenn man so ein wunderschönes Produkt mit einer touristischen Tradition hat, erleichtert das vieles.

Sie haben die Vision, dass Prien zur lebenswertesten Seegemeinde im Alpenraum werden soll, aktiv mitentwickelt. Was fehlt dazu noch?

Definitiv noch nicht gelungen ist es uns, dass der Ortskern näher an den See heranwächst. Das bleibt ein großer Wunsch. Doch was wir in den letzten Jahren auf die Beine gestellt haben, hat die Gemeinde auf alle Fälle lebenswerter gemacht. Hier sehe ich vor allem unsere vielen, auch neuen Veranstaltungen als positives Beispiel, die sich nicht nur an die Gäste, sondern auch an die Einheimischen richten. Und wir haben bereits ein lebenswertes Angebot in Prien, das wollen wir auch erhalten. Wichtig ist uns daher, die Kaufkraft im Ort zu halten. In der Corona-Zeit haben wir den Priener Gutschein eingeführt, der sich sehr gut verkauft. Noch wünschenswerter wäre es, wenn die Gutscheine auch eingelöst werden (lacht). Mit einem Gutschein hat man immerhin über 60 Möglichkeiten. Daher mein Appell an die Leser: Schauen Sie doch bitte mal in ihren Schubladen nach, ob sie einen Priener Gutschein besitzen. Der Gutschein möchte eingelöst werden. Und an die Priener Geschäftswelt: Wer als neue Akzeptanzstelle des Gutscheins mitmachen möchte, kann sich gerne an die PriMa wenden, die Teilnahme ist kostenfrei.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus?

Meine Tätigkeit in Prien endet am 31. Juli 2023. Ab August werde ich in München fürs Literaturhaus tätig sein, wo ich die kaufmännische Leitung übernehme.

Bestand der Wunsch, nach München zu gehen, schon länger?

Nein, das kam ganz zufällig. Ich habe die Stellenanzeige gelesen und mir gedacht: Das probiere ich. Auf die neue berufliche Herausforderung freue ich mich sehr, wobei ich mit zwei lachenden Augen, aber auch einem weinenden Auge gehe.

Was werden Sie an Ihrer Aufgabe besonders vermissen?

Die Christkindlmärkte (lacht). Doch wirklich. Die Vorbereitung der beiden Märkte in Prien und auf der Fraueninsel waren zwar immer die stressigste Zeit des Jahres, aber auch die schönste. Das ganze Team war in Weihnachtsstimmung und hat super zusammengearbeitet. Wenn man nicht nur plant, sondern Veranstaltungen auch gemeinsam umsetzt, ist das etwas Besonderes.

Was war 2015 Ihr erstes großes Projekt?

Das waren die beiden Christkindlmärkte. Wobei … nach 14 Tagen stand schon die Haushaltsklausur an. Das war auch sehr spannend (lacht) – ein echter Crashkurs durch die Firma…

Welchen Herausforderungen sind Sie begegnet?

Die Richtung festzulegen, in die wir uns bewegen wollen, war sicherlich die erste große Herausforderung. Mit dem Marktgemeinderat, externen Beratern und Vertretern aus Prien haben wir unsere Vision, die „lebenswerteste Seegemeinde im Alpenraum“ werden zu wollen, in fünf Workshops entwickelt. Diese Vision ist seitdem die Grundlage für unser Handeln.

Welchen Menschen sind Sie begegnet?

Das Schöne an meinem Beruf ist, dass ich wahnsinnig interessante Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen aus Prien und Umgebung kennengelernt habe. Die Prien Marketing hat gern mit allen zusammengearbeitet, mit den Vereinen, den Bildungseinrichtungen, den Unternehmern, den Ärzten, den Direktvermarktern und natürlich dem Marktgemeinderat. Auch Privatpersonen, die mit einer guten Idee an uns herangetreten sind, waren stets willkommen. In den acht Jahren war es immer ein Miteinander. Für die vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit bedanke ich mich jetzt schon bei meinem Team, den beiden Bürgermeistern Herrn Jürgen Seifert und Herrn Andreas Friedrich, der gesamten Geschäftswelt sowie bei allen Privatpersonen.

Ihr Nachfolger wird sich dann wohl auch an der Vision der lebenswertesten Seegemeinde messen lassen müssen, oder?

Das würde ich mir einerseits wünschen, aber natürlich ist es auch angebracht, eine solche Vision zu erweitern, zu überdenken und eventuell eine neue Richtung einzuschlagen. Für mein Team und mich war es die Grundlage und der richtige Weg.

Doch das heißt nicht, dass es auch in Zukunft genauso weitergehen muss.

Was steht als Nächstes auf dem Programm ?

Ich habe noch eine wunderschöne Zeit mit vielen Veranstaltungen vor mir. Los geht es Ende März mit der Vernissage der Ausstellung „Fotografie – aktuelle Positionen“ in der Galerie im Alten Rathaus. Die Ausstellung widmet sich den Werken professioneller Fotografinnen und Fotografen aus der weitergefassten Region. Am 28. April veranstalten wir den „Priener Gesundheitstag: Für Körper, Geist und Seele“ im Chiemsee Saal. Und dann freue ich mich ganz besonders auf unser beliebtes Musikfestival „Swinging Prien“ (Freitag, 30. Juni, bis Sonntag, 2. Juli, Anm. d. Red.) und hoffe natürlich auf schönes Wetter. Dazu kommen viele einzelne Veranstaltungen wie etwa das Volksmusikschiff oder Musik und Tanz am Maibaum. Neu in diesem Jahr ist der Wasseraktionstag am 6. Mai mit Wassersportflohmarkt – passend zu unserem Jahresmotto „Wasser – tauch mal ein…“ Und mein letztes Wochenende in Amt und Würden wird das Kunst-Wochenende (28. bis 30. Juli). Ein schöner Ausklang für meine Tätigkeit in Prien am Chiemsee.

Welche Voraussetzungen sollte man im Stadtmarketing mitbringen?

Wichtig ist eine Hands-on-Mentalität, also dass man einfach gerne mit anpackt. Und dann muss man auch ein gutes Netzwerk aufbauen können und kompromissbereit sein. Wir, die Prien Marketing, sind ein großes Team, aber ohne Hilfe von außen hätten wir viele Veranstaltungen so nicht durchführen können. Flexibilität ist ebenfalls wahnsinnig wichtig. Ich denke da an Corona und die Christkindlmärkte. Wir haben die Varianten A, B und C geplant, letztlich kam dann mit dem „Priener Adventskranzleuchten“ Variante D zum Einsatz, die wir aus dem Ärmel geschüttelt haben. Humor und die Fähigkeit, gewisse Dinge nicht zu ernst zu nehmen, sind also auch gefragt (lacht).

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