Prien – Kurz vor Beginn des neuen Schuljahres wollen auch die ganz Kleinen entsprechend gut betreut werden. Kitas haben es aber bereits seit einiger Zeit nicht leicht.
Besonders die Träger von Kindertageseinrichtungen stehen wegen gestiegener Kosten, Tariferhöhungen und Personalmangel immer mehr unter Druck. Deswegen warnte der Diözesan-Caritasverband (DiCV) nun eindringlich vor erheblichen Finanzierungslücken und fordert die Politik zu schnellem Handeln auf.
Nicht auf dem
Rücken der Eltern
„Wir brauchen eine kostendeckende Refinanzierung im Kitabereich, sonst können wir Gebührenerhöhungen, Kürzungen von Betreuungszeiten, die Schließung einzelner Gruppen oder ganzer Einrichtungen nicht mehr ausschließen“, mahnt Vorständin Gabriele Stark-Angermeier. „Das alles sollte aber keinesfalls auf dem Rücken der Eltern ausgetragen werden.“
Einen Wunsch hat auch Kita-Leiter Steffen Donaubauer des Priener Hauses für Kinder Marquette der Diakonie in Rosenheim. „Wir würden uns von der Politik wünschen, dass man dort etwas mehr auf dem Schirm hat, dass überall Fachkräfte händeringend gesucht werden.“
Aktuell gibt es dort ausreichend Personal, damit alle Gruppen geöffnet bleiben können. „Wir sind aber trotzdem auf Kante genäht. Viele Ausfälle können wir uns nicht erlauben“, sagt er. Derzeit gibt es dort drei Krippengruppen.
Das sind zwölf Kinder mit drei Betreuerinnen. Im Kindergarten sind es drei Gruppen von je 25 Kindern. Dort sind in einer Gruppe drei Betreuerinnen und in den anderen beiden Gruppen zwei, plus Praktikanten.
„Ich könnte aber noch gut zwei Erzieherinnen gebrauchen und vielleicht noch eine Kinderpflegerin.“
Auch wenn es im Haus für Kinder Marquette derzeit ausreichend Betreuerinnen gibt, bleibt der Wunsch nach mehr. „Noch vor zwei Monaten hätte ich gesagt, es ist hochdramatisch. Zum Glück haben wir für den September noch zwei Mitarbeiterinnen bekommen“, sagt Donaubauer. Davor hätte er große Probleme gehabt, eine Gruppe wirklich adäquat öffnen zu können. Das hat sich aber etwas entspannt.
„Aus der Erfahrung könnte sich im Oktober oder November nochmal was tun, weil da viele die Stelle wechseln. Aktuell bin ich etwas optimistischer. Aber die Personalsituation ist auch bei uns angespannt und es ist schwer, Leute zu finden.“
Der Mangel an Personal ist bei den Kitas allgemein spürbar. Im Haus für Kinder Prievena konnte sogar eine Gruppe gar nicht eröffnet werden, wegen eines Mangels an Personal. „Zum Glück haben aber alle Kinder in dem neu eröffneten Hort, der mit Hortkindern nicht voll war, einen Platz bekommen“, sagt Christine Heindl, die Leiterin der Einrichtung.
„Es ging für die Eltern also gut aus. Das ist auch der gleiche Träger, nur ein anderes Haus. Aber wir haben zu wenig Personal.“ Träger ist ebenfalls die Diakonie Rosenheim. In der Gruppe hätten 25 Kinder Platz finden sollen.
Das Glück, die Kinder an anderer Stelle unterzubringen, wird aber mit der Zeit nicht anhalten. Es kämen zum Teil gar keine Bewerbungen oder nur sehr wenige. Es dauere lange, bis man neues Personal einstellen kann. Man versucht dort, sich mit der angespannten Situation abzufinden. „Das wird noch einige Jahre dauern, bis sich da eine Verbesserung einstellt. Da werden wir uns drauf einstellen müssen. Ich glaube, dass es mehr Gruppenschließungen geben wird.“
Zwar gibt es Initiativen der Politik, mehr Fachkräfte zu gewinnen, aber bis dahin könnte noch viel Zeit vergehen. „Das wird mindestens fünf Jahre dauern, bis sich das entspannt“, sagt Heindl.
Das Personalproblem ist das eine, auch die Finanzierung der Kitas stellt sich als große Herausforderung dar. Die beiden Kitas, das Haus für Kinder Marquette und das Haus für Kinder Prievena, haben mit der Diakonie einen verhältnismäßig großen Träger auf ihrer Seite. Gabriele Stark-Angermeier von der Caritas fordert eine Anhebung des sogenannten „Basiswertes“. Darin wird den Kita-Trägern eine gesetzlich geregelte Betriebskostenförderung nach dem Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetz zugesichert.
Dieser Förderbetrag werde jeweils zu Beginn eines Kalenderjahres an die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst angepasst. Angesichts des späten Tarifabschlusses im öffentlichen Dienst vom April 2023 seien die gestiegenen Personalkosten im aktuell gültigen Basiswert nicht berücksichtigt. Von 2022 auf 2023 seien die Personalkosten für die Träger um neun Prozent gewachsen. „Das ist aber ein finanzieller Kraftakt, den wir nicht allein stemmen können“, warnt Stark-Angermeier.
Blick auf
finanzielle Situation
Was heißt das jetzt für die Kitas und die Eltern in der Region? „Die Träger haben mit der finanziellen Situation zu kämpfen. Die Gehälter wurden angepasst, das ist schön für uns. Aber wenn die Beiträge der Regierung nicht angepasst werden, dann ist es schwer zu finanzieren“, sagt Christine Heindl.
An den Gebühren für die Kitas hat sich im Haus Marquette laut Steffen Donaubauer noch nichts geändert. „Stand jetzt sind wir noch genauso wie im vergangenen Jahr. Ob etwas in Zukunft geplant ist, kann ich nicht sagen.“