Ruhpolding – Sie hat nicht nur ein offenes Ohr für die Probleme der Ruhpoldinger Senioren, sie steht ihnen auch beratend zur Seite, damit Versorgungslücken geschlossen werden und mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben möglich ist. Ingrid Scheiber ist seit 1. März als Quartiersmanagerin der Gemeinde tätig und kümmert sich um die Belange der älteren Bürger. Im Interview mit dem OVB gibt sie einen Einblick in die ersten Monate ihres Amtes und welche Projekte sie verwirklichen will.
Seit einem halben Jahr führen Sie Ihr Amt aus. Was sind die größten Probleme, mit denen die Senioren in Ruhpolding zu kämpfen haben?
In erster Linie fehlt es an Hilfe in Bezug auf hauswirtschaftliche Unterstützung und Fahrdienste. Die meisten Menschen wünschen sich, im eigenen Zuhause alt zu werden. Das ist aber nicht immer einfach. Die Leute brauchen Hilfe, oft fehlt es aber an den Institutionen, die diese Hilfe leisten können. Es gibt zwar Pflegedienste vor Ort, allerdings ist da die hauswirtschaftliche Unterstützung nur in Kombination mit einem bestehenden Pflegegrad möglich. Wenn der nicht vorhanden ist, funktioniert das nicht. Außerdem ist meine Wahrnehmung, dass, selbst wenn ein Pflegegrad vorhanden ist, die Pflegedienste kaum Kapazitäten, beziehungsweise das Personal haben, um diesen Bereich ausreichend abdecken zu können. Deswegen besteht hier großer Handlungsbedarf. Und wie schon erwähnt, die Mobilität. Es ist genial, dass in Ruhpolding eine kostenlose Dorf-Buslinie existiert, aber es gibt ja ältere Menschen, für die bereits der Weg zur Haltestelle beschwerlich ist. Die bräuchten wiederum Dienste, die sie auch mal von daheim abholen und zum Arzt oder einkaufen fahren. Da ist der Bedarf noch nicht abgedeckt.
Konnten Sie diesbezüglich schon Abhilfe schaffen?
Ich hatte hier bereits durch einen Artikel im Gemeindeanzeiger um ehrenamtliche Helfer geworben, doch die Resonanz war minimal. Grundsätzlich helfen sich die Ruhpoldinger gegenseitig, doch es gibt eben Menschen, die in diesem Netz nicht verwoben sind, und hier gilt es die Lücken zu schließen. Daher ist ein Info-Abend am 26. September in der „Alten Schule“ in Ruhpolding geplant, wo eine Nachbarschaftshilfe entstehen soll. Auch eine Kollegin hat mich kürzlich inspiriert. Sie hat eine Taschengeldbörse initiiert. Der Gedanke ist, dass jüngere Menschen ab etwa 16 Jahren, ältere Menschen unterstützen. In hauswirtschaftlichen Angelegenheiten oder zum Beispiel in der Nutzung sozialer Medien, und so ihr Taschengeld aufbessern. Diese Idee möchte ich weiter verfolgen.
Wo wir gerade dabei sind: Was möchten Sie in nächster Zeit noch umsetzen?
Im Rahmen der bayerischen Demenzwoche findet am 22. September in Ruhpolding ein Infovortrag statt. Da ist geplant, im Anschluss einen Gesprächskreis für pflegende Angehörige zu gründen. Hier wird bei entsprechendem Bedarf der Schwerpunkt auf Demenz-Erkrankung liegen. Dieser Kreis soll dem Austausch dienen und Menschen das Gefühl geben, dass sie mit ihren Themen nicht alleine sind. Außerdem ist ein bunter Kreis für Senioren am Entstehen. Hier soll einmal im Monat Begegnung und Austausch ermöglicht werden. Neben dem geplanten Kaffee trinken, soll Raum sein für ein kleines Programm. Hier werden Ideen vom Quartiersmanagement eingebracht, wie Bingo spielen oder Ähnliches, jedoch auch Impulse von den Teilnehmenden aufgenommen. Ich bemühe mich darüber hinaus um einen Sozialfond für ältere Menschen, die knapp bei Kasse sind, damit auch sie mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Werden Sie dabei auch unterstützt?
Das Quartiersmanagement ist ein Projekt, das vom Freistaat Bayern für vier Jahre mit einer Anschubfinanzierung gefördert wird. Die restlichen Kosten sowie ein Budget für zum Beispiel die Organisation von Vorträgen und Veranstaltungen trägt die Gemeinde Ruhpolding. Der erste Bürgermeister Justus Pfeifer und der Geschäftsführer Martin Heinemann sind hier sehr offen, unterstützend und entgegenkommend. Große Unterstützung bekomme ich auch von meiner Kollegin aus der Pressearbeit, mit der ich viel zusammenarbeite, und durch andere Quartiersmanager. Wir treffen uns regelmäßig und tauschen uns über Ideen und Projekte aus. Zudem wird der Sozialpsychiatrische Dienst der Caritas das Bürgerbüro für Beratungen nutzen, zu den Zeiten, wo ich nicht im Dienst bin. So entsteht ein Beratungsangebot vor Ort. Hier ist der Gerontopsychiatrische Dienst mit Beratung für psychisch erkrankte Senioren vertreten und die Maßnahme des ambulant betreuten Wohnens, die Unterstützung für psychisch kranke Menschen in der eigenen Wohnung bietet und auch bei der Beantragung unterstützt. Ebenso ist eine Bürokratieberatung von der Caritas im Bürgerbüro installiert. Hinweisen will ich noch auf die bestehende Wohnberatung des BRK.