Prien – Die Priener Schären sind ein beliebter Platz. Die kleine Halbinsel unweit des Hafens Prien/Stock lädt zu einem Spaziergang entlang der Seepromenade ein. Sie sind zudem Austragungsort von Veranstaltungen, wie dem Ufermarkt, der heuer vom 3. bis 5. September stattgefunden hat. Allerdings gibt es nun Kritik an dieser Veranstaltung.
„Sehr
unappetitlich“
Entlang der Chiemsee-Promenade waren mehrere Verkaufs- und Essensstände aufgestellt. Und auf der Wiese in der Mitte? Urinalständer für Männer, die von vier Seiten benutzt werden können, und mobile Toilettenanlagen. Sehr zum Ärger von Erika Becker aus Prien, die sich an die Chiemgau-Zeitung wandte. „Jeder konnte den Männern beim Urinieren zuschauen! Sehr unappetitlich“, klagt sie. Auch ihre Freunde, mit denen sie den Markt besuchte, seien dieser Meinung gewesen. Wer eine Runde auf dem Markt drehte, habe ihren Aussagen nach immer auf die Urinale blicken können.
Veranstaltet werden die Märkte auf den Schären von der Eventmanagement-Firma „Geja Event“ in Herrsching am Ammersee. Und das schon seit mehreren Jahren, wie eine Mitarbeiterin auf Nachfrage mitteilt. „Die Urinale und mobilen Toiletten standen in den Jahren zuvor auch schon auf der Wiese“, sagt sie. Noch nie habe sich deswegen jemand beschwert. Die Verkaufsstände seien darüber hinaus – wie immer – mit dem Rücken zu den Notdurft-Einrichtungen gestanden.
Würden sie die Toiletten an einer anderen Stelle, abseits des Marktes aufstellen, „sind sie schon wieder zu weit weg vom Geschehen“, sagt die Mitarbeiterin. Daher biete sich die Wiese am besten an. „Wir haben da auch Auflagen von der Gemeinde, die wir erfüllen müssen und diese halten wir selbstverständlich ein“, betont sie. Aus dem Ordnungsamt der Marktgemeinde Prien heißt es diesbezüglich aber, dass in den Auflagen nur festgelegt sei, wie viele Toiletten und Urinale es geben müsse. Wo diese aufgestellt werden, obliege den Veranstaltern.
Heuer seien es auch mehr WCs und Urinale als in den Jahren zuvor gewesen. Das begründet die Mitarbeiterin von „Geja Event“ mit der Generalsanierung des Prienavera Erlebnisbades. In den vergangenen Jahren habe es zusätzlich noch die Möglichkeit gegeben, die Toiletten des Schwimmbades zu benutzen, die Einrichtung ist jedoch im Moment aufgrund der Sanierung geschlossen, so auch die Klos. „Und wir können ja nicht einfach verlangen, dass die umliegenden Restaurants ihre Toiletten zur Verfügung stellen“, sagt die Mitarbeiterin.
Die aufgestellten Urinale und mobilen Toilettenanlagen wurden von der Firma „CloCon“ in Trostberg vermietet. Auf ihren grauen Außenseiten befindet sich in oranger Farbe die Handynummer des Unternehmens. Auf die Frage der Zeitung, ob daher auch bei ihm schon Beschwerden eingegangen sind, antwortet Geschäftsführer Michael Firlbeck: „Kaum. Und wir können da auch nicht mitreden, da wir die Klos lediglich vor der Veranstaltung an den vereinbarten Ort liefern, bei Bedarf leeren, und wieder abholen.“
Die Aufstellung von Urinalen und Toilettenanlagen hatte auch bei anderen Festen in jüngster Zeit für Kritik gesorgt. Eine Rollstuhlfahrerin bemängelte eine mobile Behindertentoilette auf dem Mühldorfer Volksfest. Dabei ging es ihr nicht nur um die Sauberkeit, sondern auch um die Erreichbarkeit. Während des Rosenheimer Herbstfestes zeigten sich Besucherinnen empört über Urinalständer, die an der Ebersberger Straße aufgestellt waren. „Die offenen Urinale führen dazu, dass wir ständig hinschauen müssen“, sagte eine Besucherin im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung.
Wider das
„Wildbieseln“
In Rosenheim waren die Anlagen auch von „CloCon“ gemietet. Geschäftsführer Firlbeck hatte von den Beschwerden mitbekommen. „Die stehen da schon seit vielen Jahren, deshalb verstehe ich nicht, warum sich genau jetzt die Leute beschweren“, sagt er. Man dürfe nicht den positiven Aspekt vergessen, dass sich die Veranstalter immerhin darum kümmern, dass der Bedarf an WCs ausreichend gedeckt ist, betont Firlbeck. Denn das verhindere, dass sich Besucher fürs „Wildbieseln“ entscheiden. „Da ist es doch besser, wenn ich Toiletten habe, die jeden Tag geleert werden, wie wenn jeder bei heißem Wetter in die Wiese pinkelt, und diese dann dementsprechend zu stinken beginnt.“